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Spanien reduziert Mehrwertsteuer auf eBooks

flagge-spanienDie spanische Regierung stellt gedruckte und digitale Bücher steuerlich gleich. Wurden bislang 16% Mehrwertsteuer auf eBooks fällig, so wird künftig nur noch der auch schon bei physischen Büchern angewendete ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 4% berechnet – eine um 75% verminderte Belastung. Das gab gestern der spanische Kulturminister Ángeles González-Sinde bekannt.

Konkreter Anlass ist ein geplanter eBook-Verkauf der staatlichen Biblioteca Digital Hispánica, welcher mit dieser Maßnahme gepusht werden soll. Aber auch Verlagswelt, Handel und eBook-Leser profitieren von der Angleichung des Mehrwertsteuersatzes, ermöglicht die geringere Belastung doch eine wettbewerbsfähigere Bepreisung. Für den Staat bedeutet die Verminderung zunächst einmal geringere Steuereinnahmen, die sich durch eine Vergrößerung des Gesamtmarktes aber mittelfristig relativieren dürfen. Hinzu kommt die in vielerlei Hinsicht sinnvolle Förderung von digitaler Literatur.

Hierzulande haben wir die gleiche Situation wie bislang in Spanien: Für digitale Bücher werden 19% Mehrwertsteuer fällig, für gedruckte Bücher gilt der ermäßigte Steuersatz von derzeit 7%. Die Verlage begründen auch mit diesen Zahlen, warum eBooks trotz geringerer Material- und Vertriebskosten nicht (signifikant) günstiger als physische Bücher verkauft werden können. "Allein die für E-Produkte zusätzlich zu entrichtende Mehrwertsteuer liegt so hoch wie der Preis für Druck und Papier normaler Publikumsbücher", weiß etwa S. Fischer Geschäftsführer Michael Justus. Bei einem für 10 Euro netto angebotenen eBook fallen aufgrund der steuerlichen Schlechterstellung 1,20 Euro mehr Abgaben an, die vom Verkäufer an den Staat weitergeleitet werden.

Eine Angleichung der Mehrwertsteuer für eBooks ist in der deutschen Politik momentan überhaupt kein Thema –  auch wenn wohl selbst für Politiker kaum zu begründen ist, warum der gleiche Text auf Papier kulturell wertvoller ist als auf E-Paper. eBooks werden in den Parteien ohnehin vielfach noch als zu verhinderndes Übel gesehen – eine ökonomische Gleichstellung würde da nicht ins Konzept passen. Geld (bis zu vier Milliarden Euro jährlich) gibt es dagegen für eine verminderte Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen – einer starken Lobby sei dank.

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Kommentare


E-Books: Mehrwertsteuer senken? » blog.frei! 4. Januar 2010 um 13:56

[…] Spanien wird der Mehrwertsteuersatz für E-Books gerade von 16 auf 4 Prozent reduziert, wie lesen.net […]

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EU-weite Petition für verminderte MwSt auf eBooks » Debatte » lesen.net 4. Januar 2010 um 14:44

[…] Erst Spanien, dann Europa: Mittels einer Petition soll der europäische Rat für Wirtschaft und Finanzen (Ecofin) noch im Januar 2010 davon überzeugt werden, die EU-Staaten zur Anpassung der Mehrwertsteuer von eBooks auf Print-Niveau aufzufordern. Der höhere Mehrwertsteuersatz (in Deutschland 19% zu 7%) ist einer der Hauptgründe für den hohen Preis von digitaler Literatur. […]

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Börsenverein fordert 7% MwSt. auf eBooks » Debatte » lesen.net 7. Juni 2010 um 21:48

[…] initiierten EU-weiten Petition für eine verminderte Mehrwertsteuer auf eBooks und einer entsprechenden Gesetzesanpassung in Spanien fordert der hiesige Lobbyverband der Buchbranche heute erstmal eine trägermedienunabhängige […]

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Spanischer E-Book-Markt – Frischer Wind durch Kindle und Kobo? | eBook-Fieber 22. Oktober 2011 um 11:37

[…] Mehrwertsteuer wirklich gesenkt wird. Schließlich gab es eine ähnliche Initiative schon einmal Ende 2009. Diese dürfte allerdings verpufft […]

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