Skip to main content

Verlage morgen – Eindrücke vom IDPF

Unsere Gastautorin Ina Fuchshuber besuchte für ihren Arbeitgeber Droemer Knaur den nordamerikanischen Verlegerkongress International Digital Publishing Forum. Ein Bericht über Trends im vermeintlichen "Mutterland des eBooks".

ibooks1iPad, iPad, iPad – das Buzzword auf der IDPF Tagung 2010 in New York City. Die Euphorie der guten Verkaufszahlen von iPads und e-Books im iBookstore gleichermaßen in den ersten Wochen der Verfügbarkeit war deutlich zu spüren.

Bei aller Euphorie: Nichts konnte jedoch darüber hinwegtäuschen, dass die Buchverlage auch in den USA – wohin wir Deutschen ja gerne mal schielen – gerade nicht richtig wissen, auf welche Plattformen, Reader oder Dienstleister sie setzen sollen und ob nun enhanced E-Books, Social Media Marketing oder Selfpublishing der neue Trend ist.

Deshalb ging der Blick zur Beginn der Tagung im Javits Center auch erst einmal nach Fernost: Der japanische E-Book-Markt ist der Reifste und war mit 0,6 Mrd. $ Umsatz in 2009 auch der Größte der Welt. Was die Japaner den US-Verlagen mit auf den Weg gaben: Orientiert euch an eurer Zielgruppe, studiert deren Gewohnheiten und vor allem: Macht das E-Book zur Nr. 1 und veröffentlicht z.B. Print und online simultan.

kobo_ereaderDass die Verlage allem Anschein nach nicht den Takt angeben, zeigte sich auch im weiteren Verlauf der Veranstaltung: Dienstleister wie kobo, oder Overdrive stellten ihre Visionen vom jederzeit verfügbaren E-Book vor, egal auf welchem seiner Devices (iPad, Smartphone, Reader…) der Kunde nun gerade lesen möchte.

Und man fragte sich schon: Wo sind eigentlich die innovativen Verlage im Digital Book Industry Zirkus?

Löbliche Ausnahme auf der Bühne des IDPF: Harlequin E-Books, die auf eine Erfahrung von 10 Jahren (!) E-Book-Vermarktung zurückblicken (Wer hat bloß im Jahr 2000 E-Books gekauft?) und ihre Autoren danach auswählen, ob diese gewillt sind, extra Texte für digital-first oder -only Produkte zu verfassen.

Während die meisten Verlage also noch rätseln, packen es die Autoren selbst pragmatisch an: Im Jahr 2009 wurden in den USA knapp 1 Mio. Werke (digital & analog) publiziert, ein Großteil davon im Selbstverlag – Zum Vergleich: 1990 waren es gerade mal 25.000 Novitäten, die die Regale füllten.

Auch das Marketing gehen die Autoren selbst an: Ob auf Twitter, Facebook oder mit einem eigenen Blog – bereits weit vor dem Publikationstermin bauen die Autoren Ihre Webcommunities auf und sehen das nicht als Marketingaktion sondern als Langzeitinvestment.

Ob nun aber Autoren notwendigerweise in den Social Networks aktiv sein müssen um einen Verlagsvertrag zu ergattern – darüber herrschte keine Einigkeit, wenngleich einige Autoren und Agenten davon berichteten.

Der einzige Konsens der auf dem Kongress zu machen war: Alle, ob Dienstleister, Verlag oder Händler, müssten endlich deutlich auf das hören, was die Leser wollten.

Laut der BISG Studie „Who is reading E-Books?”, die im Juli veröffentlicht wird, ist der von US-Buchlesern meistgenannte und wichtigste Grund für den Kauf von E-Books deren Erschwinglichkeit. Der Preis als wichtigstes Verkaufsargument – wer hätts gedacht. 32% der E-Book Käufer würden sogar drei Monate auf das E-Book des neuen Titels ihres Lieblingsautors warten, anstatt das Hardcover zu kaufen.

Welche Inhalte die Leser allerdings interessieren und welche multimedialen Anreicherungen in welchen Genren erfolgreich sein könnten – danach fragt die Studie leider nicht. Und so werden wir in Deutschland wohl auch einfach testen und probieren müssen – und hin und wieder nach USA schielen, wie die Kollegen das da so machen.

Ähnliche Beiträge


Kommentare


Thomas Knip 21. Juni 2010 um 23:29

Etwas augenzwinkernd und aufklärend, für alle, die denken, eBooks gäbe es erst seit 2009:

Vor zehn Jahren war das Rocket eBook DAS Gerät, das eine neue Generation des Lesens einleiten sollte …
Und genauso wie Harlequin in den USA hat VPM hier in DE von Anfang an auf eBooks gesetzt. Mal mehr, mal weniger – aber immer konstant.
Vor zehn Jahren hatte ich mir meinen ersten "Perry Rhodan" bei bol als eBook gekauft.

Und so wirklich viel verändert in den Strukturen hat sich seit damals lustigerweise gar nicht mal.
Mal sehen, was sich in zehn Jahren getan haben mag.

Antworten

Thomas Knip 21. Juni 2010 um 23:31

Upps, nicht lügen: vor acht Jahren. Ich hatte erst mal gewartet, bis das Rocket eBook erschwinglicher wurde.

Aber auch da hat sich ja bis heute nicht viel geändert. ;-)

Antworten

Ina Fuchshuber 29. Juni 2010 um 17:05

Hallo Herr Knip! Ach, SIE waren das also ;)
Ist ja lustig, danke für die Aufklärung.
Ich hoffe ja stark, das sich in den nächsten zehn Jahren wesentlich mehr verändern wird, als in den letzten!

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*