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Wegen negativer Rezension: Indie-Autor zerschlägt Weinflasche auf Leserkopf

Ein negativer Kommentar zu einem neuen eBook hat in Großbritannien schwerwiegende Konsequenzen gehabt. Der Indie-Autor ermittelte über soziale Netzwerke die Identität der Rezensentin, lauerte ihr an ihrer Arbeitsstätte auf – und attackierte sie hinterrücks mit einer Glasflasche. Nun hat er sich vor Gericht zu verantworten.

Bildschirmfoto 2015-11-11 um 18.11.16Der Engländer Richard Brittain gewann im Jahr 2006 die beliebte britische Gameshow Countdown, machte daneben aber noch nicht von sich reden. Das änderte sich erst einmal auch nicht, als Brittain im vergangenen Jahr den Entwurf seiner Fantasy-Geschichte The World Rose bei der Social-Reading-Plattform Wattpad einstellte. Die Reaktionen waren überschaubar und eher negativer Natur.

Flaschenattacke nach 800-Kilometer-Fahrt

So übte auch Wattpad-Nutzerin Paige Rolland Kritik an dem Entwurf. Ein Kommentar mit Folgen, denn der 28-jährige Brittain nahm das negative Feedback extrem persönlich. Er belies es nicht bei Kommentaren auf Wattpad, sondern ermittelte über Facebook die Identität und die Arbeitsstätte von Rolland – ein Supermarkt in Schottland (Bild oben). Die mehr als 500 Meilen (800km) Distanz zwischen ihm und der 18-jährigen Rezensentin stellten den Indie-Autoren vor kein Hindernis.

Er suchte Rolland am 3. Oktober 2014 im Supermarkt auf und zerschlug eine Weinflasche auf dem Hinterkopf der Rezensentin. Rolland musste blutüberströmt ins Krankenhaus, nach der Behandlung erstattete sie Anzeige. An diesem Montag musste sich der Autor vor einem Gericht in Glasgow verantworten und wurde der Körperverletzung schuldig gesprochen, das Strafmaß steht noch aus.

Der Sachverhalt liest sich wie ein Thriller-Plot, entsprechend groß ist das Medienecho in Großbritannien. Seriöse Medien wie die BBC und der Telegraph berichten ebenso ausführlich wie die Yellow-Press-Postille The Mirror (nebst unappetitlicher Bilder der Verletzung).

Verallgemeinerungen verbitten sich

Die Reaktion von Brittain auf Kritik an seinem neuen Buch ist so extrem, dass sich hier jede Verallgemeinerung verbittet. Wie immer, wenn Menschen viel Arbeit und Herzblut in ein Projekt steckt, gibt es aber zweifelsohne auch im Literaturbetrieb viele Schreibende, die sich Kritik an ihrer Arbeit allzu sehr zu Herzen nehmen.

Bei Indie-Autoren, die vom Schreibprozess bis hin zur Vermarktung (für die negative Rezensionen auch ökonomisch schädlich sind) sämtliche Tätigkeiten rund um ihr Buch in der Hand haben, ist die persönliche Betroffenheit sicherlich besonders groß. Für den Einzelfall gilt aber ganz klar: Verrückte gibt es überall. Selbst extreme Situationen auf negative Bewertungen haben schon eine gewisse Tradition – so entführte (!) ein Göttinger Pizzabäcker im Jahr 2012 einen Kunden, der eine schlechte Malzeit mit einer negativen Online-Bewertung quittierte.

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