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epub und kindle DRM entfernen: Vorsicht vor "gratis" Tools

DRM entfernen

DRM entfernen

Das Entfernen des DRM von Kindle Books wie epub eBooks ist populär, schränkt der Kopierschutz die Nutzbarkeit und das Handling von eBooks doch deutlich ein. Auf der Suche nach den richtigen Tools ist aber Vorsicht geboten: Mit einem falschen Klick fängt man sich schnell Viren oder Malware, auch Anbieter dubioser Software Suites wittern ein gutes Geschäft.

Die Mehrheit der Kindle Books ist ebenso wie die zahlreiche epub-eBooks mit "hartem" Kopierschutz versehen. Amazon und Apple setzen auf eigene Lösungen, "offene" eBook Stores arbeiten mit Adobe Adept.

"Hart" kopiergeschützte eBooks haben eine ganze Reihe Nachteile. So ist zur Lektüre von verschlüsselten epub-Dateien eine extra Registrierung bei Adobe nötig. Für die Verwaltung und "händische" Übertragung braucht man eigene Software wie die wenig intuitive Adobe Digital Editions, die Anzahl der nutzbaren Endgeräte (eBook Reader, Tablets, Smartphones) ist eingeschränkt. Hinzu kommt, dass Adobe in der Vergangenheit immer wieder mit Sicherheitslücken zu kämpfen hatte und durch Server-Ausfälle die zum Download von eBooks nötige Authentifizierung zeitweise unmöglich war.

Ein wesentlicher Knackpunkt ist die Nicht-Konvertierbarkeit, die insbesondere beim Wechsel des Ökosystems zum Fallstrick wird. Ohne Entfernen des DRM können bei Amazon.de gekaufte eBooks nicht auf Geräten geschmökert werden, die nicht zur Kindle-Familie gehören (eine Ausnahme sind Kindle Books, die ohne DRM verkauft werden. Wie man diese erkennt und konvertiert, steht hier). Umgekehrt versteht sich der Kindle nicht mit epub-Dateien. Einer Konvertierung ins mobi-Format steht üblicherweise der Adobe-Kopierschutz im Weg.

Kopierschutz von Adobe und Amazon seit Jahren geknackt

Sowohl Adobe- (epub, mobi) als auch Kindle-Kopierschutz sind seit vielen Jahren zahnlose Tiger. Beide DRM lassen sich mit wenigen Mausklicks entfernen. Daran wird sich so bald auch nichts ändern: Zwar kündigte Adobe Anfang 2014 einen "unknackbaren" Kopierschutz an, der vom Sommer 2014 an bei mit Adobe Adept geschützten epub- und pdf-Dateien obligatorisch sein sollte. Infolge von lautstarkem Protest auch aus der Buchindustrie, also von Kundenseite, machte Adobe aber dann doch einen Rückzieher. Hintergrund: Gerade auf älteren Lesegeräten, deren Firmware nicht mehr aktualisiert wird, wären mit dem neuen Adobe Kopierschutz versehene eBooks nicht lesbar gewesen, was zu erheblichen Problemen für eBook-Händler und im Endeffekt auch Verlage geführt hätte.

DRM entfernen: Das Geschäft der Tool-Anbieter

Der häufigste Weg zur Entfernung von DRM führt Interessierte über Google. Bei einschlägigen Suchbegriffen stehen hier Infoseiten mit eindeutigen Namen wie epubdrmentfernen.com ganz oben, die zum Entfernen des harten Kopierschutzes von Kindle Books und epub eBooks einen Tool-Download anbieten. Anders als häufig suggeriert sind die angebotenen Programme (epubsoft, epubor und andere) allerdings nicht kostenlos: Tatsächlich handelt es sich um Shareware, die nach einer bestimmten Anzahl von Konvertierungen oder nach einer Testphase zur weiteren Nutzung eine Zahlung von meist 30-50 US-Dollar verlangen.

Die deutschsprachigen Seiten zum Thema gehören nicht den Tool-Anbietern selbst, sondern Werbepartnern (Affiliates), die pro Transaktion eine Umsatzvergütung in Höhe von bis zu 75% bekommen. Die hohe Ausschüttung ist auch dadurch möglich, weil die Technologie hinter der DRM-Entfernung gar nicht von den "Entwicklern" stammt, sondern dem kostenlosen DeDRM Calibre Plugin von Apprentice Alf entnommen und um ein simples GUI (Benutzeroberfläche) ergänzt sowie mit Preisschild versehen wurde.

Die Tool-Anbieter, die selbst anonym bleiben (keine Kontaktseiten, anonym registrierte Domains), piraterieren hier also gewissermaßen. Da entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die DRM-Entfernen-Tools selbst pirateriert werden, eine Google-Suche nach Softwarename + Crack spuckt Dutzende Seiten mit Scripts aus, die den Tools eine kostenpflichtige Entsperrung vorgaukeln.

Beim Besuch dieser Seiten ist allerdings höchste Vorsicht geboten: Die Meldung der von movie4k.to verbreiteten Malware ist nur das bekannteste Beispiel dafür, was einem im Internet-Untergrund blühen kann. Selbst der Blog von Apprentice Alf warnt beim Download des DeDRM Calibre Plugin davor, ja nicht auf "falsche" Download-Buttons (im Bild oben) zu klicken und sich somit unerwünschte Software einzufangen.

epub DRM entfernen

epub DRM entfernen: Stolperstein beim Plugin-Download

Entfernen von epub- und kindle-DRM in Deutschland illegal

Wer seine eBooks "befreien" möchte, braucht also zumindest anfänglich gute Nerven und eine gewisse Internetkompetenz, die sicherlich nicht bei jedem eBook-Einsteiger vorhanden ist. Die Zwielichtigkeit des Angebots hat einen guten Grund: Das Entfernen von Kopierschutz ist in vielen Ländern illegal, so auch in Deutschland. § 95a UrhG ist hier eindeutig: "Wirksame technische Maßnahmen zum Schutz eines nach diesem Gesetz geschützten Werkes oder eines anderen nach diesem Gesetz geschützten Schutzgegenstandes dürfen ohne Zustimmung des Rechtsinhabers nicht umgangen werden (…)". Gleichwohl gab es unseres Wissens bislang noch keine juristische Verfolgung aufgrund des Entfernen von DRM.

Verlage und E-Reading-Anbieter lernen dazu

War das Handling von eBooks lange Zeit eine Qual und die Entfernung von DRM vielfach obligatorisch, gab es in den letzten Jahren einige positive Entwicklung. So ist auch abseits der Kindle-Platform der Kopierschutz immer mehr in den Hintergrund getreten. Wer einen Tolino kauft, muss etwa nur noch dann eine Adobe-ID hinterlegen, wenn er kopiergeschützte Dateien von Dritt-Händlern kauft. Innerhalb des Tolino-Kosmos (Thalia, Weltbild, Hugendubel, eBook.de und weitere Händler) geschieht die Synchronisation vollständig im Hintergrund.

In den Jahren 2014 und vor allem 2015 haben außerdem alle große Verlage Abstand von "hartem" Kopierschutz" genommen, darunter alle drei großen Verlagskonzerne. Im Sommer 2015 kehrten erst Bonnier (Piper, Ullstein, Carlsen, …)  und Holtzbrinck (Rowohlt, Knaur, KiWi, S. Fischer, …) dem Adobe-Kopierschutz den Rücken, im Herbst folgte dann auch Marktführer Bertelsmann/Random House (Heyne, Blanvalet, …). Eine ansich erfreuliche Entwicklung, die allerdings zwei gravierende Schattenseiten hat.

Wermutstropfen Kindle, Wasserzeichen

Zum einen gilt die Umstellung nur für den epub-Kosmos. Amazon stülpt auch kopierschutzfrei angelieferten Dateien weiterhin eigentätig sein DRM über, womit die meisten im Kindle Store gekaufte eBooks weiterhin "bearbeitet" werden müssen, damit sie auf Lesegeräten anderer Hersteller geschmökert werden können.

Zum anderen ersetzen die genannten Verlagskonzerne nur den harten Kopierschutz durch ein so genanntes soft DRM beziehungsweise weichen Kopierschutz. Dabei handelt es sich um Wasserzeichen, die sichtbar (Käuferdaten auf der ersten Seite und teilweise auch noch in jedem Kapitel) und unsichtbar (individuelle Zeichenfolgen) in eBooks integriert werden. Sie sollen die Rückverfolgung piraterierter Dateien ermöglichen und natürlich auch der Abschreckung dienen. Mit weichem Kopierschutz versehene Dateien sind zwar unverschlüsselt und in der Handhabung damit deutlich unkomplizierter als mit Adobe DRM geschützte eBooks, trotzdem haben sie aus guten Gründen nicht nur Freunde.

Immer noch gute Argumente für DRM-Entfernung

In Summe gibt es also nach wie vor viele Argumente dafür, DRM zu entfernen. Zuvorderst für Kunden des Kindle Store, aber auch für alle, die ganz einfach saubere Dateien haben wollen. Die deutschen Buchhändler und die großen Konzernverlage sind in den letzten Jahren deutlich leserfreundlicher geworden. Allerdings gibt es nach wie vor steht eine (irrationale) Angst vor der eigenen Kundschaft, die wirklich komfortablen Angeboten im Wege steht.

Der Status Quo müsste eigentlich für alle unbefriedigend sein: Gerade technisch wenig beschlagene Leser verzweifeln beim Umgang vor allem mit Adobe DRM und fangen sich beim Versuch der Entfernung schnell Viren oder Malware ein – oder werden von dubiosen Geschäftemachern zur Kasse gebeten. Für erfahrenere Nutzer ist die Entfernung des unliebsamen Kopierschutzes hingegen eine Angelegenheit von zwei Mausklicks. Und Verlage und Händler vergraulen sich so genau die Lesefreunde, die derzeit für eBooks bezahlen. Nach negativen Erfahrungen mit gekauften DRM-eBooks könnte der nächste Titel direkt von einer eBook-Warez-Seite bezogen werden, deren Files "von Haus aus" 100%ig DRM-frei sind.

 

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