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Sony forciert ePub-Offensive

prs-300s1_lgSony geht beim Thema "Formatstreit" in die Offensive und sorgt im eigenen Haus für klare Verhältnisse. Bis zum Jahresende werde man sämtliche Inhalte im eigenen US-eBookstore im offenen ePub-Format (mit Adobe-DRM Kopierschutz) anbieten, versprach das Unternehmen gestern.

Durch den Switch vom geschlossenen Format lrx hin zum Industriestandard macht Sony die eigenen eBooks auch auf anderen (unterstützten) Geräten lesbar. iPhone und iPod Touch gehören allerdings nicht dazu:  Stanza bleibt die schon für die erste Jahreshälfte versprochene Darstellfunktion von DRM-geschützten Dateien bislang noch schuldig.

prs-6002_lgIn Deutschland bietet Sony selbst bislang nur Leseproben an. Für Volltexte verweist der Hersteller auf Contentpartner wie Libri und Thalia, wo die eBooks schon heute als ePub-Dateien vorliegen.

Unser Leser Georges Huberty,  Moderator im Branchenforum Mobileread, hat für uns die Entwicklung kommentiert. Vielen Dank!

Sony setzt voll auf ePub

Da haben wir es also: Sony setzt alle Chips auf ePub. Die Reaktionen auf diese denn doch recht unerwartete Entscheidung reichen von überschwänglich begeistert bis zu tief enttäuscht.

Enttäuschte argumentieren vor allem mit zwei Tatsachen: Zum ersten bleibt DRM uns erhalten, noch dazu von einer der meistgehassten Softwarefirmen. Der DRM-Schutz, den Sony anwenden wird, stammt nämlich von Adobe.

Die Sony-Lesegeräte rendern die ePubs außerdem zur Zeit noch nicht gerade berauschend, was wohl zum Grossteil auf eine veraltete Softwareversion zurückzuführen ist.

Die Begeisterten sehen natürlich, dass ePub sich nach und nach durchsetzt, was dem Formatchaos sicherlich entgegenwirkt. Zudem ist ePub ein offenes Format, das auch von vergleichsweise unerfahrenen Laien erstellt und bearbeitet werden kann.

Die Auswirkungen der Entscheidung von Sony sind so weitreichend, dass sie jetzt noch nicht ganz überschaubar sind. Jedenfalls ist eines erst einmal klar: ePub ist auf einem Siegeszug ohnegleichen. Während das Format sich bisher in Nordamerika eher schleppend durchsetzte, ist dies jetzt quasi ein Befreiungsschlag. Sonys eBook Library, bisher schon zahlenmässig einer der grössten Shops, wird jetzt auch von der potenziellen Kundenschar her mit Amazon gleichziehen können.

Die Player

Objektiv gesehen gibt es jetzt in Nordamerika drei starke Player auf dem Absatzmarkt für eBooks.

Da ist erst einmal Amazon mit seinem eng begrenzten Markt, der durch Format und Hardware vorgegeben ist. Nur das Kindle-App für iPhone/iPod hat dabei echtes Wachstumspotenzial. Das Buchangebot von Amazon ist derzeit jedoch unvergleichlich, sowohl vom Preis als auch von der Auswahl her.

Vor einigen Wochen hat sich Barnes&Noble offiziell ins Getümmel geworfen, wobei der Konzern schon des längeren mit fictionwise.com und eReader.com den Markt sondierte. Grösstes Handikap von B&N ist derzeit die Tatsache, dass "eReader", das proprietäre Format von B&N, zur Zeit noch von keinem Lesegerät unterstützt wird und nur von konventioneller Hardware (Computer, Phones, PDAs und iPhone/iPod) gelesen werden kann. Preislich versucht B&N, mit Amazon zu konkurrieren.

Sony hat mit einem Schlag alle Türen weit aufgerissen: Fast alle modernen Reader haben die ADEPT Engine an Bord und können daher direkt bei Sonys Library einkaufen. Dazu gibt es die Google Bibliothek (etwa eine Million Titel im ePub-Format) kostenlos. Auch klassische PCs haben eine Software, mit der per DRM geschützte ePubs gelesen werden können.Preislich will Sony auch mit der Konkurrenz mitziehen.

Warum ePub?

Sony war  wohl nicht nur im Interesse grösseren Umsatzes aktiv, sondern hatte auch konkretere, kostensparende Gründe für die Umstellung ihrer "Library". Mit diesem Befreiungsschlag schaffen sich die Sonyleute nämlich gleichzeitig eine Kostenfalle ersten Ranges vom Hals. Bisher wurde im eigenen Haus eine ganze Schar von eBook-Producern bezahlt, deren einzige Aufgabe es war, eBooks in das BeBB-Format umzusetzen. Die Notwendigkeit, diese Gruppe weiter zu bezahlen, fällt wohl bald flach. Auch der DRM-Service, bisher von Sony betrieben, wird zu Overdrive outgesourced, was zu einer echten Kostenersparnis führen dürfte.

Zudem ist Sony ein Weltkonzern und global wurde ePub sowieso schon immer mehr zum dominierenden Format.

Leider wird Sonys Entscheidung für die deutschen Leser eher irrelevant sein, selbst für diejenigen, die schon mal gerne ein englischsprachiges Buch lesen. Die regionalen Einschränkungen der einzelnen Shops werden nämlich immer strenger und daher ist es für einen europäischen Verbraucher nur mit allen mölichen und unmöglichen Tricks möglich, direkt bei den amerikanischen Sites einzukaufen. Auf dem deutschen Markt war das ePub-Format so oder so schon dominierend.

<via NYT & heise>

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Kommentare


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