Mehr Chinesen lesen digital als gedruckt, sagt Studie
In China ist es jetzt so weit: Digitale Medien werden häufiger gelesen, als traditionelle Print-Erzeugnisse – wenn auch nur knapp. Das jedenfalls ergibt eine Studie, deren Ergebnisse Anfang letzter Woche veröffentlicht wurden.
Die Umfrage wurde im September 2014 von der Chinesischen Akademie für Presse und Publikationen durchgeführt. Befragt wurden 35.500 Erwachsene in 29 Provinzbereichen zu ihrem Leseverhalten im vergangenen Jahr.
0,1 Prozent Vorsprung digitaler Medien
Der Untersuchung nach zu Folge haben 58,1 Prozent der befragten Chinesen 2014 in digitalen Medien (Bücher, Magazine und Zeitungen) gelesen. Das entspricht einem Zuwachs von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Print-Erzeugnis gelesen haben dagegen nur 58 Prozent, was gerade einemal 0,2 Prozent mehr sind als im Vorjahr und eben sogar 0,1 Prozent weniger als Digital-Leser. Dass beide Werte zusammen über 100 Prozent ergeben ist dabei kein Rechenfehler, sondern wohl das Ergebnis davon, dass einige der Befragten sowohl digital als auch analog gelesen haben.
Über die Hälfte lesen auf dem Smartphone
Die wenigsten Chinesen benutzt zum digitalen Lesen einen dedizierten eBook Reader. Gerade einmal 5,3 Prozent der Befragten gaben an ein solches Gerät zu nutzen. Über die Hälfte (51,8 Prozent) verwenden stattdessen ihre Smartphones zum Lesen und immerhin 49,4 Prozent einen ganz normalen Computer. Selbst Tablets, die in diesem Jahr zum ersten Mal in dieser Untersuchung erfasst wurden, schlagen die eBook Reader mit einem Anteil von 9,9 Prozent.
Die Wahl des Gerätes hängt sicherlich von der Art des gelesenen Mediums ab. Ein tatsächliches eBook haben nämlich nur 22,3 der Befragten gelesen, immerhin 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch sind es statistisch gerade mal 3,22 eBooks, die ein chinesischer Erwachsener im Jahr 2014 gelesen hat. Das sind auch weniger als die 4,56 Print-Bücher, die jeder durchschnittlich liest. Den Großteil der digital gelesenen Medien machen dann scheinbar Online-Magazine und -Zeitungen aus. Ob Blogs auch in der Umfrage inbegriffen waren wird nicht klar.
Hauptsache es wird gelesen
In den letzten Jahren hat das digitale Lesen in China einen regelrechten Boom erlebt. 2008 gab nichtmal ein Viertel (24,5 Prozent) der Teilnehmer an digital zu lesen. Mittlerweile verbringt jeder Chinese durchschnittlich 55 Minuten am Tag mit der Online-Lektüre, knapp 34 Minuten davon auf dem Smartphone. Das überrascht eigentlich wenig, schließlich drängt sich gleich das Bild überfüllter U-Bahnen auf, in denen alle auf ihr Mobiltelefon schauen. Es ist schön zu wissen, dass einige davon Lesen. Übrigens werden in diesem Jahr die Zahlen sicherlich noch mehr steigen. Die BBC berichtet, dass die chinesische Regierung ihr Volk seit Anfang des Jahres durch kostenlose eBooks über QR-Codes in der U-Bahn noch weiter zum Lesen zu motivieren will.
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