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TAZ Digiabo im Video-Test

Seit rund zwei Wochen bietet die TAZ wie berichtet ihre Printausgabe auch als epub-Datei an. Damit wagte das linksalternative Blatt als erste deutsche Tageszeitung den Sprung auf eBook-Reader, für welche dieser Format optimiert ist.

Ein Praxistest des Angebots, für das 10 Euro im Monat zu bezahlen sind, offenbart Licht und Schatten. Während die Berliner ihre Hausaufgaben gemacht haben, scheinen die technischen Rahmenbedingungen noch nicht eine sinnvolle Nutzung des epub-Abos zu erlauben.

Im Optimalfall würde die Zeitung früh morgens (oder sogar am Vorabend) automatisch auf das Lesegerät gepushed werden – analog zur gedruckten Zeitung, die nach dem Aufstehen lediglich von der Türschwelle zu holen ist. Dafür bräuchte es aber eBook-Lesegeräte mit Internetzugang, wie es sie hierzulande zumindest noch nicht zu interessanten Preisen gibt. Immerhin: In den USA hat mit dem Amazon Kindle schon ein solcher eReader weite Verbreitung gefunden, hierzulande könnte dem txtr Reader so ein Durchbruch gelingen.

Ein weiteres Ärgernis stellt die unkomfortable Navigation im Dokument dar. Dank Inhaltsverzeichnis muss zwar nicht völlig starr von vorne nach hinten gelesen werden, die Wahlmöglichkeiten sind aber noch sehr eingeschränkt. Ein Touchscreen, wie ihn schon heute einige Lesegeräte (z.B. der Sony Reader PRS700) mitbringen, könnte hier ein wesentliches Usability-Plus bei der Lektüre von eZeitungen darstellen.

s1-big_0Schade bei Magazinen und bunten Zeitungen (die TAZ erscheint Samstags komplett farbig) ist die lediglich graustufige Ausgabe der Seiten auf Lesegeräten. Die TAZ hat zudem – abgesehen von den Vorschauseiten – komplett auf die Einbindung von Fotos verzichtet. Dass bedrucktes Papier hier sogar mehr "Multimedia" bietet als Hightech-eReader, ist ein Schritt in die falsche Richtung (wenn auch momentan nicht anders realisierbar).

In sofern fällt die Zielgruppe der digitaz im epub-Format  aktuell sehr überschaubar aus. Dessen sind sich aber auch die Blattmacher bewusst: Im Artikel zur Vorstellung des neuen Dienstes heißt es:

Da der Markt für die mit ca. 250 EUR  noch sehr teuren Reader derzeit noch überschaubar ist – außer Technikfreaks sind nur professionelle Vielleser wie Verlagslektoren schon damit ausgerüstet – rechnet die taz aktuell zwar nicht mit einem großen Run auf das neue Format, sieht sich aber für die  Zukunft gut gerüstet.

Nicht nur, weil absehbar ist, dass die Geräte in einigen Jahren nur noch einen Bruchteil kosten und der Markt für e-books schnell wachsen wird, sondern auch, weil die Ökobilanz einer digital ausgelieferten taz deutlich besser ausfällt als die der Druckausgabe.

Auch abseits der ökologischen Dimension dürfte sich das Investment für die TAZ mittelfristig lohnen. Denn schon die nächste Generation von eReader-Geräten könnte – mit farbigem und biegbarem Bildschirm ausgestattet – der eZeitung zum Durchbruch verhelfen. Nicht vergessen werden sollte auch der vielgelobte Amazon Kindle DX, mit dem schon heute eZeitungen direkt in die Tasche übertragen und nahezu in "Originalgröße" dargestellt werden können.

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Kommentare


Pocketbook 360° im Video-Test » Topnews, eReader » lesen.net 9. September 2009 um 15:15

[…] lange dauert dagegen das Laden von größeren Dateien: Eine etwa 8 Mbyte große DigiTAZ (hier im Test) wurde erst nach etwa 30 Sekunden […]

Antworten

Frankfurter Rundschau plant eReader-Testlauf » eBooks » lesen.net 26. Oktober 2009 um 18:16

[…] vor einigen Tagen war die linksalternative TAZ die einzige Tageszeitung, welche als Digiabo auch auf (deutschen) eReadern gelesen werden kann. Mit dem Verkaufsstart vom Kindle International […]

Antworten

TAZ: Bislang 1.500 Digiabos » eBooks » lesen.net 20. November 2009 um 15:49

[…] Im epub-Bereich kommt aktuell noch ein Mangel an Endgeräten hinzu, auf denen Tageszeitungen komfortabel gelesen werden können. Dank dem Kindle DX (9,7″ Bildschirmdiagonale) hat sich für Amazon der Verkauf von elektronischen Zeitungsausgaben zu einem lukrativen Nebengeschäft entwickelt – ein vergleichbares Lesegerät gibt es hierzulande nicht. Ein Test des TAZ Digiabos auf dem Sony Reader PRS-505 (mit 6″ Display und ohne Touchscreen) fiel eher ernüchternd aus. […]

Antworten

TAZ: (Doch) App statt iBookstore » eBooks » lesen.net 30. Juni 2010 um 19:29

[…] Dass die Zeitung überhaupt mittels iBooks verbreitet wurde, begründet TAZ-Mann (und Schriftsteller) Broeckers gegenüber lesen.net mit der niedrigen Zugangsschwelle: “Wir haben uns für iBookstore entschieden, weil die taz im epub-Format ohnehin schon vorliegt und wir ohne großen Aufwand dort präsent sein konnten.” Die TAZ bietet ihre digitalen Ausgaben schon seit über einem Jahr auch als unverschlüsselte epub-Dateien an – mit macht die Tageszeitung auch auf (möglichst großformatigen) dedizierten Lesegeräten eine gute Figur. […]

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Zeitung auf eBook Reader: Süddeutsche startet epub-Ausgabe » lesen.net 3. November 2015 um 13:12

[…] Sachen epub ist die TAZ Vorreiter. Dort gibt es seit sechs Jahren jeden Tag sogar zwei epub-Ausgaben, eine mit und eine ohne Bildern. Auch die wöchentlich […]

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