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Studie: Senioren lesen auf Tablets am besten

Eine Studie deutscher Wissenschaftler hat die Lesbarkeit von Texten auf E-Paper-Display, Tablets und bedrucktem Papier untersucht – und zwar abhängig vom Alter der Lesenden. Dabei kamen sie zu durchaus bemerkenswerten Ergebnissen.

Linguisten und Buchwissenschaftler der Universitäten Mainz, Göttingen und Marburg untersuchten die Text-Verarbeitung von Probanten im Alter zwischen 21 und 77 Jahren. Dazu wurde die Testgruppe zum einen über ihre Lese-Gewohnheiten und -vorlieben befragt, zum anderen wurde der konkrete Lesevorgang auf den drei verschiedenen Trägermedien physiologisch untersucht (Augenbewegung, Gehirnaktivität). Die Studie wurde am Mittwoch auf dem Wissenschaftsportal PLOS One veröffentlicht.

Subjektive und tatsächliche Lesbarkeit unterscheiden sich

Der Löwenanteil der gesamten Teilnehmer gab an, am liebsten gedruckte Bücher zu lesen (Grafik oben). Das gilt unabhängig vom Alter: Sowohl die ältere Teilgruppe (die 60-77-jährigen) als auch die Jüngeren (die 21-60-jährigen) präferierte Buchstaben auf Papier.

Schon bei der Frage nach subjektiv empfundenen Lesbarkeit gibt es aber deutliche Unterschiede im Antwort-Verhalten. Bei den Älteren liegen Tablets hier knapp vor Papier, während bei den Jüngeren gedruckte Bücher auch bei dieser Frage klar die Nase vor haben. E-Reader landen in beiden Gruppen im hinteren Bereich.

Senioren könnten Texte auf Tablets schneller erfassen

Die physiologische Untersuchung bestätigt den subjektiven Eindruck: Per Eyetracking wurde festgestellt, dass ältere Probanten auf Tablets deutlich schneller und entspannter lesen können als auf dedizierten Lesegeräten und Papier. Bei den Jüngeren gibt es hingegen keine signifikanten Unterschiede.

Die Wissenschaftler begründen ihre Forschungsergebnisse mit dem besonders hohen Kontrastverhältnis der hintergrundbeleuchteten Tablets. Die Sensibilität für Kontraste nehme im Alter ab, weshalb schlechtere Kontrastverhältnisse (wie sie Bücher und E-Reader gegenüber Tablets haben) bei Älteren zu einer erhöhten Lesedauer nebst größerer Anstrengung führt. Eine zweite Erkenntnis ist der teils gravierende Unterschied zwischen subjektivem Empfinden der Lesbarkeit und den gemessenen Ergebnissen.

Lesbarkeit nur ein Faktor für Qualität von Medien-Trägern

Außen vor gelassen sind Fragen der Bedienbarkeit, gerade bei älteren Lesefreunden ein kritischer Faktor. Insbesondere die kabelgebundene Übertragung von DRM-geschützter Literatur sorgt für einen massiven Supportbedarf. Ist der E-Reader oder die Lese-App in ein Ökosystem a là Kindle eingebettet und geschieht der Dateitransfer im Hintergrund, kommen auch technische weniger affine Menschen mit den elektronischen (Lese-)Geräten klar.

Daneben sollte beachtet werden, dass es der Studie vordergründig um die Lesbarkeit geht. Für dedizierte Lesegeräte sprechende Faktoren wie eine geringere Augenbelastung mangels Hintergrundbeleuchtung (im Vergleich zu Tablets) und Vorteile in Sachen Mobilität und Literaturzugang (im Vergleich zu Print-Büchern) haben die Wissenschaftler naturgemäß ausgeklammert.

Anmerkung: Ein dpa-Artikel zur Studie, der unter anderem von der Badischen Zeitung und von heise aufgegriffen wurde, stellt die Ergebnisse falsch da. Darin heißt es, Senioren könnten E-Books generell besser lesen als gedruckte Bücher – unabhängig davon auf was für einem Display. Das ist natürlich Quatsch, im Gegenteil sind Display bzw. Darstellung der einzige Untersuchungsgegenstand der Studie. Auch erklärten nicht „alle Teilnehmer, dass sie einen Text deutlich lieber auf Papier läsen als elektronisch", sondern lediglich die Mehrheit der beiden Teilgruppen.  

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Kommentare


eBook-News der KW6 2013: Amazon Coins, Icarus Reader, Studie | eBooks-lesen.net 8. Februar 2013 um 15:00

[…] weder bei den jüngeren noch bei den älteren Testpersonen. Grafiken und mehr Hintergrund bei lesen.net. Mehr zum Test selbst bei […]

Antworten

Dominique Pleimling 9. Februar 2013 um 10:12

Danke für den Hinweis auf die Studie und die sehr gute Zusammenfassung!

Antworten

Nora Zorn 17. Juli 2013 um 13:03

Ich bin Seniorin (73 Jahre alt) und kann das nur bestätigen. Seit vielen Jahren habe ich das KINDLE-Lesegerät und möchte es nicht missen.
Ich lese sehr gerne Ebooks und schätze vor allem die schnelle Art des Einkaufs über das Internet. Ich kaufe sonntags und mitten in der Nacht und habe den Text innerhalb von Minuten auf dem Gerät.
Das ist gerade für Senioren sehr praktisch, denn oft können sie ja nicht mehr aus dem Haus.
Ich kann zwar noch aus dem Haus, genieße diese Art des Lesens und des Einkaufens trotzdem.
Nora Zorn

P.S.: Ein "Tablet" habe ich nicht, kann deshalb nicht vergleichen

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