Wegen Piraterie: Dänische Onleihe nicht mehr für eBook Reader
Der Kampf gegen eBook-Piraterie treibt seltsame Blüten. Das dänische Pendant zur Onleihe, dem Digital-Verleihdienst der öffentlichen Bibliotheken, macht seine eBooks nur noch Tablet- und Smartphone-Nutzern zugänglich. Die Option zum Download auf den PC (für eine Übertragung auf eBook Reader) wurde eingestellt, um die illegale Verbreitung einzudämmen – ein zweifelhaftes Unterfangen.
Am gestrigen Mittwoch wurde bei ereolen.dk die Download-Funktion für eBooks deaktiviert, berichtet der öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt DR auf seiner Website. Schon vorher gab es eine iOS- und Android-App zur Ausleihe und Lektüre von digitaler Bibliothekesliteratur (im Video), die auch bislang schon fleissig genutzt worden sein soll.
ereolen.dk-Chef Jakob Heide Petersen sagte dem DR, zuletzt hätten 75 Prozent aller Mitglieder das Angebot per App genutzt. "Nur" 25 Prozent seien den herkömmlichen Weg über Download auf den PC und Übertragung aufs elektronische Lesegerät gegangen. Das entspricht 17.500 eBook-Leihen im Monat.
Petersen rechtfertigt die Einstellung der Download-Option bei ereolen.dk zum einen mit finanziellen Gründen, zum anderen entspreche man hier einem Wunsch der Verlage. Denn die Onleihe steht im Verdacht, eine Bezugsquelle für Piraten zu sein, die die eBooks dann illegal über Websites und Tauschnetzwerke weiterverbreiten.
Falscher Ansatz
Zweifellos sind innerhalb einer App übertragene eBooks bedeutend schwerer zu "extrahieren" als epub-Dateien, die mit einem Klick von Adobe- oder Kindle-DRM befreit werden können. Das könnte auch einer der Gründe dafür sein, warum der kommerzielle deutsche eBook-Verleih Skoobe ebenfalls nur auf Tablets und Smartphones nutzbar ist.
Der Glaube, Piraterie mit einer Verkrüppelung des legalen Angebots eindämmen zu können, ist aber mindestens naiv und wird sicherlich auch den einen oder anderen bislang ehrlichen eBook-Reader-Leser auf falsche Gedanken bringen. Vielmehr müsste umgekehrt das legale Angebot ausgebaut und attraktiver gemacht werden – und unbedingt auf dedizierten Lesegeräten nutzbar sein, das sollten gerade Bibliotheken im Auge haben.
Kommentare
Bernd Fleisig 31. August 2013 um 10:45
Alles, was auf einem Bildschirm erscheint, kann per automatisierter Screenshots eingelesen werden. Im Eregebnis nichts anderes als ein Scan. Die Tools dafür gibt es bereits.
Es kümmert sich nur keiner drum, weil es keine große Rolle spielt.
Altschneider 31. August 2013 um 12:18
Sicher nicht besonders effektiv. Der falsche Ansatz ist jedoch die Piraterie. Die schadet allen und führt zu solchen Maßnahmen.
samy 31. August 2013 um 12:30
Der falsche Ansatz ist das was die Onleihe gemacht und jeder Versuch "Internet-Piraterie" zu bekämpfen.
Das mit den Screenshots ist natürlich Blödsinn. Noch werden die Bücher und Ebooks verkauft. Ebooks kann man weiterverbreiten und Bücher einscannen und OCR laufen lassen. Alles einfacher als Screenshots…
Jörg 31. August 2013 um 12:33
Piraterie wäre in diesem Fall schon die effektivste Reaktion von potentiellen Kunden.
Wie will man sonst kommunizieren das sowas nichts bringt? Per Leserbrief?
Das einzige was beachtet wird sind Zahlen. Produkte von Anbieter, die DRM befürworten, nicht zu kaufen und Anbieter, die auf DRM verzichten, treu zu bleiben.
Nur wenn sich DRM in der Blianz als verkaufsmindernd herausstellt, dann werden solche Maßnahmen verschwinden.
Wolfgang 2. September 2013 um 20:01
Es bringt nix und bitte kein DRM. Das ist genauso erotisch wie das gestrige Politikerduell. Niemand beantwortet die Frage warum ein Autor der ein Jahr intensiv gearbeitet dafür kein Geld bekommen soll. Und diese dämliche Antwort er soll doch als Selfpuplisher auftreten kann ich auch nicht mehr hören. Ein von mir sehr geschätzter Selfpuplisher muss seine Zeit darauf verschwenden die illegalen Downloadangebote zu bekämpfen anstatt zu schreiben. Scheiss scheinheilige Diskussion grmml