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Same Day Delivery: US-Buchhändler rüsten auf, Deutschland schläft

Noch sind E-Books deutlich schneller beim Leser als Print-Bücher, der Buchladen um die Ecke (soweit noch vorhanden) hat nur ein kleines Sortiment vorrätig und bestellte Titel meist erst am nächsten Tag. Der führende US-Filialist Barnes & Noble möchte das ändern und verkündet ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Google  – nur wenige Tage nachdem Amazon seine Same Day Delivery deutlich ausweitete. In Deutschland hingegen passiert wenig, nicht zuletzt weil sich Kunden bislang wenig für die Idee begeisterten.

Für das Pilotprojekt in vorerst drei Gebieten hat sich Barnes & Noble mit Google zusammengetan, berichtet die New York Times. Google bietet mit seinem Shopping Express zusammen mit Partnern wie Toys’R’Us, Staples und L’Occitane die Lieferung am selben Tag derzeit in Manhattan, Los Angeles und San Francisco. Kostenpunkt: 4,99 US-Dollar pro Lieferung.

"Das ist unser Versuch, die digitale und die physische Welt zu verbinden", sagte Barnes&Noble Vorstandschef Michael B. Huseby der Times. Die Buchhandelskette hofft auch, mit dem Pilotprojekt dem Online-Marktführer für Print-Bücher, Amazon, etwas entgegenzusetzen. Auch vor dem Hintergrund der sofortigen Verfügbarkeit von E-Books könnte die Lieferung von Druckkopien am selben Tag den Umsatz von ´B&N in diesem Segment erhöhen. Auch Amazon liefert in seit dieser Woche 12 Großstädten der USA Bestellungen auf Wunsch noch am selben Tag aus. Pauschal werden für Prime-Kunden 5,99 US-Dollar pro Same-Day-Delivery fällig, Nicht-Kunden des Amazon-Premiumdienstes zahlen 9,99 US-Dollar.

Deutschland eher zögerlich

Während  Amazon und Google sich in den USA eine Schlacht um den Same-Day-Delivery-Markt liefern, steckt die Idee in Deutschland noch eher stillschweigend in den Kinderschuhen. Zwar bietet Amazon Deutschland schon seit 2009 in bestimmten Postleitzahlen-Bereichen den "Evening Express" an – wer bis zu einer bestimmten Urzeit bestellt, erhält seine Ware noch am selten Tag zwischen 18 und 21 Uhr. Darüber hinaus wird aber noch experimentiert. Sowohl Thalia wie auch Hugendubel testeten Weihnachten 2012 in Ballungsgebieten die Lieferung am selben Tag. Hugendubel beerdigte die Idee, Thalia bietet den Service in großen Städten immer noch an. Ein Grund für die geringe Akzeptanz beim Kunden könnte der Preis sein: 9,90 Euro will Thalia für seinen "BlitzExpress", bei einem Taschenbuch sind das schon einmal 100 Prozent Aufpreis. Da schlägt nur zu, wer wirklich Bedarf hat, etwa an einem Geschenk.

Auch die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn versprechen, gegen Aufpreis in Filialen vorrätige Produkte innerhalb von 3 Stunden zu liefern. Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt in einer Studie den derzeitigen Anteil an taggleichen Paketlieferungen  in Europa auf 1 Prozent, prognostiziert aber ein Wachstum von 15 Prozent bis 2020. Das entspräche in Europa einem Handelsvolumen von 3 Milliarden Euro. In Großbritannien haben schon 60 Prozent der für die Studie befragten die Lieferung am selben Tag genutzt – in Deutschland waren es nur 39 Prozent.

Online bestellen, lokal shoppen

McKinsey spricht von "konsequenten Weiterentwicklung des Paketmarktes".  Eine Studie der Uni Regensburg kam allerdings zu dem Ergebnis, dass jeder fünfte Deutsche die Lieferung am selben Tag selbst dann nicht nutzen würde, wenn sie versandkostenfrei wäre. Der große Knall in Deutschland bleibt also bisher aus – der Same-Day-Delivery-Markt ist hierzulande noch ausbaufähig.

Während kleine Buchhandlungen nicht vorrätige Bücher meist erst am nächsten Tag haben, sind große Ketten mit größeren Lagern und einem größeren Angebot klar im Vorteil: Der Kunde bestellt zentral, die Auslieferung erfolgt über eine Filliale in der Nähe des Kunden. So werden beim Kauf auch lokale Geschäfte unterstützt, auch wenn sie Teil von Ketten sind. Googles Shopping Express basiert auf diesem Modell. Amazon verlässt sich bei seinem Same-Day-Delivery-Modell auf strategisch in der jeweiligen Gegend verteilte Lager.

<Bildnachweis: Same Day Delivery von Shutterstock>

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