Oolipo: Wie sich Bastei Lübbe mobiles Erzählen vorstellt
Mit seiner neuen E-Reading-Plattform Oolipo will das Kölner Verlagshaus multimediales Erzählen salonfähig machen und auf Smartphones und Tablets auch Nutzer erreichen, die derzeit weder zu gedruckten noch digitalen Büchern greifen. Entsprechend haben die Inhalte mit konventionellen eBooks wenig zu tun. Aber innovativ sind nicht nur die Inhalte, sondern auch ihre Bezahlung, wie wir auf der Leipziger Buchmesse erfuhren.
Wie berichtet ist aus der ursprünglich als eBook Flatrate (und unter dem Namen des eingekauften Shop Beam eBooks) geplanten Projekt zwischenzeitlich eine "Häppchen-App" geworden, bei der er vergleichsweise kurze Texte, gerne mit Bewegtbild und Musik angereichert, erhältlich sein sollen. Die ausgegebenen Ziele sind ehrgeizig: Bis 2020 will Oolipo 24 Millionen Kunden haben und 400 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.
Originäre multimediale Texte
Initiator von Oolipo ist der Kölner Verlag Bastei Lübbe. Zwischenzeitlich wanderten allerdings 55 Prozent der Unternehmensanteile an einen britischen Finanzinvestor, der weitere strategische Verlagspartner ins Boot holen soll.
Auf Partner ist Bastei Lübbe angewiesen, denn die bei Oolipo angebotenen Inhalte werden eigens erstellt. Auf der Leipziger Buchmesse demonstrierte uns eine Oolipo-Produktmanagerin die App, nebst Inhalten, die mit konventionellen eBooks nichts zu tun haben. Wischt man eine Seite weiter, kann man schon einmal mit einem Dialog im grafischen Stil von SMS oder Whatsapp konfrontiert sein. Oder mit einem Videoclip.
Dieses multimedialen Geschichten sind zunächst einmal ungewohnt, fühlen sich allerdings deutlich natürlicher an als "klassische" Enhanced eBooks, wo dem gerade in die Geschichte versunkenen Leser nach 30 gelesenen Seiten plötzlich eine animierte Landkarte anspringt. Klar ist allerdings auch: Die eher kurzen Geschichten können unterhalten, ermöglichen aber kein stundenlanges Versinken wie in "echten" Romanen, egal ob gedruckt oder digital. Oolipo konkurriert hier eher mit Youtube-Clips und Spiele-Apps.
Zweisprachiger Start im Spätsommer
Nutzer schließen kein Abonnement für Oolipo selbst ab, sondern können gegen Bezahlung Content-Channels abonnieren. Auch der Erwerb von "Season Passes", also der Vorab-Bezug einer ganzen Serie, soll möglich sein.
Los geht es im Spätsommer, und zwar sowohl auf deutsch als auf englisch. Dabei ist selbstredend Bastei Lübbe mit einem zweisprachigen Channel, daneben führt Oolipo nach eigenen Angaben derzeit Gespräche mit mehreren Verlagen, aber auch mit anderen Medienunternehmen und Marken.
Klassische Leser werden fremdeln
Oolipo ist zweifelsohne ein spannendes Projekt. Ob es auch ein erfolgreiches Projekt wird, ist kaum abzuschätzen. Auf der einen Seite ist die Konkurrenz auf Smartphone-Displays riesig und viele Inhalte – Youtube-Videos, Websites, Spiele – kostenlos abrufbar, mehr als Kleckerbeträge lassen sich für die eigens produzierten Inhalte nicht aufrufen. Das lohnt sich nur bei sehr vielen Abonnenten, und das Kern-Buch-Publikum wird mit den multimedialen Kurztexten zunächst einmal fremdeln.
Auf der anderen Seite sind es viele Smartphone-Nutzer allerdings auch schon gewohnt, mit einem Tap Kleinbeträge auszugeben (In-App-Purchases). Und Bastei Lübbe hat über seine Heftromane jahrzehntelange Erfahrung mit seriellem Erzählen und mit Bastei Entertainment in den letzten Jahren viele neue Contentformen ausprobiert. Auf jeden Fall erscheint die Ausarbeitung "nativer" Smartphone-Bücher vielversprechender als jene multimedial "angereicherten" Bücher, mit denen Verlage vor einigen Jahren viel Geld versenkten, weil sich kaum ein Leser mit teuren Hybriden hinter dem Ofen hervorlocken ließ.
Kommentare
Joosr: Nächste Lese-App für komprimierte Bücher » lesen.net 7. Juli 2016 um 15:00
[…] Inhalten. Die neuen Bookshots von James Patterson sind ein Beispiel dafür, die in Entwicklung befindliche Streaming-Flatrate Oolipo von Bastei Lübbe ein anderes. Das bedeutet gleichwohl nicht den Untergang des literarischen […]