UK: 3,5 Mio. verkaufte eReader zu Weihnachten
Mit rund anderhalb Jahren Verzögerung zu den USA startet nun auch der britische eBook-Markt durch. Initialzünder war das vergangene Weihnachtsgeschäft, in dessen Rahmen sich die Verbreitung elektronischer Lesegeräte auf der Insel glatt verdoppelte. Und die neue Hardware wird auch schon fleissig zum Lesen genutzt.
Der nationale Branchenverband The Publishers Association ermittelte in einer repräsentativen Umfrage (2000 Teilnehmer zwischen 25.12. und 31.01.), dass dieses mal 7% der erwachsenen Bevölkerung in Großbritannien einen dedizierten eBook Reader unter dem Christbaum fanden; das entspricht rund 3,5 Millionen Geräten, von denen der Löwenanteil (Verhältnis 3:1) in den Händen von Männern landete. Insgesamt sind damit nun etwa 6,5 Millionen 'monofunktionale' Lesegeräte in UK im Umlauf, darunter circa drei Millionen Amazon Kindle und zwei Millionen Sony Reader. Hinzu kommen weitere drei Millionen iPads – 2/3 davon gingen im Weihnachtsgeschäft über den Tisch.
Interessant ist ein Blick auf eBook-Konsum und -Kaufverhalten der neuen Reader-Besitzer: 81% haben im (ungefähr) ersten Nutzungsmonat mindestens ein eBook heruntergeladen, allerdings "nur" 61% auch wenigstens einen kostenpflichtigen Titel – die Differenz dürfte zum einen Public Domain Literatur, zum anderen (mutmaßlich größeren) Teil Piracy ausmachen. Wer allerdings zum eBook-Kauf grundsätzlich bereit ist, wird zumeist ein 'Wiederholungstäter': Durchschnittlich schmökerte sich diese Gruppe innerhalb weniger Tage durch 5,9 bezahlte eBooks; hoch gerechnet bedeutet das rund 10 Millionen verkaufte eBooks auf der Insel seit Weihnachten.
Alle absoluten Zahlen basieren auf Hochrechnungen; zudem wurde die Umfrage ausschließlich online durchgeführt, womit natürlich überproportional viele technikaffine Nutzer erreicht wurden. Entsprechend wage sind die Werte, sollten aber schon ungefähr die "Kräfteverhältnisse" und den sich zum Weihnachtsgeschäft massiv intensivierten eBook-Boom in UK wiederspiegeln.
Einen wesentlichen Anteil daran hat Amazon: Das Unternehmen aus Seattle eröffnete im Sommer in Großbritannien seinen ersten und immer noch einzigen Kindle Store außerhalb der USA und beschwor gleich einen eBook-Preiskampf herauf, in dessen Zusammenhang digitale Literatur zu absoluten Dumpingpreisen angeboten wurde. Inzwischen haben sich die Preise zwar auf einem etwas höheren Niveau eingependelt; die Konkurrenzsituation auf der Insel im Verbund mit der dort nicht existenten Buchpreisbindung führen in Großbritannien aber nach wie vor zu eBook-Preisen, die deutliche Ersparnisse gegenüber gedruckter Literatur bedeuten und damit natürlich Anreize für den 'Umstieg' schaffen. Hinzu kommt ein extrem umfangreiches Angebot an kostenloser wie kommerzieller Literatur in der lokalen (englischen) Sprache: Allein im britischen Kindle Store sind gegenwärtig über 550.000 Titel zu finden, darunter praktisch die gesamte Print-Bestsellerliste – eine Auswahl, von der deutsche Lesefreunde nur träumen können.
Kommentare
Werner 12. Februar 2011 um 20:56
Wie immer ein exzellent recherchierter Artikel. Das zeigt für mich, dass dort wo Amazon mit seinem Kindle Konzept hinkommt der Markt anspricht. Insofern kann man Amazon wohl zu Recht als Lokomotive für den eBook Markt bezeichnen und hoffen, dass bald auch der deutsche Kindle Shop kommt.
EBook Markt: ohne Amazon geht gar nichts | MedienFabrik's Notizen 12. Februar 2011 um 21:35
[…] Amazon hinkommt ist eBook Entwicklung garantiert könnte man aus der von Johannes Haupt auf Lesen.netdargestellten Entwicklung in UK schließen. Nachdem Amazon in den USA mit dem Kindle eBook Reader […]
carokann 12. Februar 2011 um 23:29
Interessante Zahlen. Gibt es so was auch für Deutschland?
Es ist kaum zu glauben, dass der deutschsprachige Markt von amazon noch nicht beackert wird.
Chräcker 14. Februar 2011 um 08:05
Ich habe immer noch Angst, das die deutschen zögerlichen Verlage bei einem kindle-Shop denken würden: machen wir wenigstens mal das, können wir uns die teuren eigenen Portale und ePubs-Gedöns dann ganz sparen.
Chräcker 14. Februar 2011 um 08:06
PS. kann mich Werners Lob nur anschliessen und *leise* hoffe immer auf einen flattr-Button eines Tages unter Deinen Artikeln.
Rüdiger Malke 15. Februar 2011 um 21:34
Also mir isses ehrlich gesagt schnuppe ob epub oder mobi oder kindle-format… ich will endlich epubs bei Amazon kaufen können…
Chräcker 16. Februar 2011 um 08:01
Etwas anderes als Kindlevoraussetzendes wirst Du bei Amazon nie kaufen können. Und wenn die Verlage das toll finden, kann man den eReadermarkt in die Tonne stopfen, dann gibts nur noch den Einheitsreader.
Rüdiger Malke 18. Februar 2011 um 20:42
Ich hab mich auch verschrieben.. ich wollte ebook schreiben und nicht epub.. is mir doch egal Amazon nur im propietären Format verkauft… :)
– POSTED PLANET 10. März 2011 um 14:19
[…] Amazon hinkommt ist eBook Entwicklung garantiert könnte man aus der von Johannes Haupt auf Lesen.netdargestellten Entwicklung in UK schließen. Nachdem Amazon in den USA mit dem Kindle eBook Reader […]