Youtube-Star Thug Notes: Buchrezensionen von Gangsta-Rapper

17.02.2014 Johannes Haupt (Fachredakteur) 2 Kommentare

Tausende Lesefreunde präsentieren und rezensieren Bücher im Netz, immer mehr auch als Videos auf Youtube. Nur wenige haben aber einen so originellen Ansatz wie Sparky Sweets PhD, der in Thug Notes Weltliteratur in Gangsta-Manier vorstellt – und nur wenige sind so erfolgreich.

Mit tiefen Sesseln vor einer ehrwürdigen Bücherwand und unterlegt von klassischer Musik ist das Setting ausgesprochen altbacken. In krassem Kontrast dazu steht Sparky Sweets mit seiner Erscheinung und mit der Präsentation der Texte im Stile eines Gangsta-Rappers. Ein Beispiel aus der Rezension von The Great Gadsby

One day while kicking it at Gatsby’s crib Nick discovered that his cousin Daisy used to be Gatsby’s main bitch. He moved to Long Island and hopes he might get a crack at that ass again.

An jede Inhaltsangabe schließt sich eine Analyse an, die zwar sprachlich ebenfalls recht grobschlächtig, aber inhaltlich durchaus fundiert ist. So geht Sweets bei Great Gatsby auf den pessimistisch gezeichneten American Dream von F. Scott Fitzgerald und den Bedeutungswandel des grünen Lichtes ein.

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YouTube immer entsperren

Thug Notes, produziert von Comedian Greg Edwards, gibt es erst seit einem halben Jahr, inzwischen sind 30 im Wochenrythmus veröffentlichte Buchvorstellungen online. Die Resonanz ist gewaltig: Mit 185.000 Abonnenten und bis zu 685.000 Abrufen pro Folge (To Kill a Mockingbird) hat sich Thug Notes in kürzester Zeit in die erste Liga der Youtube-Kanäle katapultiert. Der erfolgreichste Buchchannel Crashcourse hat zwar sogar mehr als eine Million Abonnenten, ansonsten hat Kultur auf Youtube aber keinen hohen Stellenwert. So zählt die unseres Wissens meistgesehene deutsche Youtube-Rezensentin Andrea Koßmann (Kossis Welt) gerade einmal 11.000 Abonnenten.

Thug Notes: Youtube-Erfolg mit Hochkultur

Das Erfolgskonzept von Thug Notes ist das vieler beliebter Infotainment-Kanäle bei Youtube: Pointe an Pointe, viele Cuts, Comicelemente. Thug Notes ist unterhaltsam, der kulturelle Anteil ist aber nicht zu unterschätzen. Und das Format wirkt: Unter jedem seiner Videos finden sich Kommentare wie dieser: "I read this book in high school and I was bored out of my gourd. I might give it another read."

Spannend ist das Format auch deshalb, weil die Zielgruppe überhaupt nicht dem typischen Leseklientel entspricht – und sie trotzdem darauf anspringt. Etwas Vergleichbares würden wir uns auch für Deutschland wünschen, wobei die Grenze von "cool" zu "peinlich" schmal und schnell überschritten ist.

<danke Jürgen>