Prime Reading: Kostenlose eBook Flatrate für Amazon-Prime-Mitglieder

05.10.2016 Johannes Haupt (Fachredakteur) 4 Kommentare

Amazon erweitert das Inklusiv-Angebot seines Premium-Programms "Prime" um eine eBook Flatrate Light. Vorerst nur in den USA erhalten Prime-Mitglieder unbegrenzten kostenlosen Zugriff auf mehrere Tausend eBooks und Comics. Ein gewagtes Unterfangen für Amazon.

Für eine jährliche Gebühr von gegenwärtig 50 Euro (USA: 99 US-Dollar) erhalten Prime-Mitglieder längst nicht mehr nur Vorteile beim Versand. Zahlreiche besonders attraktive Angebote gibt es exklusiv für Prime-Mitglieder, die Flatrate-Angebote Prime Music und Prime Video gewährleisten eine attraktive und vielfach bereits völlig ausreichende Grundversorgung mit Musik und Filmen. Mit Prime Reading gibt es diese Grundversorgung nun auch für digitale Bücher.

Der am heutigen Mittwoch in den USA eingeführte Prime-Baustein ist gewissermaßen ein abgespecktes Kindle Unlimited. Lediglich einige Tausend eBooks stehen zur Auswahl (Kindle Unlimited: Mehr als eine Million), darunter immerhin Leuchtturm-Titel wie "Der Hobbit" und "Harry Potter". Möglicherweise noch etwas attraktiver ist das Angebot an digitalen Zeitschriften, hier warten die aktuellen Ausgaben  von Dickschiffen wie "National Geographic Traveler", "People" und "Sports Illustrated" auf Lesefreunde.

Unlimitiertes Ausleihen, für alle Geräte

Prime Reading ergänzt die auch für deutsche Prime-Mitglieder verfügbare Kindle Leihbücherei. Zwei wichtige Unterschiede gibt es: Erstens gibt es bei Prime Reading keine Begrenzung der Ausleihen (Leihbücherei: nur ein eBook pro Monat), zweitens funktioniert Prime Reading auch mit Lese-Apps auf iOS- und Android-Geräten (Leihbücherei: Nur Kindle-Lesegeräte und Fire-Tablets).

Analog zu Prime Music und Prime Video ist auch bei Prime Reading allenfalls sporadisch mit aktuellen Top-Titeln zu rechnen. Dafür verweist Amazon auf die hauseigenen Kauf-Angebote oder – bei Wunsch nach mehr literarischer Auswahl – auf die kostenpflichtige eBook Flatrate Kindle Unlimited.

Hauseigene Konkurrenz zu Kindle Unlimited

Gleichwohl besteht die Gefahr (aus Sicht von Amazon), dass vielen leseaffinen Prime-Mitgliedern die Auswahl bei Prime Reading bereits völlig ausreicht und sie entsprechend seltener den Kaufen-Button betätigen respektive zu Kindle Unlimited greifen. Techcrunch-Autor Darrell Etherington stellt genau das für sich bereits in Aussicht

I may actually cancel my Kindle Unlimited subscription as a result of this launch, which probably isn’t the most desired outcome for Amazon, but since I use it most for random, idle reading rather, even with the smaller content library there’s a lot there for casual browsing.

Das dürfte für Amazon freilich nicht überraschend kommen, einen gewissen Kollateralschaden hat der Online-Händler sicherlich einkalkuliert. Auf der anderen Seite wird das Gesamtpaket von Prime attraktiver und die Bindung der Mitglieder ans hauseigene Ökosystem noch größer.

Ob wir Prime Reading auch in Deutschland sehen? Die Chancen stehen gut – der Premium-Dienst Prime ist in den USA zwar doppelt so teuer wie bei uns, wesentliche neue Gimmicks hat Amazon mit Zeitverzug aber bislang auch immer nach Deutschland gebracht. Einige Monate dürften bis zum Deutschland-Stand von Prime Reading aber sicherlich ins Land ziehen.