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Warez-Plattform boerse.bz zerfällt, Alternativen formieren sich

Mit rasanter Geschwindigkeit taumelt das Untergrund-Forum boerse.bz, in den letzten Jahren der beliebteste illegale Umschlagplatz für Mediendateien, seinem Ende entgegen. Am Mittwoch verabschiedete sich nahezu das gesamte Team mit einer bemerkenswerten Mitteilung. Der Kampf um die Millionen monatlichen Besucher der "Börse" ist längst entbrannt.

Mitte Juli entschlossen sich die Betreiber des Forum zu einem radikalen Schritt. Besucher aus Deutschland war es plötzlich nicht mehr möglich, Dateien herunterzuladen – angeblich eine Reaktion auf Druck der hiesigen Content-Industrien. Weil im gleichen Atemzug ein kostenpflichtiger VPN-Dienst zur Umgehung der Sperre beworben wurde, lag allerdings die Vermutung nahe, dass monetäre Überlegungen entscheidend für die Umstellung waren.

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Wie wir bereits Mitte Juli berichteten, nahm die Zahl neuer Download-Angebote in der "Börse" in den Tagen nach der "Aussperrung" deutscher Besucher deutlich ab. Gleichzeitig regte sich unter den aktiven Mitgliedern lautstarker Protest, der im Laufe der Zeit eher noch an Intensität gewann.

An diesem Mittwoch folgte dann der vielleicht schon letzte Akt im Kapitel boerse.bz: In einer "globalen Ankündigung" verabschiedeten sich sämtliche Moderatoren von den boerse.bz Mitgliedern. "Die Kommunikation [vom Betreiber] mit uns über die geplanten Aktionen war nicht akzeptabel", heißt es darin. Quasi im gleichen Atemzug kündigen die 40 (!) Moderatoren in ihrem gemeinsamen Statement an, künftig "zusammen bei einem neuen Projekt in Aktion treten" zu wollen.

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boerse.bz Alternativen buhlen um sieben Millionen Besucher

Im Juni verzeichnete boerse.bz laut dem Analyse-Dienst Similarweb rund 7,2 Millionen Besucher, davon drei Viertel aus Deutschland. Das ist ein großer Kuchen, über den sich nun zahlreiche neue wie etablierte illegale Portale hermachen wollen (mehr dazu im Fachblog Tarnkappe). Ob eine boerse.bz-Alternative noch einmal eine solche Reichweite erlangen kann wie das Original, erscheint gleichwohl zweifelhaft. Zum einen werden die Suchmaschinen-Platzierungen der Boerse, die mit 1,2 Millionen Einzelseiten im Google-Index vertreten ist und bei vielen Suchanfragen nach Inhalten über legalen Ergebnissen angezeigt wird, auf Jahre unerreichbar für neue Boards sein. Eine wichtige Rekrutierungs-Quelle für neue Mitglieder bleibt somit verschlossen.

Legale Alternativen in Schlagdistanz – E-Book-Anbieter in der Pflicht

Zum anderen aber, und das ist ein wesentlicher Unterschied zu ähnlichen Foren-Schließungen im vorigen Jahrzehnt, haben die legalen Alternativen viel Boden gut gemacht, gerade im Streaming-Bereich. Wer bei Spotify kostenlos werbefinanziert oder für faire 10 Euro monatlich auf allen Geräten Zugriff auf 20 Millionen Songs hat, sucht sich in aller Regel nicht mehr "seine" Musik mühsam auf Warez-Seiten zusammen und kopiert sie dann einzeln auf Abspielgeräte. Weniger gut sieht derzeit noch das Angebot im Filmbereich (guter Spiegel-Artikel zum Thema zum Deutschlandstart von Netflix) und in Sachen E-Books aus.

E-Books sind außerdem besonders anfällig für Piraterie, weil a) vergleichsweise kleine Dateien, b) die einzeln vergleichsweise viel Geld kosten c) vergleichsweise selten herunterzuladen sind (an einem E-Book liest man weitaus länger, als man sich einen Film ansieht). Mit einem einzigen Besuch einer eBook-Warez-Seite können sich Interessierte problemlos auf Monate mit Lesestoff eindecken und sind dann erst einmal verloren für legale Anbieter. In den letzten Monaten hat sich im E-Book-Streaming-Bereich immerhin besonders viel bewegt (readfy, Skoobe – aktuell 30 Tage kostenlos ausprobierbar, Kindle Unlimited, Blloon). Wenn das Sortiment stimmt und die Reklame ausreichend dezent ist, hat unter den Genannten sicherlich readfy als Freemium-Anbieter (= mit Gratis-Angebot) am ehesten das Potenzial, die derzeit noch piratierende Leserschaft abzuschöpfen und zumindest teilweise in zahlende Digital-Leser zu konvertieren.

<Bildnachweis: Abriss von Shutterstock>

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Kommentare


Nerdcore › R.I.P. Boerse.bz 1. August 2014 um 16:52

[…] Lesen.net: Warez-Plattform boerse.bz zerfällt, Alternativen formieren sich […]

Antworten

[Meinung] Die Tage des Trolls 2. August 2014 um 15:56

[…] eben … Auch Lesen.net dürfte gestern einen sehr guten Abend gehabt haben => Beitrag. Scheint so, dass jeder Blog, der über die Boerse.bz berichtet, Rekordmarken melden darf ;) […]

Antworten

boerse.bz wird zu boerse.to – neue Chance für Verlage » lesen.net 22. August 2014 um 16:28

[…] illegale Download-Angebot für digitale Dateien wie E-Books in Auflösung. Ende Juli verkündete das gesamte 40-köpfige Moderatoren-Team seinen Rückzug – zusammen mit der Ankündigung, “zusammen bei einem neuen Projekt in Aktion (zu) […]

Antworten

eBook-Piraterie: Bundesweite Razzia gegen boerse.bz und boerse.to » lesen.net 4. November 2014 um 14:20

[…] einen wohl hauseigenen kostenpflichtigen Dienst wurde massiv getrommelt. Kurze Zeit später zog sich das komplette Team zurück, um wenig später unter boerse.to weiterzumachen – mit den kompletten Daten inklusive der […]

Antworten

boerse.bz scheintot: Hütchentrick mit Folgen » lesen.net 19. November 2014 um 10:30

[…] VPN-Zugänge, mit denen man diese Sperre umgehen kann. Nur zwei Wochen später kam es dann zum scheinbaren Bruch, als sich das komplette Team – 40 hochaktive Moderatoren – mit Verweis auf […]

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