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Warum alle Romane, die in Afrika spielen, gleich aussehen – und warum das ein Problem ist

Von Nirgendwo in Afrika (Coverausschnitt links) bis hin zu Der Himmel über dem Kilimandscharo, das kürzlich als Kindle Deal der Woche die Bestseller-Listen stürmte: Buchcover mit Handlungsort Afrika oder von einem afrikanischen Autor ähneln sich frappierend. Warum das so ist und warum das ein Problem ist, hat jetzt ein New Yorker Professor auf den Punkt gebracht.

Auf den großen Buchmärkten in Nordamerika und Europa angebotene Afrika-Bücher sehen fast alle gleich aus. Das Standardmotiv ist eine Savannenlandschaft im Sonnenuntergang mit einer Schirmakazie im Vordergrund, einem – vermeintlich – für das Kontinent charakteristischen Baum. Das Blog Africa is a Country, betrieben vom in Südafrika geborenen und in New York lehrenden Professor Sean Jacobs, fasst diese Stereopolisierung so zusammen: "Die Cover der meisten 'Über-Afrika-Romane' scheinen von jemandem gestaltet zu sein, dessen Bild des Kontinentes sich aus dem 'König der Löwen' speist."

Collage von Simon Stevens (Twitter)

Collage von Simon Stevens

Die Buchcover scheren das riesige Kontinent und seine vielfältigen Geschichten über einen Kamm, führt Jacobs aus. Selbst Bücher von Autoren aus Ländern, in denen es gar keine Savanne oder keine Arkazien gäbe, würden mit einem solchen Cover bestückt.

Warum aber sind all die Cover so gleichförmig? The Atlantic hat zum Thema mit einem Coverdesigner gesprochen, der "individuelle und institutionelle Faulheit" als Grund anführt. Wie alle US-Amerikaner wüssten Covergestalter nicht viel über den Rest der Welt, aus Zeitgründen würden sie sich dann häufig an Klischees orientieren. Plus: Wird etwas non-konformistisches ausprobiert und verkauft sich das Buch dann nicht gut, würden die Buchgestalter (bzw. ihre Auftraggeber) dafür verantwortlich gemacht. Wer auf die eingängige Schirmakazie bei Sonnenuntergang zurückgreift, ist hingegen auf der sicheren Seite.

verschleierte frauUnd so bedienen und verfestigen Verlage mit ihren Buchcovern weiterhin fleissig die Vorurteile ihrer westlichen Leserschaft. Das gilt nicht nur für Afrika: "Africa is a Country" hat mühelos eine ähnliche Collage für arabische Titel anfertigen können, wo die verschleierte Frau mit großen und (natürlich) traurigen Augen gerade angesagt ist (Bild rechts). Mehr Mut zur Differenzierung wäre wünschenswert – man stelle sich vor, auf jedem Cover eines deutschen Romans von Thomas Mann bis Günter Grass wären weißbiertrinkende Männer in Lederhosen zu sehen.

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Kommentare


Markierungen 05/17/2014 | Snippets 17. Mai 2014 um 06:35

[…] Warum alle Romane, die in Afrika spielen, gleich aussehen – und warum das ein Problem ist » lesen… […]

Antworten

Büchertisch mal anders | Die Töchter Regalias 26. Mai 2014 um 14:36

[…] interessant”-Ausstellung machen möchte, und sich keine andere Kategorie anbietet (wie z.B. Akazien im Sonnenuntergang) landen sie dann kommentarlos im in einem Präsentationsregal. Schade, […]

Antworten

Schirmakazie und Sonnenuntergang – Afrika-Romane sind (zu) leicht zu erkennen | OnleiheVerbundHessen 7. Juni 2014 um 17:02

[…] Wem ist es nicht schon aufgefallen: Alle Romane, die in Afrika spielen, zeigen ein ähnliches Cover. Aber wieso ist das so und haben diese Klischees, denen sich Covergestalter gerne bedienen auch Nachteile für die Buchbranche? Mehr zu diesem Thema erfahren Sie hier. […]

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admin » lesen.net 19. August 2014 um 17:37

[…] gelesen wurde unserer Artikel darüber, warum alle Romane, die in Afrika spielen, gleich aussehen – und warum das ein Problem ist. Was für Blüten die gewollte Gleichförmigkeit treiben kann, illustriert jetzt […]

Antworten

eBook Tipps zum Wochenende » lesen.net 5. Dezember 2014 um 17:18

[…] Eine junge Frau durchlebt eine schwere Kindheit, folgt dem Ruf der Liebe ins heutige Namibia – und trifft dort trotz finanziellem Reichtum auf neue Probleme. Anders als der Titel vermuten lässt kein Afrika-Roman, sondern ein Buch über eine Frau, die sich den Herausforderungen Ihres Lebens stellt. “Ich war so gefangen von dieser Geschichte und vom Steh-auf-Willen dieser Frau, dass ich das Buch innerhalb von 2 Tagen gelesen habe. Einfach klasse geschrieben” (Amazon-Rezensentin). Lesetipp zum Cover: Warum alle Romane, die in Afrika spielen, gleich aussehen – und warum das ein Problem ist. […]

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Selfpublishing: Angriff der Klonbücher [Kolumne] » lesen.net 20. Februar 2015 um 10:54

[…] vor ein paar Jahren war dies noch überschaubar, schließlich kann man davon ausgehen, dass es nicht in dem Interesse der Verlage lag, […]

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Manche mögen’s lang: Große Seitenzahl-Unterschiede zwischen Genre-Bestsellern » lesen.net 12. April 2015 um 16:21

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54 Sandkorn 1. Dezember 2021 um 20:15

Guter Artikel! Die Cover von Romanen aus Afrika und von afrikanischen Autoren sind etwas abwechslungsreicher.

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