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Weltbild Rettung verzögert sich

Die Übernahme der insolventen Verlagsgruppe Weltbild durch Paragon gerät zur Hängepartie. Spätestens am 30. Juni sollten eigentlich die Verträge zum Einstieg des Finanzinvestors unterschrieben werden, doch zu wesentlichen Punkten konnte noch keine Einigkeit erzielt werden. Leidtragende sind gekündigte wie verbliebene Mitarbeiter, die Konkurrenz profitiert.

Wie die Süddeutsche Zeitung am heutigen Mittwoch in ihrer Print-Ausgabe berichtete, wolle Paragon den von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz vorgelegten Vertragsentwurf "inhaltlich nicht mittragen". Größter Streitpunkt sind offenbar die Abfindungen für die rund 1.000 bereits gekündigten Mitarbeiter, zu denen sich nach Vertragsunterzeichnung kurzfristig wohl noch 50-250 weitere Entlassene gesellen sollen.

Vor der Übernahme, die erst mit der Unterschrift von Paragon wirksam wird, sehen diese Menschen keinen Cent der versprochenen Abfindungen – darauf wiesen die Gewerkschaftsvertreter von Verdi Anfang Juni in einem Blogpost hin und ernteten damit auch viel Unverständnis seitens der eigenen Mitglieder. Nicht die einzige Konfliktlinie in einem offensichtlich heillos zerstrittenen Konzern: Die Süddeutsche Zeitung berichtete vergangene Woche von "Neben-Konflikte(n), in denen die Fronten kreuz und quer gehen." Neben Kritik am Betriebsrat für seine Informationspolitik wird auch die Arbeit von Insolvenzverwalter Geiwitz bemängelt, unter anderem im Zusammenhang mit dem anstehenden Umzug der insolventen Verlagsgruppe in andere Räumlichkeiten (oben abgebildet ist der alte Firmensitz).

Kurzfristig folgenlos, auf lange Sicht fatal

Endkunden bekommen von all dem Trubel nicht viel mit, nach unseren Informationen gibt es zumindest im E-Reading-Bereich keinerlei Einschränkungen bei Verfügbarkeit oder Kundenservice. Klar ist aber, dass die Hängepartie auf Kosten der strategischen Handlungsfähigkeit geht: Wichtige Weichen für eine erfolgreiche Neustrukturierung können nicht gestellt werden, möglicherweise geht auch mit Blick auf das essentielle Weihnachtsgeschäft wertvolle Zeit verloren. Die Hängepartie bei Weltbild könnte hier auch der gesamten Tolino-Allianz schaden, innerhalb der Weltbild neben Thalia fraglos der wichtigste Distributionskanal ist. Lachender Dritter ist hier einmal mehr Amazon, das ungehindert schalten und walten kann (und störrischen Partnern auf seine eigene Art begegnet).

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