Schwellenpreise: Warum eBooks fast immer ,49/,99 Euro kosten
Den einen sind sie ein Ärgernis, den anderen der heilige Gral der Verkaufsförderung: Gebrochene Preise. Auch der Geldwert von eBooks endet fast immer auf ,49 oder ,99 Euro – maßgeblich verantwortlich dafür sind allerdings nicht etwa nur die Verlage.
Egal ob an der Supermarktkasse, bei Kleidung oder sogar beim Autokauf – krumme Preise sind allgegenwärtig. Von Beträgen wie 9,90 Euro oder sogar 9,99 Euro soll ein Günstig-Signal in Richtung Kunde ausgesendet werden. Das nervt allerdings nicht nur manchen Käufer. Gerade Buchhändler haben häufig Probleme mit vorgegebenen krummen Preisen, die sie preisbindungsbedingt auch nicht "korrigieren" können. Grund: Krumme Preise erschwerten über die häufige Herausgabe von Mini-Wechselgeld die Arbeit, mehr aber noch führten sie zu einer subjektiven Abwertung des Kulturgutes Buch. In einer Facebook-Gruppe von Buchhändlern gab es diese Diskussion gerade erst, mit einem relativ eindeutigen Echo contra Schwellenpreise.
Krumme Preise auch bei Lesegeräten und eBooks
Auch bei eBook Readern sind krumme Preise allgegenwärtig. Der Kindle Paperwhite 2 kostet 99 Euro statt 100 Euro, der Tolino Vision 2 durchgängig 129 Euro statt 130 Euro. In der Vergangenheit wurde gerade der Tolino häufiger auch für xx9,99 abgegeben.
Bei eBooks gibt es das gleiche Bild: In den aktuellen Top 20 der Kindle Charts endet der Preis von 18 Titeln auf ,99 Euro, ein weiterer kostet ,49 Euro. Einzig der Indie-Thriller Nachtkalt von Mark Franley fällt aus dem Rahmen – allerdings auch nicht mit einem glatten Preis, sondern mit einem ungewöhnlichen 1,75-Euro-Preisschild.
Apple erzwingt gebrochene Preise
Die Gründe dafür sind allerdings nicht ausschließlich bei Verlagen und Autoren zu suchen, die den gebundenen Ladenpreis festsetzen. Maßgeblich verantwortlich für das preisliche Einerlei bei eBooks ist Apple, bekamen wir auf der Leipziger Buchmesse von mehreren Distributoren und Verlagen gesagt. Denn der Anbieter, der in den letzten Monaten massiv an Boden auf dem deutschen eBook-Markt gut gemacht hat, gibt fixe Preispunkte vor – und alle enden auf ,49 oder ,99 Euro.
Nach unseren Informationen soll Apple bei der Durchsetzung dieser Preispunkte auch Verlagen gegenüber sehr restriktiv sein, was sich auch in den iBook-Charts widerspiegelt. Unter den aktuellen Top 100 der iBooks Charts gibt es kein einziges eBook, dessen Preis nicht auf ,49 oder ,99 Euro endet. Preisbindungsbedingt hat das erhebliche Konsequenzen: Wer seine eBooks auch über iBooks verkaufen und nicht gegen die Buchpreisbindung verstoßen will, muss die Preise seiner Titel zwangsläufig auf ,49 oder ,99 Euro enden lassen – und zwar überall.
Umstrittener Nutzen
Krumme Preise sind per se kein Drama, zumal man im digitalen Raum nicht auf Wechselgeld zu warten und nach einer Weile nicht lauter 1-Cent-Stücke in der Geldbörse hat. Autoren und Verlage sollten sich aber schon fragen, ob sie mit ihren Büchern auf die gleichen kosumentenpsychologischen Effekte setzen wollen wie Anbieter von Zahnpasta. Zumal die Wirksamkeit dieser Effekte höchst umstritten ist.
<Bildnachweis: Euro von Shutterstock>
Kommentare
Bastei Lübbe glättet die Preise » lesen.net 4. Februar 2016 um 18:01
[…] und kleinere Verlage, die auch im iBookstore präsent sein wollen, auch keine andere Wahl. Wie berichtet besteht Apple auf Schwellenpreise, aufgrund der Buchpreisbindung müssen im iBookstore für […]