Open Syllabus Project: Die einflussreichsten Werke als interaktive Infografik
Johannes Haupt
(Fachredakteur)
Welche Bücher stehen häufig auf den Lehrplänen der Hochschulen und üben damit besonders viel Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft aus? Forscher der New Yorker Columbia University sind dieser Frage nachgegangen und präsentieren das Ergebnis in Form einer beeindruckenden Visualisierung. Auf dem Treppchen ist auch ein deutscher Titel.
Mehr als eine Million Literaturempfehlungen, gecrawlt von den Websites US-amerikanischer Universitäten, liegen dem Open Syllabus Project zugrunde. Analysiert wurde auch, in welchen Lehrfeldern die Bücher gelesen werden. In Summe wurden rund 933.000 unterschiedliche Arbeiten extrahiert, von denen knapp die Hälfte nur ein einziges Mal zur Lektüre empfohlen wurde.
Schreibratgeber und politische Schriften
Das einflussreichste Buch an amerikanischen Universitäten ist demnach der fast 100 Jahre alte Schreibratgeber The Elements of Style, publiziert von einem Englischprofessor ursprünglich nur zur Nutzung an der eigenen Universität. Das Buch auf Platz 2 ist sogar noch gute 2.300 Jahre älter. Platons in "Republic" (Der Staat) ausgeführte Vorstellungen eines idealen Staates scheinen nichts an ihrer Relevanz verloren zu haben. Das gilt auch für Das kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels, das sich auf Platz 3 der meistgelesenen Bücher an US-Universitäten befindet.
Die Initiatoren des Open Syllabus Project weisen in einem Gastartikel in der New York Times darauf hin, die besonders häufig gelesenen Bücher ständen in der Regel auf den Lehrplänen verschiedener Disziplinen. So würde Platon ebenso wie Marx/Hengels gleichermaßen in Geschichte, Sozialwissenschaften und Politik behandelt.
Einflussreiches Sklavereidrama
Anders sieht es wohl bei zeitgenössischer Belletristik aus, denn Romane spielen auf den Lehrplänen eine eher untergeordnete Rolle. Der am häufigsten zur Lektüre empfohlene Titel, das 1987 publizierte Sklavereidrama "Beloved" (Menschenkind) von Nobelpreisträgerin Toni Morrison, findet sich erst auf Platz 43. Außerdem auf den vorderen Plätzen: Der Science-Fiction-Roman Neuromancer von William Gibson und das Holocaust-Comic MAUS (Art Spiegelman).
Top 10.000 Titel als interaktive Infografik
Die 10.000 meistzitierten Titel haben die Forscher von der Colombia Univerity in Form einer interaktiven Infografik aufgearbeitet. Die Titel sind unterteilt nach Lehrfeldern und werden je nach Häufigkeit der Empfehlung unterschiedlich groß dargestellt. Oft zusammen genannte Werke stehen nah beieinander.
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