Romane als Graphic Novel: Beliebte Geschichten völlig neu erleben
Comics oder sogenannte Graphic Novels sind zwar immer noch eher ein Nischenprodukt, erfreuen sich aber gerade im digitalen Raum wachsender Beliebtheit. Ein Indiz dafür: Immer häufiger erscheinen Comic-Versionen beliebter Romane auf dem Markt. Wir sagen, warum auch diese lesenswert sind, und stellen fünf tolle Adaptionen vor.
Adaption von Comics zu Film oder TV-Serie sind heute nichts Besonderes mehr. Im Gegenteil ist damit in vielen Fällen schon ein Kassenschlager vorprogrammiert. Die Entwicklung funktioniert aber auch in die andere Richtung, also von Bewegtbild zu Comic. So setzt beispielsweise Kult-Regisseur Joss Whedon zwei seiner Serien in Form von Comic-Büchern fort, nämlich Buffy the Vampire Slayer und Serenity (Firefly).
Größerer Sprung von Buch zu Comic
Die Umsetzung in beide Richtungen funktioniert so gut, weil es sich sowohl beim Comic als auch beim Film um ein visuelles Medium handelt. Der Genre-Wechsel von Buch zu Comic ist vergleichsweise größer, weil plötzlich Wörter interpretiert und in Bilder verwandelt werden. Bilder, die ein Romanleser meist gar nicht sehen will, weil er mehr Wert auf die eigenen Vorstellungen legt. Warum also sollte man aus erfolgreichen Romanen, die häufig sowieso bereits verfilmt sind, auch noch eine Graphic Novel machen? Und warum sollte man die Graphic Novel lesen, obwohl sie meist preislich deutlich über der Romanvorlage liegt?
Blick in die Comic-Version lohnt sich
Die Antwort ist einfach: Weil durch die Veränderung des Genres die Geschichte wieder auf eine völlig neue Weise erzählt wird. Die Bilder nehmen nicht nur etwas vom Leseerlebnis weg, sondern geben auch etwas dazu, schaffen Atmosphäre und fesseln den Blick. Fans des Romans können so ihr Lieblingsbuch nochmal ganz anders erleben, während Lesemuffel durch die bebilderten Geschichten vielleicht auch motiviert werden den Roman zu lesen. Wir haben einige Beispiele gesammelt, bei denen sich ein zweiter Blick lohnt.
Game of Thrones (Das Lied von Eis und Feuer)
14,99 Euro, George R. R. Martin / Daniel Abraham/ Tommy Patterson, 192 Seiten (Panini)
Noch nichts über Krieg und Intrigen rund um den eisernen Thron gehört zu haben, ist zur Zeit praktisch unmöglich. Neben den Roman-Bestsellern und der hochgelobten TV-Serie gibt es zusätzlich eine aufwendige Comic-Adaption. George R. R. Martin selbst lobt im Vorwort die Umsetzung und weist explizit daraufhin, dass es sich nicht um einen Zusatz zur Serie handelt, sondern um eine eigenständige Bearbeitung des Stoffes. Auch bei der Leserschaft kommt der Titel gut an. Ein Amazon-Rezensent schreibt: "Was ich an der Comic-Adaption schätze ist die Detailnähe zu den Charakteren aus den Romanen. Man hat einen sehr guten Mittelweg zwischen TV- und Roman-Version geschaffen. Ich bin hellauf begeistert. Wichtige Ereignisse, die in der TV-Serie nicht vorkommen, werden hier wiedergegeben".
Twiglight (Biss zum Morgengrauen)
10,99 Euro, Stephenie Meyer/ Young Kim, 224 Seiten (Carlsen)
Auch die Comic-Version von Stephenie Meyers Vampir-Romanze ist in enger Zusammenarbeit mit der Autorin entstanden. In einem kurzen Vorwort schreibt Meyer, dass sie ihre Figuren und ihre Geschichte durch die gezeichnete Variante noch einmal neu kennen lernen durfte und wünscht ihren Lesern das gleiche Erlebnis. "Es hat mir unendlich Spass gemacht, zu sehen, was man durch einen Comic an einer Geschichte noch wesentlich verbessern kann und ich muss sagen, ich finde diesen ersten Band, wunderbar gelungen!", schreibt ein begeisterter Fan bei Amazon.
Der Revolvermann (Der dunkle Turm 1)
15,99 Euro, Stephen King/ Peter David/ Robin Furth/ Sean Phillips, 240 Seiten (Panini)
Stephen King selbst bezeichnet die Der-Dunkle-Turm-Reihe als das wichtigste Werk seines Lebens. Mittlerweile gibt es die Saga um den einsamen Revolvermann in einer sterbenden Welt, auf der Jagd nach dem Mann in schwarz, als anspruchsvolle Graphic Novel. Die Comic-Version umfasst ganze elf Bände, also vier mehr als die Roman-Reihe. Der hier gezeigte erste Band erzählt die Vorgeschichte, die es in der Romanfassung gar nicht gibt. "Ich finde es toll gezeichnet, die Bilder passen super zur Stimmung der Bücher und es passt auch zu dem, was ich mir selbst beim Lesen so vorgestellt habe", erklärt ein Amazon-Rezensent.
Huck Finn
16,99 Euro, Mark Twain/ Olivia Vieweg, 140 Seiten (Suhrkamp)
Illustratorin Olivia Vieweg holt mit ihrer Comic-Adaption Mark Twains Helden Huckleberry Finn ins Hier und Jetzt, um genau zu sein nach Halle an der Saale. Damit wird die Geschichte des freiheitsliebenden Rebellen, die vielen bekannt sein sollte, zu einer eigenen, unbekannten Erzählung. "SO muss eine Comic-Adaption eines klassischen Stoffes aussehen. SO kann man neuen Lesern alte Geschichten nahe bringen", meint ein Amazon-Rezensent.
Alice in Sussex
16,99 Euro, Lewis Carroll und H. C. Artmann/ Nicolas Mahler, 143 Seiten (Suhrkamp)
Das Mädchen Alice verschlägt es in ihrer gezeichneten Variante nicht ins tatsächliche Wunderland, sondern in ein Haus unter der Erde, auf dessen Stockwerken sie nicht nur den beliebten Einwohnern vom Wunderland begegnet. Eigentlich ist Alice aber auf der Suche nach einer illustrierten Ausgabe von H. C. Artmanns Frankenstein in Sussex. "Das Resultat ist herrlich abgefahrener Blödsinn, der sehr viel Vergnügen bei der Lektüre bereitet, auch ohne die Kenntnis der zitierten literarischen Passagen" (Amazon-Rezensent). Von Nicolas Mahler sind noch einige weitere Graphic-Novel-Umsetzungen literarischer Klassiker beim Suhrkamp-Verlag erschienen.
Die meisten Comic-Bücher, die überhaupt als eBook zu haben sind, sind leider im pdf-Format und nur sehr selten als epub/epub3 vorhanden. Aber es ist erfreulich, dass es sie überhaupt gibt. Denn die meisten Graphic-Novel-Versionen gibt nicht in digitaler Form zu kaufen, etwa die zauberhafte Version des Zauberers von Oz, die gezeichnete Variante von Kafkas Verwandlung oder Sven Regeners Kult-Roman Herr Lehmann.
Die meisten digitalen Comics gibt es weiterhin eher abseits der großen eBook-Plattformen. Eine Zusammengestellung guter Bezugsquellen für E-Comics gibt es hier.
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Graphic Novel » Blog Archiv » Graphic Novels in den Medien – 7. April 2015 7. April 2015 um 12:28
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