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Piracy: eBooks im Trend

piratenflaggeBei Tauschbörsen, One-Click-Hostern und in weiteren dunklen Ecken des World Wide Web wird neuerdings fleißig mit Literatur gehandelt. Der sich schon in den ersten Tagen des iPad-Verkaufs abzeichnende Trend hat sich in den vergangenen beiden Monaten zu einem richtigen eBook-Boom bei Bittorrent & Co. entwickelt, bilanzieren Marktforscher – zum Leidwesen der Buchindustrie, welche an den Entwicklungen aber auch nicht ganz schuldlos ist.

Die ORF Futurezone publizierte heute ein Interview mit Eric Garland, Chef des kalifornischen Marktforschungsinstituts BigChampagne. Der Unternehmer stellt unter anderem fest, Piracy werde immer dezentraler und kleinteiliger, verteile sich auf mehr Plattformen und Kanäle als früher. Nichts desto trotz konzentriere sich das Interesse mediengattungsübergreifend auf einige wenige Dateien – dass es sich dabei nicht zwingend um komerzielle Bestseller handeln muss, wiesen andere Erhebungen nach.

ibooks1"Sehr große Sorgen" sollte sich dem Marktforscher zufolge die Buchindustrie machen: Der illegale Tausch von digitaler Literatur würde aktuell "regelrecht explodieren", schon bald erwarte man "einen florierenden grauen Markt (…), der direkt mit den Angeboten von Amazon und Apple konkurriert."

Die Verlage haben dabei neben einschlägigen Rechtsmitteln (deren Wirksamkeit Garland übrigens ebenso für sehr überschaubar hält wie Zugangssperren) durchaus Handwerkszeuge, Lesefreunde auf den rechten Pfad zu führen bzw. hier zu halten.

An erster Stelle steht die Zugänglichkeit von legalen Angeboten: Weil man beispielsweise die Megaseller von Joanne K. Rowling nach wie vor nicht in digitaler Form käuflich erwerben kann, boomt der illegale Download-Markt mit den Harry Potter Bänden. Gleiches gilt für verzögerte Veröffentlichungen und regionale Restriktionen: So sind etliche in den USA erhältliche Kindle Books für deutsche Besitzer des Amazon-Lesegeräts aus lizenzrechtlichen Gründen nicht zugänglich; illegale Pendants natürlich schon.

Bei der Kindle-Plattform (und in noch größerem Maße bei iBooks), aber auch in den meisten "offenen" eBook-Angeboten kommt das Problem DRM hinzu: Zum Lesen lassen sich nur einige wenige unterstützte Geräte gebrauchen, Flexibiltität und Nachhaltigkeit werden klein geschrieben. Eric Garland fasst die finanziellen Auswirkungen so zusammen: "Alles, was die Interoperabilität beeinträchtigt, ist ein großer strategischer Fehler."

BigChampagne verdient sein Geld unter anderem mit Studien für die Medienindustrie – Aussagen wie die, Raubkopien und Originale ständen aktuell im Verhältnis 10:1, sollten auch vor diesem politischen Hintergrund gesehen werden (zumal sich generell die Frage stellt, wie viele reale Umsätze tatsächlich durch Piracy verloren gehen). Umso authentischer wirkt darum das Statement, Verlage schaufelten sich mit ihren eBook-Strategien gegenwärtig ihr eigenes Grab.

Dass mit dem weltweiten Erfolg des iPad auch mehr digitale Bücher pirateriert werden, ist keine Überraschung – das Tablet ist zwar bei weitem kein perfektes Lesegerät, scheint (in Anbetracht der iBookstore-Verkaufszahlen) aber doch regelmäßig zum Schmökern zu werden; im Endeffekt macht es hier auch die Masse von schon heute mehreren Millionen zirkulierenden Apple Tablets weltweit. Möchte die Verlagsbranche den Piratenhorden Herr werden, müssen in vielen Häusern die Angebote nutzerfreundlicher gestaltet werden – O’Reilly beweist bereits, dass man auch (und vor allem) so Geld verdienen kann und gleichzeitig zufriedene Kundschaft gewinnt, anstatt ehrliche Käufer mit restriktiven DRM-Gängelungen zu bestrafen.

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Kommentare


paradoxus 14. Juni 2010 um 22:50

Spannendes Thema. Aber die Bücher von O’Reilley & Co. zeigen auch: Piraterie und Verkaufszahlen sind Dinge, die man nicht zusammen sehen kann (in Russland wird das Zeug sogar als Papierkopie vor dem Uni-Eingang verkökert…). D. h.: Auch bei hohen Verkaufszahlen werden die Raubkopien nicht weniger, sie lassen sich nur besser verkraften. Ganz klar: Sobald die Lesegeräte flächendeckend, billig und auch für den geistigen Tiefflieger mit Files zu bestücken sind, dann wird es mörderisch für die Verlage. (Und, machen wir uns nix vor: Mit dem Belohnungssystem eines größeren One-Click-Hosters hat man die Kosten für den Buchscanner und ein gutes OCR-Programm, sofern das ebenfalls nicht geklaut ist, vermutlich in absehbarer Zeit drin.)

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Bigboo73 15. Juni 2010 um 08:08

die große Mehrheit zieht sich doch sowieso schon die Hörbücher aus dem Netz, das reicht der Tumben masse….

Ich sehe es so, gibt es flächendeckend ebooks, wird kein Buch weniger verkauft. Die Leute die normale Bücher lesen tun das auch weiterhin (wer liest schon die Raubkopie vorm PC).

Die Ebooks kommen dann dazu und werden wahrscheinlich zu einem Teil raubkopiert, aber der andere Teil ist zugewinn.

Durch einen tablet kommt natürlich augenscheinlich nochmal Bewegung rein, aber meiner Meinung nach bleiben die Waldvernichter strikt beim Buch auch wenn es eine Raubkopie auf Ihrem Tablet gibt ;)

ich würde mich freuen wenn es meine Titel überhaupt mal als ebook geben würde… naja es hat wahrscheinlich auch sein gutes, hab dadurch ein paar neue Autoren kennengelernt von denen ich wahrscheinlich nix gekauft hätte… man kauft ja schon wahllos aus Verzweiflung ;)

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Kuroi Tora 15. Juni 2010 um 08:55

DRM hat ja mehrere Einschläge. Der erste ist, dass es die Befüllung des Readers absurd kompliziert macht. Für Nerds kein Problem – aber meiner 80 jährigen Mutter möcht ich’s nicht zumuten wollen (und die ist völlig fasziniert von meinen Sony Reader). So bitter dies ist – eine Raubkopie auf ein eBook zu bekommen ist technisch einfacher, als ein DRM-behaftetes legales.

Der zweite Einschlag ist, dass ein Stück Software (Adobe Digital Editions) vorausgesetzt wird , das ich z.b. nicht verwenden kann – weil diese nur unter Betriebssystemen läuft, für die ich keine Lizenz habe (weswegen auch eine VM keine Lösung ist). D. h. Schon mal – wer weder eine Windows oder OS-X Lizenz verfügt, hat nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten legal eBooks zu erwerben. Das Angebot an DRM-freien eBooks ist halt recht dünn. Gerade bei technikaffinen Menschen ist das aber keine so seltene Konstellation – und in Deutschland, wo die eReader noch nicht im Massenmarkt angekommen sind – dürften diese einen überdurchschnittlichen Anteil der eReadereigner ausmachen. Bleibt also auch nur der Weg zur Schwarzkopie.

Der dritte Einschlag ist… da DRM die Anzahl der Geräte einschränkt auf denen die e-Books gelesen werden dürfen und diese Geräte nun man eine sehr begrenzte Lebensdauer haben (schon so ein Akku hält max. 2 Jahre), entspricht der Kauf eines DRM-behafteten eBooks eher einer Ausleihe in einer Leihbücherei, als einem klassischem Buchkauf. Und für ein Leihbuch sind die einfach zu teuer.

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meome 15. Juni 2010 um 12:33

2 Anmerkungen zu dem Thema.
Vor einem PC konnte ich bisher auch keine ebooks lesen, weil sich kein Lesegefühl einstellt.
Sollten sich die ereader allerdings weiterentwickeln, so dass man im Bett/auf dem Sofa das gleiche Lesegefühl (Layout,Gewicht,Übersicht einer Buchseite) hat, wie bei einem echten Buch, dann kann sich da einiges ändern.

Was mich allerdings viel mehr wundert.
Es gibt in jeder Stadt eine Bibliothek, einige haben sogar scho epub Files zum ausleihen.
Wer heutzutage ein Buch lesen will, ohne es kaufen zu müssen, kann das doch tun.
Ob ich nun ein Buch, welches ich nicht bereit bin zu kaufen, aus der Bibliothek leihe oder aus dem Internet ziehe ist doch egal (klar, in der Bibliothek wird ja wenigstens das Bestandsexemplar gekauft aber wenns dann 1000 mal ausgeliehen wird reden die Verlage ja auch nicht von 999 mal entgangenen Einnahmen und ausserdem kauft derjenige, der das Buch scannt es ja auch im Handel)

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Leander Wattig 15. Juni 2010 um 15:04

Schönes Wort: pirateriert ;)

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Daniel 16. Juni 2010 um 09:47

Sowas…

Bücher lesen auf dem eReader… nun… das könnte ich mir durchaus vorstellen, was ich mir aber absolut vorstellen kann ist Fachliteratur auf dem ereader zu lesen! Und hier wird es spannend: Diese Bücher kosten gleich mal jenseits der 50Euro sind dick und schwer. Sofort würde ich dieses geballte Wissen auf mein WeTap (da ich Apple nicht mag) ziehen und lesen. Ich seh schon wie an der Uni die aktuellen Fachbücher während der Vorlesung ausgetauscht werden. Meine Befürchtung hier ist,d ass auf lange sicht die Vielfältigkeit und Qualität der Fachbücher schwindet.
Was ich dagegen dann irgendwann hoffe ist, dass diese Fachbücher nur noch als eBooks mit eingebetteten videos, interaktiven Elementen usw ausgestattet erfinden die Verlage für solche "richtigen" eBooks mit multimedialem, interaktivem, vielleicht noch mit angeschlossener community versehenen (ich fänds toll Randnotizen, und Komentare von anderen lesern einblenden zu können, und mit diesen personen dann ggf. direkt per im zu fachsimplen oder Fragen zu stellen) content einen individualisierten Registrierungsschlüssel der über die SIM-Karte im Reader der für UMTS sorgt, verbindet und personalisiert.. So wäre man an seine Simkarte gebunden und müsste bei Vertragswechsel eben diese darauf registrierten Bücher mit umziehen. und ja, ich bind er MEinung die reader von morgen müssen alle stets und immer einen uplink haben.

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BigBen 5. Juli 2010 um 18:04

Also, da kauft man sich ein e-book reader namens iPad für fast 1000 Euro mit allem drum und dran (WiFi 3GS 64MB und 20-25 Schnupper Apps). Ein Notebook hatte man vorher schon, sonst klappt das mit dem synchronisieren nicht.
Warum sollte man in der heutigen Zeit so viel Geld für ein elektronischen Buchleser ausgeben?
Na klar, das Geld muss doch an anderer Stelle wieder eingespart werden. Also alle Bücher sind daraufhin kostenlos. Als PDF aus Tauschbörsen, Webspeichern und nicht zu vergessen, die Tonnen von E-Book PDF’s die auf den Festplatten schlummern und nur darauf warten, dass sie endlich einmal gelesen werden können, weil das entsprechende Anzeigegerät jetzt endlich vorhanden ist.
Und wer kuckt dabei in die Röhre? Niemand – alle gucken auf das Touch Pad. Bücher werden weiterhin gekauft. Schulbücher werden angeschafft, Atlanten und Arbeitshefte werden gekauft. Zu neuen Themen gibt es meist eh noch kein Buch.
Lösungen zu einem Problem findet man mit Google, unter Wikipedia oder in einem Thread auf einem Spezialportal. Romane haben als Buch und als PDF den gleichen Mehrwert an Information – gar keinen.
Wer lädt sich freiwillig die Lindenstraße unter YouTube herunter ? Spannender wäre die Frage wer sie hoch lädt :)
Die Einführung von komfortablen E-Book Readern wird zu einer deutlichen Verbesserung der Servicelandschaft der Bücherhersteller und Betreiber führen.

Beim Kauf einer Fachliteratur aus dem Hansa Verlag habe ich bisher mehrmals erfreut festgestellt, dass im Einschlag ein Freischaltcode abgedruckt wurde, um das Buch auch als PDF aus dem Internet laden zu können.
Für die Wochenzeitung, die ich mir in Papierform abboniert habe steht mir im Internet nach Eingabe meiner Registrierungsnummer das PDF zum Download zur Verfügung und zudem kann ich sämtliche digitalen Medien nutzen (Audio und Video Material).
Dies ist sehr angenehm und absolut Kundenfreundlich und führt dazu, dass wir einfach noch mehr Information konsumieren oder als Nachschlagewerk mit uns führen und nutzen können. Der Baumbestand in Deutschland wird sich darüber freuen.
Und wenn ich die Skripten, die ich an der Uni bekomme gleich mühsam zuhause einscanne, um nicht ständig das Gewicht bei mir zu tragen und mit dem APP iAnnotate auch genauso wie auf dem Papier gewohnt meine Unterstreichungen im PDF durchführen kann, habe ich die gleiche Vorgabe mein Lernziel zu erreichen, kann aber darüber hinaus im Skript vor und zurück suchen, wenn ich einem Fachbegriff eingebe.
Im Mittelpunkt steht wieder der Kunde und der wurde bisher von allen Anbietern wie Amazon, Kindl, Apple, DRM, Adobe, ePub … soweit beschnitten, dass er bisher lieber wieder zur Papierform griff. Das wird sich hoffentlich jetzt ändern.
Die Geschäftemacher sollen es sich abschminken, von Leuten, die interessiert sind, lesen und sich informieren wollen, andauern Geld herauszuschlagen für Material, dass sie selbst gar nicht produziert haben.

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