Stationärer Buchhandel verzeichnet Mini-Plus
Der Buchhandel vor Ort hat seine langjährige Talfahrt stoppen können, im Jahr 2013 steht unter dem Strich wieder ein kleines Plus. Gerade für die kleinen Buchhandlungen ist das Ergebnis aber allenfalls als Verschnaufpause zu werten.
Der Börsenverein veröffentlichte am heutigen Dienstag die wichtigsten 2013-Zahlen des Branchen-Monitors Buch, der auf von mediacontrol erhobenen Handelszahlen basiert. Demnach stiegt der Barumsatz im stationären Buchhandel im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozent.
Zuvor gab es drei Jahre in Folge massive Umsatzverluste (der Börsenverein spricht euphemistisch von einem "leichten Abwärtstrend"), zuletzt ein Umsatzminus von 3,7 Prozent im Jahr 2012. Vor diesem Hintergrund relativiert sich der Zuwachs gewaltig. Dass es überhaupt eine Steigerung gab, ist aber schon bemerkenswert.
Plus bei Hardcover und Ratgeber, Minus bei Taschenbuch und Belletristik
Der Börsenverein spricht von starken Zuwächse nin den Bereichen Reiseliteratur und Ratgeber, während die Belletristik-Umsätze mangels Bestsellern wie Shades Of Grey rückläufig gewesen seien. Hardcover und Paperbacks verkauften sich häufiger im Vorjahr, bei den Taschenbüchern habe es ein leichtes Minus gegeben (wohl nicht zuletzt aufgrund des E-Book-Booms).
Zu den Gründen: Der Börsenverein verweist auf ein steigendes Kundenbewusstsein, den Handel vor Ort statt "das System großer Online-Konzerne" unterstützen zu wollen. Bedenkt man, dass Amazon im zuletzt ausgewiesenen dritten Quartal seinen Umsatz um knapp 25 Prozent gesteigert hat (allerdings weltweit und über alle Warengruppen hinweg), ist das grundsätzlich einmal eine steile These. Andererseits gab es infolge der zahlreichen negativen Schlagzeilen um Amazon (Leiharbeiter, Steuerflucht, Tarifstreit) viele Verbraucher, die sich zumindest in Umfragen dazu bekannten, künftig weniger oder gar nicht mehr bei Amazon einzukaufen. Gut möglich, dass sich das zumindest teilweise in den Zahlen niederschlägt.
Keine Trendumkehr
Von einer Trendumkehr zu sprechen, wäre angesichts des Mini-Plus natürlich völlig utopisch (es ist der Job des Börsenvereins als Lobbyverband, diesen Eindruck zu erwecken). Ob es stationäre Buchhandlungen tatsächlich in 10 Jahren nicht mehr geben wird und es "unterlassene Hilfeleistung" ist, den Buchhändlern das nicht ins Gesicht zu sagen, wie es die Autorin Kathrin Passig unlängst formulierte, sei einmal dahingestellt. Unzweifelhaft ist aber, dass Online-Handel und eBook-Umsätze in den nächsten Jahren weiter zulegen werden. Und zumindest kleinere stationäre Buchhandlungen partizipieren weder am einen noch am anderen Ausgleich für wegbrechende Offline-Umsätze nennenswert.
Kommentare
Von Kaffeehaus bis Kleinverlag: Wie Autoren die Zukunft von Buchhandlungen sehen » lesen.net 24. Januar 2014 um 12:24
[…] ein leichtes Umsatzplus im letzten Jahr kann nicht darüber hinweg täuschen: Der stationäre Buchhandel hat ein Problem. Immer mehr Kunden […]
E-Books und Ratgeber retten deutschen Buchmarkt » lesen.net 15. August 2014 um 12:33
[…] Am gestrigen Donnerstag veröffentlichte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Zahlen, die nach dem Umsatzeinbruch im ersten Quartal dieses Jahres auf eine leichte Erholung im deutschen Buchmarkt schließen lassen – sowohl bei den Verlagen als auch im Buchhandel. So zeigt die jährliche Schnellumfrage des Verleger-Ausschusses des Börsenvereins bei den Verlagen ein Umsatzplus von 0,8 Prozent in 2013. Der Buchhandel hingegen vermeldete schon im Januar ein Plus im Bar-Umsatz von 0,9 Prozent. […]