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Spinger SBM: "Kein Schaden durch eBook Piraterie"

springerWas für Verluste erleidet die Buchindustrie durch illegal heruntergeladene eBooks? Der Wissenschaftsverlag Springer SBM gibt darauf eine bemerkenswerte Antwort.

Springer SBM (nicht zu verwechseln mit dem Axel Springer Verlag) zählt mit 7.000 Mitarbeitern und rund einer Milliarde Euro Jahresumsatz zu den bedeutendsten Wissenschaftsverlagen und publiziert als solcher eher hochpreisige Bücher. Man sollte meinen, gerade hier ist die Verführung des großen Gratis-Angebots im Internet für potenzielle Kunden und damit der wirtschaftliche Schaden besonders groß.

In einem von TorrentFreak ins Netz gestellten Brief des Verlages an Autoren, der in etwas kürzerer Form auch auf der Springer-Website zu finden ist, liest sich das allerdings ganz anders. Im Schreiben geht es darum, wie Autoren illegale Kopien ihrer Werke im Netz identifizieren können und wie sie damit umgehen sollen.

Einleitend heißt es: "Diese notwendige Aktion [proaktives Vorgehen gegen illegale Downloads] gewinnt mit dem gewachsenen Springer-eBook-Sortiment an Bedeutung. Obwohl wir noch keine negativen Auswirkungen durch eBook-Piraterie und File Sharing auf unser eBook-Portfolio beobachtet haben, handelt es sich nichts desto trotz um wichtige Themen." (Vervorhebung durch uns, Original: This necessary action has become increasingly important with the growing number of eBooks within the Springer eBook collection. While we have not yet seen harmful effects of eBook piracy and file sharing on our eBook portfolio, these are nevertheless considered serious topics.).

Die Beobachtung ist umso schwerer zu wiegen, als dass Springer SBM das illegale Angebot und seine Auswirkungen nach eigenen Angaben genau im Auge hat. Das Statement "wir haben bislang keinen Schaden durch eBook-Piraterie" steht auch im krassen Gegensatz zu gerne aufgegriffenen Piraterie-Studien wie dieser, die sich allein für Titel des Springer-Fachbuchkonkurrenten Wiley, die über den Dokumentedienst Scribd illegal verbreitet werden, einen Schaden von 1,3 Millionen US-Dollar in etwa einem Jahr zusammengerechnet hat. Selbstverständlich beruhten die Berechnungen auf konservativen Annahmen, betonten die Studienleiter, im Nebenberuf Betreiber einer Anti-Piracy-Agentur.

Wie groß der Schaden durch eBook-Piraterie wirklich ist (oder ob sie sogar nutzen kann, wie Autor Paulo Coelho und der O’Reilly Verlag meinen) – bezifferbar ist das kaum. Aber wenn schon einer der vermeintlich besonders betroffenen Wissenschaftsverlage keinen Schaden konstatieren kann, würde den Branchendebatten zum Thema ein wenig Abkühlung gut tun.

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Kommentare


Dominik Hahn 21. August 2013 um 19:13

Wissenschaftsverlage existieren seit Jahrzehnten obwohl Studenten die Lehrbücher mehrheitlich fotokopieren oder gebraucht erwerben. Das ist für diese Verlage kein neues Phänomen.

Das Geld kommt durch Bibliotheksexemplare und normal an Studenten und Wissenschaftler verkaufte Bücher wieder herein.

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Manuel Bonik 22. August 2013 um 09:08

So ein großes Wunder ist das nicht. Schließlich ist Springer so ziemlich der einzige Verlag, der seit Jahren ernsthaft was gegen Piraterie unternimmt.

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Verwunderter 22. August 2013 um 09:34

"… Das Statement “wir haben bislang keinen Schaden durch eBook-Piraterie” steht auch im krassen Gegensatz zu gerne aufgegriffenen Piraterie-Studien wie dieser, die sich allein für Titel des Springer-Fachbuchkonkurrenten Wiley, die über den Dokumentedienst Scribd illegal verbreitet werden, einen Schaden von 1,3 Millionen US-Dollar in etwa einem Jahr zusammengerechnet hat. Selbstverständlich beruhten die Berechnungen auf konservativen Annahmen, betonten die Studienleiter, im Nebenberuf Betreiber einer Anti-Piracy-Agentur."

Passt irgendwie zu dem obigen Kommentar von Hr. Bonik… Die Verlage selbst behaupten "kein Schaden", Hr. Bonik rechnet sich irgendwas in seiner Studie aus und kommentiert dann jetzt "So ein großes Wunder ist das nicht."… naja, soll sich jeder seinen Teil dazu denken…

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Manuel Bonik 22. August 2013 um 12:04

Das macht ja eben den Unterschied zwischen Springer und anderen Verlagen aus: Springer sorgt dafür, dass seine Bücher auf scribd (u. a. die reichweitenstärkste Ebook-Piraterieseite) schnell wieder verschwinden und so den (angenommenen) Schaden durch Piraterie minimieren. Das schafft ein vergleichbarer Verlag wie Wiley nicht.

Gibt es einen Schaden? Kommt ganz darauf an, welche Ersatzrate man annimmt, also die Menge der Bücher, die verkauft worden wären, so sich die potentiellen Käufer die Bücher nicht kostenlos anderswo verschafft hätten. Da gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen: 100% ist natürlich Blödsinn. 20% behaupten manche Abmahnanwälte – sicherlich überzogen. Die Ersatzrate sei negativ, behaupten manche Vertreter der Piratenpartei, Piraterie also nichts als kostenlose Werbung (das mag für Newcomer-Belletristen gelten, aber sicher nicht für wissenschaftliche Fachautoren, die in ihrer Freizeit Monographien schreiben). Andreas Schaale und ich wähnen uns mit unseren 1% Mindest-Ersatzrate auf der seriösen, nicht-hysterischen Seite, auch wenn die viele Autoren und Verlagsvertreter (auch bei Springer) für zu niedrig halten. Einfach schwarz-weiß ist dieses Thema nicht.
Nebenbei bemerkt ist Piraterie (auch) kostenlose Werbung für Springer. Danke, avax, boerse und Kollegen, dass ihr so eifrig unsere Klappentexte verbreitet!

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Miese Buchbeschreibungen: Verlage stehen sich selbst im Weg » lesen.net 5. Mai 2014 um 09:04

[…] nur der Strukturwandel der Branche, Digitalisierung, neue Konkurrenz durch Self Publisher und (vermeintlich) Piraterie verantwortlich. Verlage müssen sich auch an die eigene Nase fassen – so […]

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