Thalia wechselt den Besitzer: Herder übernimmt
Deutschlands führende Buchhandelskette ist ab sofort in der Hand eines Verlages. Wie Thalia am heutigen Montag bekannt gab, hat ein von der Verlegerfamilie Herder (Herder Verlag) angeführtes Konsortium die Mehrheit am Unternehmen übernommen. Die Konsequenzen dürften weitreichend sein.
Seit 2012 gehörte Thalia, das mehr als 280 Filialen im deutschsprachigen Raum betreibt, über die Douglas Holding mehrheitlich dem Finanzinvestor Advent. Mit der Transaktion zieht sich Advent vollständig aus dem Unternehmen zurück.
Neu-Eigentümer mit Stallgeruch
Die neue Eigentümerstruktur: 35 Prozent (ehemals 16 Prozent) hält die Familie Kreke (Douglas), 65 Prozent ein Konsortium unter der Führung der Familie Herder. Im Konsortium außerdem investiert sind der derzeitige Thalia-Chef Michael Busch sowie der Digital-Unternehmer Leif Erik Göritz, der an die Spitze des Thalia-Aufsichtsrates wechselt.
In der Pressemitteilung zum Deal wird der "Stallgeruch" der neuen Eigentümer betont. So sei die Familie Herder seit mehr als 200 Jahren im Buchgeschäft tätig. Tatsächlich erscheint die neue Struktur deutlich vielversprechender als die Eigentümerschaft durch einen Finanzinvestor, die ja per definition nur temporär ist. Die Entwicklung des Weltbild-Konzern nach der Übernahme durch den Investoren Walter Droege spricht für sich.
"Fühlen uns Tolino-Allianz verpflichtet"
Dass jetzt ein einzelner Verlag bei der führenden Buchhandelskette das Sagen hat, wird aber sicherlich nicht überall für Begeisterung sorgen und ganz gewiss Konsequenzen auf das operative Geschäft nach sich ziehen. So erklärte auch Berater Axel Bartholomäus im Gespräch mit dem Börsenblatt, "dieser Deal ist eine der ganz wenigen Übernahmen und Beteiligungen, die nach meiner Einschätzung einen spürbaren Einfluss auf die Markt- und Wettbewerbsstrukturen haben werden."
Thalia ist außerdem ein essentieller Teil der Tolino-Allianz, vor allem seit der Pleite von Weltbild. Daran ändert die Transaktion naturgemäß wenig; in der Pressemitteilung wird denn auch betont, "der Fortführung und dem Ausbau der erfolgreichen tolino-Allianz fühlen sich die neuen Eigentümer verpflichtet". Die größere Frage ist, ob das Filialnetz mittelfristig noch so engmaschig ist wie aktuell. Zumindest in nächster Zeit will man stationär weiter wachsen, die angepeilte Größe von 400-500qm pro Buchhandlung wird von vielen Filialen derzeit aber noch überschritten.
<Bildnachweis: Thalia von Shutterstock>
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