Sony: So profitieren Verlage und Leser von unserem neuen DRM
Bei Filmen und Videospielen verdient Sony bereits gutes Geld mit seinem Kopierschutz, jetzt hat sich der Elektronikkonzern den digitalen Buchmarkt vorgenommen. Auf der Berliner Fachkonferenz Publishers Forum erklärte in dieser Woche ein äußerst prominenter Sony-Frontmann, was Sony anders und besser machen will als Adobe – und wie der Sony-Kopierschutz auch für Leser eine attraktive Alternative zu kopierschutzfreien Titeln sein kann.
Wie ernst es Sony ist mit seinem neuen Kopierschutz, zeigen die finanziellen Aufwendungen für Personal. So wurde als "Consultant" für die Unternehmensparte Sony DADC niemand geringerer als Richard Nash engagiert, einer der umtriebigsten Buch-Unternehmer der letzten 15 Jahre (Byliner, Small Demons, Cursor und andere). Bei seinen bisherigen Projekten spielte der Open-Source-Gedanke oftmals eine große Rolle, weshalb Nashs Sony-Engangement durchaus einige Verwunderung auslöste – unter anderem bei seinem Weggefährten Cory Doctorow, wie Nash selbst erzählte.
eBooks teilen nur mit hartem DRM
Dabei sollen nach Ansicht von Nash gerade auch Leser von den neuen Möglichkeiten profitieren, die ein harter Kopierschutz Verlagen und Händlern bei der Angebotsgestaltung bietet. Als Beispiel führte er das Teilen von eBooks auf: bei Print-Büchern gebe es seit jeher eine "Sharing Culture", die sich nur mit Rechtemanagement auch im digitalen Raum abbilden lasse. Denn nur mittels hartem DRM könne sichergestellt werden, dass ein eBook auch nur einmal weitergegeben wird, wie es eben auch bei Print-Büchern der Fall sei. Wasserzeichen seien keine Lösung, weil ein solcher sozialer Kopierschutz nicht smart sei.
Ohne DRM keine Nutzungsdaten
Die Intelligenz von hartem Kopierschutz könnten sich auch Verlage zunutze machen. Nash erklärte den versammelten Verlags-Managern beim Publishers Forum, über den Sony-Kopierschutz könnten Verlage Erkenntnisse über das Nutzungsverhalten ihrer Inhalte gewinnen. Während kopierschutzfreie eBooks Black Boxes seien, ließen sich über das Sony DRM wertvolle Lesedaten sammeln, die Verlage zur Programm-Optimierung nutzen könnten. Mit einem solchen Anreiz rennt Nash offene Türen ein: Anders als Händler (zuvorderst Amazon) haben Buchverlage kaum Informationen über die Nutzung ihrer Inhalte und häufig nicht einmal über die Soziodemographie ihrer Kunden. Datenschützer und sensible Lesefreunde könnten hier ein "gut so!" einwerfen.
Gegenüber Adobe ist das Sony DRM nach Aussage von Richard Nash günstiger, weniger supportintensiv und "offener". Während Adobe auf eine komplett eigene Lösung setzt, ist der Kopierschutz von Sony ein Projekt des Marlin-Konsortium, an dem neben Sony unter anderem Panasony, Philips und Samsung beteiligt sind und dessen DRM-Lösungen als entwicklerfreundlich gelten.
Eher Apps als eBook Reader
Theoretisch ließe sich die Firmware von eBook Readern damit relativ einfach kompatibel zum Sony DRM machen, unterstrich Nash auf Anfrage von lesen.net. Dies liege aber nicht in der Hand von Sony – und tatsächlich ist es sehr unwahrscheinlich, zumindest über Insellösungen wie die Kindle-Plattform hinaus. Wahrscheinlich werden wir den Sony-Kopierschutz auch weiterhin vor allem in Lese-Apps sehen; einen ersten Partner in Frankreich hat Sony DADC gerade präsentiert.
<Bildnachweis: Schloss von Shutterstock>
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