Personal News: Brauchbar, aber nichts für eReader
niiu bekommt Konkurrenz auf dem (vermuteten) Markt für personalisierte Zeitungen: Gestern ging Personal News an den Start, eine – vorerst – nur im Internet "erscheinende" individuelle Tageszeitung. Wir haben das Projekt bereits in der geschlossenen Beta-Phase getestet, naturgemäß ein besonderes Augenmerk auf die Tauglichkeit für elektronische Lesegeräte gelegt.
Das Prinzip von personalisierten Zeitungen ist überall das gleiche: Der Nutzer hat auch bei Personal News die Möglichkeit, sich aus gegenwärtig 15 angeschlossenen Zeitungen zehn verschiedene Ressorts auszuwählen, die es dann in Form einer (entsprechend eben nicht 100%ig) individuellen Tageszeitung morgens ins E-Mail Postfach bzw. zum Abruf online gibt.
Die Titelauswahl ist bunt gemischt, sowohl politisch (von Welt bis Frankfurter Rundschau) als auch thematisch (vom "Wirtschafts Blatt" bis zur "Rätselschmiede"). Das Angebot ist dabei sicherlich noch in der Breite ausbaubar, so sind momentan nur vier deutsche Tageszeitungen im Angebot. Für die frühe Projektphase gehen die Titel aber in Ordnung.
25 Ausgaben der so zusammen gestellten Personal News liegen bei 25 Euro – für ein reines E-Paper eine ambitionierte Bepreisung. Die Welt Kompakt etwa verlangt für ein elektronisches Monatsabo nur 1/3 dieser Summe, auch Kindle-Abos sind günstiger (allerdings "beschnitten" i.S.v. ohne Bilder). Das Team hinter dem Projekt betont Benefits und Wertigkeit der Online-Zeitung dann auch im Bezug auf die internationalen Partner wie Washington Post.
Unsere Personal News standen in den vergangenen Tagen immer zuverlässig zwischen 7:25 Uhr und 7:35 Uhr zum Download bereit. Zur Abrufung gibt es zwei Möglichkeiten: Die Zeitung lässt sich in einem schicken wie funktionalen "E-Reader Modus" (flashbasierende Darstellung ähnlich wie bei Issuu) oder ganz klassisch als pdf-Datei wiedergeben.Bei der Online-Anzeige gibt es dabei noch durchaus Optimierungsbedarf, etwa bei der Anzahl der Zoomstufen (momentan nur zwei).
So oder so macht die Anzeige nur auf einem Computerbildschirm Spaß: Erwartungsgemäß waren Sony Reader wie Kindle 2 mit dem komplexen pdf-Layout überfordert und zeigten die Inhalte als Vergrößerung nur "zerschossen" an – auch die Dateigröße (20 Mbyte für 31 Seiten) und damit verbundene Übertragungsdauer prädestiniert das pdf nicht gerade für elektronische Lesegeräte. Eine .epub-Ausführung mit eReader-kompatibler Struktur der Inhalte wie beim TAZ Digiabo gibt es leider noch nicht.
So oder so stände zwischen Übertragung und Lesevergnügen immer noch der kabelgebundene Transfer von Computer zum eBook Reader. Wer einen Kindle 2/DX sein Eigen nennt oder mit Erscheinen zum iRex DR800SG, Skiff Reader oder wohl zum Vodafone Reader greift, kann dagegen sofort ohne PC-Start loslesen.
Das gilt natürlich ebenso für das vieldiskutierte iPad, dem wir bereits besondere Qualitäten für die Wiedergabe bunter und großformatiger Inhalte bescheinigten. Weil Apple aber wohl auch bei seinem Tablet auf Flash verzichtet, wird hier – zumindest Stand heute – wohl nur das vergleichsweise wenig komfortabel schmökerbare pdf von Personal News bereitstehen. Auch tritt die Publikation auf dem iPad in aktuell kaum zu gewinnende Konkurrenz zu den Internet-Angeboten der Zeitungen, wo die gleichen Informationen bereitstehen – aktueller, individueller wählbar und zumeist auch noch kostenlos.
Auch als reine "Browser-Zeitung" hat Personal News sicherlich ihre Existenzberechtigung, zumal die Aufbereitung der Inhalte wirklich gelungen und kein Vergleich zur häufig gestauchten oder gezerrten Print-Ausgabe von niiu ist. Eine zusätzliche Ausgabe für eBook Reader würde dem Projekt aber gut zu Gesicht stehen – ideal wären hier natürlich Kooperationen mit Amazon & Co., über die Personal News etwa via Whispernet auf die Kindles von vielreisenden Geschäftsleuten kommen könnten.
Was Personal News außerdem definitiv fehlt, ist ein Schnupperangebot. 25 Euro für die Zeitung im Sack werden wohl nur besonders medienaffine und zahlungskräftige Lesefreunde zu investieren bereit sein.
Kommentare
Sony Reader Pocket Edition PRS-300 im Test » Kaufen » lesen.net 21. Februar 2010 um 16:16
[…] kleinen reinen Textfiles mehrere Sekunden; wird mit mehreren Mbyte großen Text/Bilddateien (etwa Personal News) gearbeitet, sind Reboots eher die Regel als die Ausnahme. Fürs Schmökern von epub-eBooks – […]
Pocketbook 302 im Test (+HD-Video) » Topnews » lesen.net 18. April 2010 um 19:41
[…] Marktniveau. Naturgemäß ein bisschen mehr Geduld muss beim öffnen großer pdf-Dateien wie Personal News mitgebracht werden, hier hängt sich die Software auch gerne mal […]