Zwei Wochen Tolino Media: Viele neue Indie-Titel und ein Fettnäpfchen
Rund zwei Wochen nach dem Start von Tolino Media, dem gemeinsamen Indie-Distributor der Tolino-Alliierten, füllen sich die Stores von Thalia, eBook.de & Co. mit Self-Publisher-Titeln. Die Händler weisen teilweise auch schon stolz auf die neue Vielfalt hin und erzielen erste Erfolgserlebnisse, an allen Fettnäpfchen kamen sie allerdings nicht vorbei.
Schon viele Top-Autoren an Bord
Das Angebot von Tolino Media an Indie-Autoren ist ein attraktives: 70 Prozent Erlösbeteiligung unabhängig vom Verkaufspreis (nicht nur in einem bestimmten Preisbereich, wie das bei Amazon der Fall ist), kein Exklusivitätszwang, breite Distribution. Das ließen sich auch einige Top-Autoren nicht zweimal sagen: Schon knapp zwei Wochen nach dem offiziellen Startschuss liefert Tolino Media die eBooks von so bekannten Namen wie Nicholas Vega, Nika Lubitsch, Melanie Hinz und B.C. Schiller in die Stores der Tolino-Alliierten. Insgesamt hat Tolino Media am heutigen Montag rund 300 Titel im Programm.
Zweigeteiltes Echo für eigene Indie-Kategorie
Einige Indie-Autoren sind damit erstmalig abseits von Amazon lesbar. Die Inszenierung der neuen Indie-Vielfalt im epub-Format erfolgt von Händler zu Händler höchst unterschiedlich, bemerkt Matthias Matting in seiner Self Publisher Bibel. Von "keinerlei Werbung" etwa bei eBook.de und Weltbild bis zur eigenen Kategorie für Indie-Autoren, wie sie Thalia eingerichtet hat. Thalia selbst trommelte für diese neue Kategorie auch in unserem Forum, bekam dafür allerdings ein gemischtes Echo. Einigen Leser leuchtet die Hervorhebung des "Indie-Merkmales" nicht ein. Andere begrüßten hingegen eine extra Kategorie, etwa weil man sich damit besser einen Überblick über das "alternative" Angebot verschaffen könne.
Ein schlechtes Gespür bewies Thalia bei der anfänglichen Beschreibung seiner Self-Publishing-Kategorie, die die Self Publisher Bibel per Screenshot festhielt. Darin hieß es:
Beim Self-Publishing veröffentlichen Autoren ihre eBooks oder Bücher im Eigenverlag. Das heißt, sie sind Autor, Lektorat, Korrektorat, Illustrator und Verleger in einem.
Die Beschreibung ist nicht nur faktisch völliger Unfug – von Covergestaltung bis Lektorat und Korrektorat geben die Top-Indie-Autoren zahlreiche Arbeiten in die Hände von Dienstleistern. Sie dürfte auch nicht gerade verkaufsfördernd gewesen sein. Sinnvoller Weise hat Thalia die Beschreibung inzwischen durch einen unverfänglichen Text ersetzt.
Top 20 von Thalia noch Tolino-Media-frei
Die größte deutsche Buchhandelskette weist auch an anderen Stellen besonders prominent auf Indie-Literatur hin. So gibt es aktuell auf der Startseite eine große Promotionsgrafik für "Independent eBooks", die auf die Self-Publishing-Kategorie verlinkt. In den eBook Charts spiegelt sich das allerdings noch nicht wirklich wieder. Zwar steht derzeit auf Platz 2 ein Self Publisher Titel. "Millionär zu verschenken" von Dana Summer wird aber (noch) vom Tolino-Media-Konkurrenten BookRix ausgeliefert und war auch schon vor dem Start von Tolino Media erhältlich. Der erste wirkliche Tolino-Self-Publishing-Titel folgt bei Thalia erst auf Platz 22 ("Der Puzzlemörder von Zons" von Catherine Shepherd) – bei Amazon muss man häufig ähnlich weit herunterscrollen, um umgekehrt den ersten Verlagstitel aufzufinden.
Kommentare
Die Woche im Rückblick 08.05. bis 14.05.2015 | Wieken-Verlag und Sevblog – Self-Publishing und Schreiben 15. Mai 2015 um 08:39
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