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US-Verlage verkaufen Buch-Empfehlungs-Plattform Bookish an Startup

Online-Buchempfehlungen gelten als wichtiger Zukunftsmotor für die Branche. Dennoch haben die Verlagsgruppen Hachette, Penguin und Simon & Schuster jetzt ihre gemeinsame Empfehlungs-Plattform Bookish an das Startup Zola Books verkauft. Und das, obwohl sie erst im vergangenen Februar online ging. Die offizielle Begründung für den Verkauf ist eher ungewöhnlich.

So soll Bookish eigentlich funktionieren...

So soll Bookish eigentlich funktionieren…

Angekündigt hatten die drei Verlage Bookish schon für den Sommer 2011 als "neue digitale Anlaufstelle für Leser". Der selbst gestellte Anspruch: Dem Nutzer fachkundige Empfehlungen für neuen Lesestoff zu geben, sowohl automatisiert als auch durch ein Expertenteam von Hand kuratiert. Doch das Projekt stand offenbar unter keinem guten Stern: Es startete erst mit fast zwei Jahren Verspätung, verschliss dabei zwei Geschäftsführer, und nun wird es schon wieder verkauft. Und zwar an ein Startup namens Zola Books, das selbst erst im Oktober 2012 online ging.

Buchempfehlungen boomen

Doch bei Stichproben stößt man schnell an die Grenzen des Systems

Doch bei Stichproben stößt man schnell an die Grenzen des Systems

Wenn man Hachette-Chef Michael Pietsch Glauben schenkt, war das alles so geplant. Dem Wall Street Journal sagte er, Bookish sei verkauft worden, weil es funktioniere. Man habe es bauen, aber nicht auf Dauer behalten wollen. Das klingt als Begründung allerdings wenig glaubwürdig.

Weil unbekannte Bücher in Online-Läden nicht so leicht gefunden werden wie im klassischen Buchhandel, gelten Buchempfehlungen  als boomendes Marktsegment. Sie sind das Geheimnis des Erfolgs von Goodreads. Amazon benutzt sie, um Kunden zu noch mehr Einkäufen zu verleiten. Buchempfehlungen sind als Markt so attraktiv, dass allein in Deutschland mehrere Plattformen (etwa mybook.de, Lovelybooks, flipintu oder Lokibo) mit sehr unterschiedlichen Ansätzen auf den Erfolg hoffen. Und an einer solchen Plattform sollen die großen Verlage kein Interesse haben, weil sie funktioniert?

Bookish funktioniert nicht gut

Fast nur Listen: Bookishs "Experten-Inhalte"

Fast nur Listen: Bookishs "Experten-Inhalte"

Wenn man sich die Seite ansieht, wirkt Pietschs Aussage wie eine lahme Ausrede. Die angeblichen Experteninhalte entpuppen sich größtenteils als Bestenlisten im Stil von "Die besten Bücher über XYZ". Die Empfehlungslogik liefert zwar gute Ergebnisse für populäre Bücher, stößt aber jenseits aktueller Besteller schnell an ihre Grenzen und findet dann auch schon mal nichts Passendes. Auch die Suchfunktion kann unfreiwillig komische Ergebnisse liefern. Wer zum Beispiel nach Büchern sucht, die dem einfühlsamen Afghanistan-Drama "The Kite Runner" (dt. "Drachenläufer") ähneln, bekommt als ersten Treffer Empfehlungen, die sich auf den Fotoband zum Film beziehen. Da werden dem Leser dann Dan Browns Vatikan-Thriller "Angels & Demons" (dt. "Illuminati") eine Sammlung von Musical-Texten als Folgelektüre nahe gelegt.

Zola will sich gegen Amazon aufstellen

Trotz dieses eher beklagenswerten Zustands wurde Bookish nun von Zola Books gekauft. Zola will sich als eine Art "Anti-Amazon" aufstellen. Es bietet kleinen Buchhändern die Möglichkeit, die Seite als Verkaufsplattform für eBooks zu benutzen, um so den klassischen Buchhandel für das Internetzeitalter zu stärken. Das ist zwar ein lobenswertes Ziel, weckt allerdings auch unangenehme Erinnerungen an  das Konzept des  gefloppten Börsenvereins-Portals Libreka. Nun sind die USA natürlich nicht Deutschland und Zolas Geschäftsmodell ist nicht identisch mit dem von Libreka. Es ist auch verständlich, dass man als kleiner Anbieter etwas braucht, um gegen die Marktmacht von Amazon bestehen zu können. Ob aber der Kauf von Bookish dabei wirklich helfen kann, erscheint zumindest fragwürdig.

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