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Offiziell: Bonnier sagt hartem DRM adè

Was wir schon am vergangenen Donnerstag vermeldeten, hat die Bonnier am gestrigen Montag offiziell gemacht: Die eBooks von großen Publikumsverlagen wie Piper, Ullstein und Carlsen sind vom 01. Juli an nicht mehr mit Adobe-DRM versehen – bleiben aber kopiergeschützt.

Wasserzeichen statt Adobe

In der Pressemitteilung (unten im Volltext) verweist Bonnier auf den ohnehin nur scheinbaren Schutz des Adobe-DRM, das mit zwei Klicks entfernt werden kann, sowie auf Wünsche aus dem Handel. DRM-Technik frustriere Leser und schaffe "einen klaren Wettbewerbsnachteil etwa gegenüber Amazon".

Vom 01. Juli an tritt an die Stelle von Adobe DRM ein weicher Kopierschutz, heruntergeladene eBooks verfügen über sichtbare und unsichtbare Personalisierungen. Diese Wasserzeichen, deren Einsatz nicht frei von Kritik sind, haben zuletzt auch bei Dumont und dtv den harten Kopierschutz abgelöst. So wirklich traut man dem Leser offenbar weiterhin nicht.

Bei Amazon weiterhin verschlüsselt

Daneben werden die eBooks der Bonnier-Verlage teilweise auch weiterhin mit hartem Kopierschutz versehen – nämlich bei Amazon. In der Vergangenheit hat der Online-Händler jedenfalls noch jedem von einem Verlag kopierschutzfrei angelieferten eBook sein DRM übergestülpt – nur wer als Autor oder Kleinverlag über die Self-Publishing-Plattform publiziert, kann sein eBook kopierschutzfrei bereitstellen.

Nichts desto trotz ist die Umstellung aus Lesersicht natürlich absolut zu begrüßen, bedeutet sie doch deutlich mehr Nutzungskomfort und auch Flexibilität. Zu den Profiteuren zählen insbesondere unabhängige Buchhändler und Online Stores, deren verkaufte Bonnier-Titel vom 01. Juli deutlich leichter auf die eBook Reader der Kunden gelangen. Einige Geschäftsmodelle, genannt sei Booktree, werden durch den Verzicht auf harten Kopierschutz überhaupt erst ermöglicht.

Jahre zu spät

Allerdings müssen sich die Verlage vorwerfen lassen, (einmal mehr) verdammt spät dran zu sein. Ungleich effektiver wäre eine Umstellung vor 3, 4 Jahren gewesen, als Amazon seine Kindle-Flotte noch nicht millionenfach auf deutschen Schlafzimmertischen verteilt hatte und das Handling kopiergeschützter epub-Dateien wesentlich komplizierter war als heute. Besitzer etwas eines Tolino Vision 2 brauchen innerhalb der Tolino-Plattform nicht einmal mehr eine Adobe-ID zum Kauf kopiergeschützter Dateien und werden vom derzeitigen Paradigmenwechsel in der Verlagsbranche gar nichts mitbekommen.

Die deutschen Bonnier Verlage (u.a. Piper, Ullstein, Carlsen, arsEdition, Thienemann-Esslinger und Berlin Verlag) stellen zum 1. Juli 2015 beim Kopierschutz für E-Books auf weiches DRM (Wasserzeichen) um.

Die deutschen Bonnier Verlage u.a. Piper, Ullstein und Carlsen erklären diesen Schritt wie folgt:
Um unsere E-Books vor illegalen Downloads zu schützen, verwendeten wir bisher ein sogenanntes „hartes DRM“, das eine Registrierung bei der Firma Adobe erfordert. Der Leser muss sich auf komplizierte Weise anmelden und kann das E-Book nur auf registrierten Geräten lesen. Von uns durchgeführte Tests haben gezeigt, was auch von Urheberrechts-Experten bestätigt wird: Wer den Kopierschutz des „harten DRM“ umgehen möchte, kann dies relativ einfach tun. Die Zahl illegaler Downloads richtet sich nicht nach der Härte des Kopierschutzes, sondern nach der Begehrlichkeit eines Titels: Bestseller tauchen in den Tauschbörsen überproportional auf.

Auch aus dem Handel war immer wieder an uns herangetragen worden, dass die komplizierte DRM-Technik die Leser frustriere und einen klaren Wettbewerbsnachteil etwa gegenüber Amazon schaffe. Mit dem Verzicht auf hartes DRM unterstützen wir alle Handelsteilnehmer gleichermaßen und schaffen etwaige Wettbewerbsbarrieren ab. Insbesondere der unabhängige Buchhandel kann seinen Kunden damit das Lesen von erworbenen E-Books deutlich erleichtern.

Aus diesen Gründen werden die E-Books der genannten Verlage künftig nicht mehr mit hartem DRM, sondern durch ein digitales Wasserzeichen, das sogenannte „weiche DRM“, geschützt. Als Signatur wird ein nicht sichtbares Muster in den Text des Buches hineincodiert. Wir werden zudem eine prägnante Seite mit Warnhinweisen in die E-Books einbauen, ein zusätzlicher psychologischer Effekt, der an die Sorgfaltspflicht der Leser appelliert.

Dazu Christian Schumacher-Gebler, CEO der deutschen Bonnier Gruppe: „Wir sind zuversichtlich, mit dieser kundenfreundlicheren Lösung das Urheberrecht unserer Autoren ebenso zuverlässig zu schützen wie bisher, zugleich für unsere digitalen Bücher noch mehr und noch zufriedenere Leser zu gewinnen sowie alle Marktteilnehmer optimal zu unterstützen.“
Die Umstellung auf weiches DRM werden wir zum 1. Juli dieses Jahres vornehmen. Parallel dazu werden wir unsere ohnehin intensiven Maßnahmen zur Entdeckung und Verfolgung von Urheberrechtsverstößen weiter ausbauen und vorantreiben.

Bildnachweis: Lock von Shutterstock

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Kommentare


Bonnier (Piper, Ullstein, Carlsen, …) wohl unmittelbar vor DRM-Abschied [Update] » lesen.net 23. Juni 2015 um 10:58

[…] 23.06.: Inzwischen hat Bonnier die Umstellung bestätigt. Zum Artikel.] Die Titel einiger Buchverlage sind schon lange oder sogar schon immer kopierschutzfrei, in […]

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Markierungen 06/24/2015 – Snippets 24. Juni 2015 um 06:35

[…] Offiziell: Bonnier sagt hartem DRM adè » lesen.net […]

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Die deutschen Bonnier Verlage verabschieden sich von hartem DRM | OnleiheVerbundHessen 5. Juli 2015 um 17:05

[…] Bonnier sagt ade zu DRM […]

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Rowohlt, Knaur, KiWi, S. Fischer: Auch Holtzbrinck verzichtet auf hartes DRM » lesen.net 20. Juli 2015 um 15:05

[…] fallen: Kurz nachdem sich die Bonnier-Gruppe (in Deutschland unter anderem Ullstein, Carlen, Piper) von hartem Kopierschutz verabschiedete, zieht die Verlagsgruppe Holtzbrinck nach. Damit schwört in Deutschland nur noch ein […]

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[…] Ende Juni die Umstellung seines Kopierschutzes von hart (Adobe) auf weich (Wasserzeichen) verkündete und nicht einmal einen Monat später Holtzbrinck (Rowohlt, Knaur, KiWi, S. Fischer, …) […]

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Mobile Publishing: Update August 2015 | smart digits 1. September 2015 um 04:02

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