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Zu viel gelesen: eBook Flatrate Scribd entfernt Tausende Liebesromane

Unbegrenztes Lesevergnügen für 8,99 US-Dollar monatlich verspricht Scribd, hinter Amazons Kindle Unlimited und neben Oyster die weltweite Nummer 2 unter den eBook-Flatrate-Angeboten. Fans von Liebesromanen haben das Angebot aber offenbar etwas zu gut genutzt. Die Folge ist ein einzigartiger Kahlschlag.

Die Rubrik der Liebesromane und Erotiktitel bei Scribd hat sich Anfang dieser Woche dramatisch geleert. Mark Coker, Chef des Self-Publishing-Dienstleisters Smashwords, geht in einem Blogpost von einer Entfernung von 80 bis 90 Prozent aller eBooks in diesen Kategorien aus. Betroffen seien vor allem höherpreisige Titel – zur Flatrate gehörten kaum noch Liebesromane, die regulär mehr als 3,99 US-Dollar kosteten.

Romantik-Liebhaber zerstören Kalkulation von Scribd

Die Gründe liegen auf der Hand und werden vom Smashwords-Chef auch ohne Umschweife auf den Punkt gebracht. Freunde (beziehungsweise zumeist: Freundinnen) von romantischer und/oder erotischer Unterhaltung lesen häufig sehr viel, nicht selten mehrere Romane in einer Woche. Gerade darum sind für sie natürlich Flatrate-Angebote wie Scribd attraktiv.

Solche "Heavy Reader" schmeißen allerdings die Kalkulation von Scribd über den Haufen, weil der Anbieter Verlage pro Leihvorgang bezahlt (und zwar Vergütungen auf Höhe von Verkäufen). Eine Leserin, die in einem Monat 10 10-US-Dollar-Liebesromane schmökert, ist für Scribd ein gewaltiges Verlustgeschäft – und diese Nutzergruppe dürfte im Romantik-Genre eher die Regel als die Ausnahme sein.

"Bleiben Romantik-Fans verpflichtet"

Weil diese Vielleser offenbar eine substanzielle Bedrohung für das Geschäftsmodell darstellten, zog Scribd nun die Notbremse und räumte gewaltig auf. In einer "Nachricht von unserem CEO" bekräftigt das Unternehmen, man bleibe "weiterhin unserer Romantik-Leserschaft verpflichtet". Nach wie vor gebe es tausende eBooks in der entsprechenden Rubrik. Man sei aber an einen Punkt gelangt, "wo wir die Anteile von Titeln in den verschiedenen Genres anpassen mussten, damit wir weiterhin nachhaltig wachsen können".

Die Änderungen erzeugte in den letzten zwei Tagen ein enormes internationales Echo auch außerhalb der Fachpresse (Guardian, Entertainment Weekly) und bei enttäuschten Autoren sowie natürlich deren Leserinnen. Das war für Scribd sicherlich absehbar und ist ein Beleg dafür, wie akut das Problem offenbar gewesen ist.

Volumentarife statt Flatrates?

Das letzte Wort kann hier aber noch nicht gesprochen sein. Smashwords-Chef Mark Coker schlägt in seinem Blogbeitrag eine Preisstaffelung vor, was die Flatrate allerdings eher zu einem Volumentarif machen würde. Der deutsche Anbieter Skoobe (30 Tage kostenlos testen) hat bereits verschiedene Tarife im Angebot, die sich derzeit aber nur bei der Zahl der nutzbaren Geräte und der erlaubten Offline-Zeit (24h bis 30 Tage) unterscheiden.

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Kommentare


Noch nicht ausgereift: Die E-Book-Flatrate – Liber Laetitia 3. Juli 2015 um 16:55

[…] mehr Bücher für rund 10$ im Monat lasen, und dafür nur 8,99$ zahlten. Scribd hat deshalb eine Vollbremsung eingelegt und rund 80 – 90% aller E-Books im Bereich Liebesroman und Erotik aus dem Angebot der […]

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NEWS! Ausgelesen: eBook-Flatrate-Anbieter Scribd streicht Tausende Liebesromane aus dem Bestand | OnleiheVerbundHessen 19. Juli 2015 um 17:03

[…] Zu viel gelesen haben offenbar Leser bzw. Leserinnen des eBook-Flatrate-Anbieters Scribd. In der Kategorie Liebesromane wurden jetzt Tausende Titel entfernt. Warum Scribds Vielleser/innen eine potentielle Gefahr für das Geschäftsmodell des eBook-Anbieters sind und was nun die Folgen sind, erfahren Sie hier. […]

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[…] allerdings durch die geschlechterspezifische Titel- und Genre-Wahl. Während Frauen nicht nur mehr, sondern auch vielfältiger lesen, beschränken sich Männer […]

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[…] anderthalb Monate nach der Auslistung tausender “zu viel gelesener” Liebesromane nimmt eBook-Flatrate-Anbieter Scribd erneut tiefe Einschnitte beim Angebot vor. Betroffen diesmal: […]

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Kobo startet eBook Flatrate Kobo Plus » lesen.net 3. Juli 2017 um 16:22

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