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Neue USt.-Regelung: Exklusive Kindle-Titel teurer, Stores schließen

Seit dem gestrigen 01.01.2015 werden eBooks EU-weit nach dem Bestimmungslandprinzip versteuert. Online-Händler Amazon gibt die zusätzlichen Aufwände an Verlage und Autoren weiter, was zu einer spürbaren Verteuerung von Exklusiv-Titeln geführt hat. Aber auch deutsche Händler sind betroffen.

Führte Amazon bislang nur den luxemburgischen Steuersatz von 3 Prozent auf eBooks ab, muss jetzt der deutsche Steuersatz in Höhe von 19 Prozent bezahlt werden. Weil Amazon die Umsatzbeteiligung abhängig vom Netto-Verkaufspreis auszahlt, standen insbesondere exklusiv bei Amazon publizierende Indie-Autoren wie berichtet vor der Entscheidung, ihre eBooks entweder um mehr als 10 Prozent zu verteuern oder geringere Einnahmen in Kauf zu nehmen.

Am gestrigen Neujahrestag wurden dann fleissig Preise geändert – in einem solchen Umfang, dass der Amazon-Dienst KDP zeitweise in die Knie ging. Ein Blick auf die Kindle Top 20 zeigt, dass viele Indie-Autoren ihren (in Umfragen artikulierten) Versprechungen Taten folgen ließen und die Netto-Anpreise so anpassten, dass die Brutto-Preise an die nächsthöhere Preis-Schwelle stoßen. Aus 0,89 Euro oder 0,99 Euro wurden so 1,49 Euro (Liebe, Krise, Footballspiele), aus 3,99 Euro 4,49 Euro (Schweigende Schuld). Einige Preise sind auch noch nicht angepasst, weshalb etwa Zimtzucker von Hanna Kaiser gegenwärtig 3,45 Euro kostet (vorher 2,99 Euro).

Osiander schränkt eBook-Vertrieb ein

Mit der neuen Umsatzsteuer-Regelung ist der Wettbewerb gerechter geworden, weil Amazon jetzt unter den gleichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen agiert wie etwa die Tolino-Allianz. Gleichzeitig wurde die Gesetzgebung aber auch komplizierter, da für jedes Land, in das verkauft wird, ein anderes Umsatzsteuerrecht Anwendung findet.

Davon sind auch deutsche Anbieter betroffen. So stellte der Regionalfilialist Osiander zum Jahreswechsel den bislang praktizierten Verkauf von eBooks ins EU-Ausland komplett ein – er sei schlicht "wirtschaftlich nicht mehr möglich.

"Riesenskandal, stärkt Amazon"

Andere Stores machten gleich ganz dicht. So stampfte der vielfach gelobte eBook-Verlag Mikrotext seinen eigenen eBook-Shop zum Jahreswechsel aufgrund der Neureglung ein und verlinkt jetzt nur noch zu anderen Plattformen. Mikrotext-Verlegerin Nikola Richter, auf der Frankurter Buchmesse vom Börsenverein mit einem Nachwuchspreis ausgezeichnet, fand zur neuen Gesetzgebung deutliche Worte. Sie sei "ein Riesenskandal und bewirkt das Gegenteil: Schwächung der Kleinen, dadurch indirekt Stärkung von Amazon". Ein anderer Kleinverleger spricht von einem "unternehmerischen Alptraum für jeden Kleinstverlag". Fraglos ist die steuerliche Anpassung ein für fairen Wettbewerb notwendiges, aber höchst zweischneidiges Schwert.

<Bildnachweis: tax von Shutterstock>

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Kommentare


A few words on VAT and pricing | Cora Buhlert 4. Januar 2015 um 04:16

[…] Now this change does not affect the average consumer (and indeed this very long lists of German laws changing on January 1, 2015, never once mentions the VAT changes), but it is a big deal for online vendors, freelancers and any business trading across European borders, because it makes online sales a lot more complicated and/or not viable for smaller vendors. For more from a UK perspective, see these posts by Juliet E. McKenna and Hannah Kate as well as this article from the Telegraph. For more from a German perspective, see this post at the German e-reader news site Lesen.net. […]

Antworten

A few words on VAT and pricing | Pegasus Pulp 4. Januar 2015 um 04:19

[…] Now this change does not affect the average consumer (and indeed this very long lists of German laws changing on January 1, 2015, never once mentions the VAT changes), but it is a big deal for online vendors, freelancers and any business trading across European borders, because it makes online sales a lot more complicated and/or not viable for smaller vendors. For more from a UK perspective, see these posts by Juliet E. McKenna and Hannah Kate as well as this article from the Telegraph. For more from a German perspective, see this post at the German e-reader news site Lesen.net. […]

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