UK: Sony beendet E-Book-Preiskrieg mit Amazon
Aktuelle Verlags-Bestseller als E-Book für umgerechnet 23 Cent: Dieser Traum vieler Lesefreunde (und Albtraum der Buchhändler) war in den letzten neun Monaten in Großbritannien Realität. Nun sind die Preise wieder oben – vorerst.
Im Juli 2012 hat Sony für seinen britischen E-Book-Store eine "20p-Promotion" eingeführt: Ausgewählte E-Books wurden für 20 Pence angeboten, umgerechnet 23 Cent. Amazon ließ sich nicht lange bitten und verbilligte die betroffenen Titel in seinem Kindle Store ebenfalls auf 20 Pence – der Beginn eines Preiskrieges, der bis zu dieser Woche andauerte.
E-Books für 23 Cent: Teure Rabattschlacht
Die laufend aktualisierte 20p-Selektion umfasste teilweise topaktuelle und auch zum Vollpreis stark nachgefragte Titel wie Peter James' Dead Man’s Grip, Yann Martel Life of Pi und John Lanchesters Capital. Mit der Promotion wollte Sony Lesefreunde von seinem E-Book-Store begeistern – und nahm dafür ebenso wie Amazon viel Geld in die Hand, denn unabhängig vom Verkaufspreis müssen die Händler den Verlagen eine fixe Vergütung pro verkauftem E-Book bezahlen. Der Preiskampf wurde vor allem auf Kosten kleinerer Buchhändler geführt, die die Rabatte anders als Amazon nicht mitgehen konnten oder wollten. Wie der Guardian in einem Bericht zu den radikalen Vergünstigungen im vergangenen September anmerkte, waren aber auch viele Autoren nicht restlos begeistert. Während auf kurze Sicht sehr gute Verdienste und eine große Leserschaft lockten, gab es seitens einiger Autoren die Befürchtung, die Wertschätzung der eigenen Arbeit könnte unter den Dumping-Preisen leiden.
Zum Relaunch des britischen Sony E-Book-Store ist die 20p-Sektion jetzt stillschweigend von der Website entfernt worden. Das berichtende Branchenblatt Bookseller bekam dazu von Sony gesagt, die Aufgabe der Aktion ändere nichts daran, dass Sony weiterhin ein großes Auge aufs E-Book-Pricing haben werde. Nichts desto trotz haben sich die Verkaufspreise der letzten 20-Pence-E-Books mit dem Relaunch über Nacht um das 10- bis 15-fache erhöht. Auch Amazon hat seine Preise inzwischen wieder angehoben.
E-Book-Preisbindung auch in Deutschland Thema
Überflüssig zu erwähnen, dass der E-Book-Preiskampf überhaupt erst möglich war, weil es in Großbritannien keine Buchpreisbindung gibt, unabhängig ob für gedruckte oder digitale Titel. Die liberale Gesetzgebung ermöglicht Verlagen, Händlern und Autoren Sonderaktionen zur Ankurbelung des Umsatzes und lässt innovative Geschäftsideen wie E-Book-Flatrates überhaupt erst zu, ist für kleinere Anbieter aber existenzbedrohlich.
In Deutschland ist das Thema E-Book-Preisbindung zur Leipziger Buchmesse mal wieder auf die politische Agenda gekommen. Kulturstaatsminister Naumann erklärte, eventuellen Bestrebungen seitens Amazon, die Buchpreisbindung durch den Verkauf von E-Books aus Luxemburg auszuhebeln, werde man einen Riegel vorschieben.
Kommentare
Juergen 20. März 2013 um 08:35
Wie dumm kann selbst ein Multi-Konzern sein, Kunden einzukaufen und dauerhaft an nicht kostendeckende Preise zu gewöhnen, anstatt sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren.
Stefan 24. Mai 2013 um 08:14
Dass die Buchpreisbindung hier als was Gutes angesehen wird kann ich nicht ganz nachvollziehen. Für ein Taschenbuch 15€ und für ein ebook 12€ zu verlangen ist zu viel. Da braucht sich keiner wundern dass es Leute gibt die dann auf englische Bücher ausweichen oder ebooks sich gleich komplett illegal besorgen.
Konkurrenz belebt bekanntermaßen das Geschäft. Warum sie also nicht zulassen? So eine Situation wie in UK ist natürlich unschön wäre bei uns aber ohnehin durch das Wettbewerbsrecht nicht möglich. Unter dem Einkaufspreis darf nichts angeboten werden.
Amazon Niederlande: Alles auf eBooks » lesen.net 13. November 2014 um 16:01
[…] A-List-Titeln nicht so preisaggressiv auftreten kann wie in den USA und in Großbritannien, wo es aktuelle Bestseller auch schon einmal für umgerechnet 20 Eurocent gab, wird der Markteintritt zweifelsohne für mächtig Bewegung sorgen. Nach dem Tolino […]
Wie die EU die Müllproduktion ankurbelt und die Buchpreisbindung gefährdet » lesen.net 10. März 2015 um 17:27
[…] und dürfte vor allem Amazon im Sinn haben, das sich in den USA und Großbritannien mit Kampfpreisen von wenigen Cent für aktuelle Bestseller eine große Marktdominanz sicherte (und damit wohl auch […]