Pageplace: Telekom Zeitungskiosk am Start
Nach Bertelsmann möchte nun auch die Telekom am schnell wachsenden ePublishing-Markt partizipieren. Die Bonner stellten heute auf der Cebit ihren digitalen Zeitungskiosk Pageplace vor, wo ab sofort im www oder via iOS-App eBooks und ePapers gehandelt werden. Angst und Bange muss der Konkurrenz ob des magentafarbenen Projektes allerdings (noch) nicht werden.
Die Telekom versteht PagePlace als verlags- und plattformunabhängigen Online-Marktplatz für digiale Druckerzeugnisse. Mit einzelnen Verlagen arbeitet das Unternehmen direkt zusammen, darüber hinaus kommen einschlägige Aggregatoren zum Zuge – das eBook-Sortiment unterscheidet sich somit nicht fundamental von Libri, Ciando & Co und kommt auch recht konventionell daher: Enhanced eBooks finden sich nicht. An ePapers gibt es momentan 14 Tageszeitungen, zwei Wochenzeitugen (Zeit und Handelsblatt) sowie vier Magazine. Die WiWo und das Handelsblatt sind nach Registrierung momentan kostenlos zugänglich, alle anderen Titel können per Paypal, clickandbuy, Kreditkarte oder Telekom-Rechnung erlöst werden.
Neben dem Online-Auftritt stehen Lesefreunden gegenwärtig auch noch Windows-Software sowie eine iOS-App zur Nutzung des Angebots bereit; letztere öffnet zum Einkauf aktuell die Pageplace-Website in Safari. Die Telekom verspricht eine Implementierung der InApp-Purchase-Funktion innerhalb der nächsten 90 Tage – natürlich nicht ganz freiwillig. Die 30% an Apple abzugebenden Umsatzanteil setzen dem Mobilfunkunternehmen zu, andererseits ist eine App für iPhone- und iPad-Nutzer gegenwärtig unverzichtbar – im besonderen Maße natürlich bei nativ großformatigen Zeitungen und Zeitschriften, die auf Tablets eine besonders gute Figur machen.
In den nächsten Monaten soll das Pageplace-Ökosystem kräftig wachsen: Eine App für Android-Devices ist in Planung, ebenso Software für Mac OS. "Diese Unabhängigkeit von Geräte-Herstellern ist bislang einzigartig", bejubelt die Telekom diesen Umstand in ihrer Pressemitteilung – das ist natürlich quatsch, so ist etwa die Kindle-Plattform mit Apps unter anderem auch für Windows Phone 7 und Blackberry schon heute wesentlich größer. Spätestens wenn Amazon seinen Kindle Store (sehr zeitnah) mit auch für Deutsche zugänglichen lokalisierten Inhalte befüllt, sieht sich die Telekom mit einem in Sachen Vernetzung deutlich progressiveren Mitbewerber konfrontiert.
Gerade für Buchleser haben die Bonner zudem recht wenig zu bieten: Während Amazon hier seinen ausgezeichneten Kindle vorweisen kann, ist ein mit Pageplace verbundenes dediziertes Lesegerät momentan kein Thema. Im Hintergrundgespräch mit lesen.net wollte ein Telekom-Projektmanager solche Angebote für die Zukunft zwar nicht ausschließen, in den nächsten Monaten ist hier allerdings mit keinem magentafarbenen Reader zu rechnen.
Umgekehrt arbeiten Libri und Thalia am Ausbau ihrer Ökosysteme; neben schon verfügbaren dedizierten Lesegeräten werden hier Apps entwickelt, mit denen bei den Buchhändlern gekaufte Literatur auch auf Tablets und Smartphones geholt werden kann (was über Adobe DRM unterstütztende Apps wie den Bluefire Reader "manuell" ohnhin schon heute möglich ist).
Obwohl der Innovationsgrad von Pageplace also nahe Null liegt und der Wettbewerb groß ist, könnte sich das Projekt trotzdem schnell zu einem wesentlichen Vertriebskanal für deutsche Verlagshäuser entwickeln; mit 25 Millionen Festnetz- und 35 Millionen Mobilfunkkunden verfügt das Unternehmen zweifellos über ein einzigartiges Kundenpotenzial, welches auch via Marketingkampagnen aktiviert werden soll. Im Verbund mit dem ansprechenden Optik, einer (auf den ersten Blick) ordentlichen Usability und vielfältigen Bezahloptionen ist Pageplace momentan sicherlich nicht die schlechteste Adresse zum Ein- sowie Verkauf digitaler Literatur, wenngleich im Sortiment (wohl auch dem "Preview"-Status geschuldet) gegenwärtig noch große Lücken klaffen.
Kommentare
Bigboo73 1. März 2011 um 17:54
…das ist natürlich quatsch, so ist etwa die Kindle-Plattform mit Apps unter anderem auch für Windows Phone 7 und Blackberry schon heute wesentlich größer….
hab ich was nicht mitbekommen? Gibt es eine große Auswahl deutscher Magazine und Bücher über Kindle?
zu Libri: langsam rege ich mich auf, bin ja regelmäßiger Ebook Belletristik Käufer bei Libri, aber die scheinen Ihre für letzten November angekündigte App nicht auf die Beine zu bekommen….
zu pageplace, danke schonmal für die Info, habe die iOS App gleichmal ausprobiert :)
Registrierung:
haha öffnet den Safari Browser und der kann das Registrierfenster nicht öffnen ;)
nach der Registrierung über PC, wollte ich gleich mal das handelsblatt laden. Das ging soweit aber nach dem laden, Absturz, bzw. alles eingefroren, musste mein iPad komplett neu starten.
Jetzt habe ich erstmal keine Lust mehr…
Timo 1. März 2011 um 18:31
Ist doch prima, gibt ja noch nicht genug Lese-Apps. Noch ein paar mehr und Lese Apps überholen zuerst die Furz- und dann die Taschenlampen-Apps.
Telekom schließt eBook Store Pageplace » lesen.net 17. Januar 2014 um 16:05
[…] startete (erst) im März 2011 und war anfangs primär als digitaler Zeitungskiosk konzipiert, neben eBooks gab es vom Start weg […]
Totenglocken für Pageplace: Nächste Woche ist Schluss » lesen.net 4. April 2014 um 18:05
[…] genau drei Jahren, auf der Cebit 2011, stellte die deutsche Telekom ihren eBook Store Pageplace ins Netz. Von Anfang an setzte der Mobilfunkkonzern stark auf E-Paper, statt eigenem eBook Reader gab es […]