Weltgrößer Comic-Anbieter Comixology verabschiedet sich von Zwangs-DRM
Comixology, weltgrößter Anbieter digitaler Comics und eine Tochter von Amazon, verabschiedet sich ein stückweit von hartem Kopierschutz. Ab sofort bietet die Plattform den Export von gekauften Comics aus der App heraus an – jetzt gäbe es für Kunden "keine Ausrede mehr". Noch ist die lange erwartete Funktion allerdings nur rudimentär nutzbar.
Die teilweise Abkehr vom Kopierschutz announcierte Comixology vergangene Woche auf der Fachmesse Comic-Con in San Diego. Bis jetzt konnten bei Comixology erworbene Comics nur in der unternehmenseigenen App gelesen und gekauft werden. Der Erfolg des im April von Amazon aufgekauften Unternehmens basierte bisher auf diesem in sich geschlossenen System, das weder das Speichern der gekauften Comics noch das Lesen von Comics von Drittanbietern erlaubte – ganz ähnlich der Konzernmutter. Wer sich für die Comixology-App entschied, entschied sich auch für Comixology als Anbieter.
Das neue Feature torpediert nun das alte Geschäftsmodell. Zwar ist es nach wie vor nicht möglich, Comics in die App hineinzuladen. Das Speichern allerdings soll direkt aus der App heraus möglich sein – vorausgesetzt, die Verlage nicken das ab. Comics können als cbz oder pdf gespeichert werden.
"Diejenigen, die der Comic-Community wegen der DRM-Beschränkungen noch nicht beigetreten sind, haben nun keine Ausrede mehr", sagte Comixology Mitbegründer John D. Roberts auf der Comic-Con in San Diego. Unternehmenschef David Steinberger, betonte, die Funktion sei noch sehr rudimentär. Nach wie vor sei die proprietäre Comixology-App die beste Möglichkeit, die dort gekauften Comics zu lesen.
"Wir wollen weiterhin der Ort sein, wo die Menschen Comics kaufen und lesen", sagte Steinberger. Zuletzt hätten mehr und mehr Comic-Anbieter in letzter Zeit auch DRM-freie Comics in ihrem Angebot. Die Zeit sei reif gewesen für die Export-Funktion.
Zunächst nur wenige Verlage
Comixology bietet 50.000 Comics von über 75 Verlagen an. Zunächst soll die neue Download-Option nur mit einem Bruchteil davon funktionieren. Mit im Boot sind unter anderem die Verlage Top Shelf, Image, Dynamite, Monkeybrain, Thrillbent und Zenescope. Auch Autoren, die über das Nachwuchsprogramm Comixology Submit ihre Werke veröffentlichen, sollen auswählen können, ob sie ihre Comics als Download zur Verfügung stellen. Eine Erweiterung auf mehr Verlage ist geplant.
Nutzer hatten schon länger eine Download-Option gefordert, sowohl aus Angst vor einem Zusammenbruch des Shops wie auch aus dem Bedürfnis heraus, die von ihnen gekauften Comics auch als Dateien zu besitzen. Im Internet kursierten diverse Anleitungen zur Umgehung der Comixology-DRM.
Dass Comixology nun diesen Schritt auf die Benutzer zugeht, stößt auf positive Resonanz. Prominente Verfechter von DRM-freien Angeboten wie Cory Doctorow hoffen nun darauf, dass auch andere Amazon-Anbieter wie Audible nachziehen.
<Bildnachweis: Pow von Shutterstock>
Keine Kommentare vorhanden