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Warum zweisprachige eBooks bisher erfolglos blieben (und wie sich das jetzt ändern könnte)

Zweisprachige Bücher sind im Printbereich schon längst Gang und Gäbe und werden vor allem zum Lernen einer Fremdsprache gern herangezogen. Bei eBooks dagegen konnte sich das Prinzip der Bilingualität bisher nicht durchsetzen – bis jetzt. Eine Spurensuche.

Originalsprache ist In

Immer häufiger hört man heutzutage die Beschwerde, dass dieses oder jedes Buch/Serie/Film schlecht übersetzt ist. Ein Indiz dafür, dass sich immer mehr Leser der Herausforderung von Fremdsprachen stellen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Beim Lesen in Originalsprache kann man nicht nur seine Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch viele Nuancen eines Textes besser wahrnehmen. Das gilt allerdings nur, wenn man diese wirklich versteht. Wer unsicher ist und seine Sprachkenntnisse mit der Lektüre verbessern will, greift deshalb gerne zu Hilfsmitteln, sprich einem Wörterbuch.

Vor und Nachteile des integrierten Wörterbuches

Integrierte Wörterbücher gelten als große Stärke der eBook Reader, weil einzelne Wörter ohne großen Aufwand direkt übersetzt werden können. Auch wenn nicht alle vorinstallierten Wörterbücher die Nutzer überzeugen, sind die meisten doch grundsätzlich zufrieden oder nutzen die Möglichkeit, andere herunterzuladen.

Nachschlagewerke helfen allerdings nur, wenn schon eine gewisse Grundkenntnis der Sprache vorhanden ist. Neulingen oder Wiedereinsteigern ist mit einer Wort für Wort Übersetzung nicht immer geholfen. Was weder Wörterbücher noch die meisten Übersetzungssoftwares können, ist den tatsächlichen Sinn eines Satzes zu erfassen oder Sprichwörter zu erkennen und zu übertragen.

Neue App für iPhone und iPad

Die neue iOS-App Duolir eines holländischen Unternehmers, die Ink, Bits and Pixels kürzlich vorstellte, will da Abhilfe schaffen. Entwickler Giwan Persaud erklärt auf seiner Seite, dass die App explizit als Mittel zum Lernen und Verbessern einer Fremdsprache gedacht ist. Dafür werden innerhalb der App eBooks in jeweils zwei Sprachen nach Wahl verkauft (deutsch ist leider noch nicht dabei). Der Leser kann dann das Buch in Originalsprache lesen, aber bei Schwierigkeiten mit einem einfachen Klick auf den unverständlichen Satz eine Übersetzung anzeigen lassen – quasi ein Untertitel für Bücher. Das Prinzip klingt erstmal viel versprechend, ist aber tatsächlich nichts neues.

Screenshot aus einer kostenlosen Browser-Leseprobe von Doppeltext

Screenshot aus einer kostenlosen Browser-Leseprobe von Doppeltext

Erster Versuch scheiterte

Die deutsche Seite Doppeltext bietet schon seit 2011 zweisprachige eBooks an, jedoch mit wenig Erfolg und vielen technischen Problemen, die auch in unserem Forum ausführlich diskutiert wurden. Seitdem scheint sich bei Doppeltext nicht mehr viel getan zu haben. Zentrales Problem ist die schwierige technische Umsetzung, vor allem wenn die Bücher auf Geräten verschiedener Hersteller lesbar sein sollen.

Teure Lizenzen bedeuten wenig Gewinn

Außerdem spielt der kommerzielle Nutzen selbstverständlich eine Rolle. Für ein zweisprachiges Buch müssten doppelte Lizenzen erworben werden, sowohl für das Original, als auch für die Übersetzung. Da dazu noch ein nicht geringer Aufwand kommt und der Anbieter daran natürlich auch etwas verdienen will, wäre es für den Leser deutlich günstiger einfach beide Ausgaben separat zu kaufen und parallel zu lesen.

Das Lizenz-Problem kann nur umgangen werden, indem ausschließlich gemeinfreie Werke angeboten werden. Die sind aber wiederum nicht so attraktiv für Leser. Wer wirklich interessiert ist, wird sicher Freude daran haben, einen guten Klassiker im Original zu lesen. Für Sprachneulinge ist das aber meistens nichts. Eine Fremdsprache für den Alltagsgebrauch lässt sich aus 70 Jahre alten Büchern leider nicht lernen, weil Sprache sich zu schnell verändert. Duolir kommt deshalb tatsächlich mit einer Neuerung daher: Sie wollen originäre Texte bilingualer Autoren über ihre App veröffentlichten. Das wäre eine Innovation, die sich eventuell im Auge zu behalten lohnt.

<Bildnachweis: Übersetzung von Shutterstock>

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