Amazon Kindle 3, Kindle Wi-Fi angekündigt
Erwartungsgemäß hat Amazon.com soeben die nächste Generation seiner Kindle-Lesegeräte vorgestellt. Neben einem im Vergleich zum Vormodell rundum erneuerten Kindle 3 kündigte der E-Buchhändler auch eine günstige WLAN-only Ausführung namens Kindle Wi-Fi an.
Beim Kindle 3 optimierte Amazon praktisch alle Spezifikationen: Gegenüber dem Kindle 2 ist der Sechs-Zoller (tatsächlich) noch einmal deutlich geschrumpft. Der Device ist laut Datenblatt 0,8cm kürzer, 1,5cm schmaler und 0,05cm dünner als das Vormodell – keine radikale Verschlankung, aber in der Praxis sicherlich bemerkbar. Mit 245 Gramm hat der neue Kindle zudem rund 40 Gramm abgespeckt.
Wie schon der aktualisierte Kindle DX hat auch der Kindle 3 die neueste E-Ink Generation an Bord. Daraus ergeben sich gegenüber dem alten Kindle 50% bessere Kontraste und 20% schnellere Blätterzeiten (wobei hier schon das Vormodell Spitzenwerte auswies). Erste Erfahrungsberichte vom Kindle DX belegen bereits, dass auf den neuen Panels tatsächlich besser und komfortabler gelesen werden kann. Für die Wiedergabe von Videos und Animationen (wie von vielen Nutzern erhofft) ist der Kindle 3 aber nicht geeignet.
Als erster Kindle hat die 3. Generation außerdem ein WLAN-Modul an Bord – wofür genau, ließ Amazon allerdings noch offen. Konkurrent Barnes & Noble nutzt die Funktechnologie, um Nutzer ihres Nook in ihren stationären Filialen kostenlose, vergünstigte oder exklusive Inhalte bereitzustellen ("more in store") und auf diesem Weg das eine oder andere Buch mehr zu verkaufen; für Amazon.com als reiner Online-Händler naturgemäß keine Option.
Über WLAN ist natürlich ein schnellerer Dateitransfer möglich, was bei höchstens wenige Megabyte kleinen Buchdateien aber kaum ins Gewicht fällt. Theoretisch kann auch etwas schneller gesurft werden, praktisch bremsen allerdings (zumindest beim Kindle 2) die Reaktionszeiten des E-Ink Panel den Seitenaufbau mehr als die Durchsatzrate. Wirklich bedeutsam wird das WLAN-Modul erst mit der Einführung vom App Store, der möglicherweise bereits zum Kindle 3 Rollout am 27. August fertig ist.
Wie Konkurrent Barnes & Noble launcht Amazon zudem eine Kindle-Ausführung, die sich ausschließlich über WLAN mit Kindle Store und Internet verbindet. Die (wenig kreativ) Kindle Wi-Fi betitelte Ausführung kostet 139 US-Dollar und damit 10 US-Dollar weniger als der Nook Wi-Fi bzw. 50 US-Dollar weniger als ein "vollwertiger" Kindle 3, mit dem unabhängig von der Reichweite von WLAN-Hotspots auf Einkaufstour gegangen werden kann.
Kindle 3 und Kindle Wi-Fi – beide mit 4 Gbyte internem Speicherplatz, doppelt soviel wie beim Vormodell – können ab sofort vorbestellt werden, die Geräte sind in klassischem weiß oder (analog zum neuen Kindle DX) mit grauem Gehäuse erhältlich. Die ersten Einheiten sollen ab dem 27. August ausgeliefert werden, wobei eine zeitige Vorbestellung ratsam sein kann – erfahrungsgemäß ergibt sich bei der Einführung einer neuen Gerätegeneration zumeist erst einmal ein kleiner Lieferengpass.
Deutsche Interessierte müssen inklusive Versand und Steuer mit etwa 180 Euro bzw. 135 Euro rechnen, der tatsächliche Preis ist abhängig vom tagesaktuellen Dollarkurs und wird im letzten Bestellschritt angezeigt. Ein Vergleich des Kindle mit hierzulande verfügbaren Lesegeräten fällt wie immer schwer: Der neue Kindle ist (wie schon das Vormodell) technisch absolute "state of the art" und hinsichtlich der Ausstattung auch noch ausgesprochen günstig.
Weil der Sechs-Zoller aber zumindest bei kommerzieller (= zumeist leider immer noch DRM-verschlüsselter) Literatur auf den Kindle Store angewiesen ist, wo immer noch nahezu ausschließlich englischsprachige eBooks erhältlich sind, ist auch der Amazon Kindle 3 kein eBook Reader für jedermann. Immerhin stellen einige Verlagshäuser- unter anderem Bastei Lübbe – ihr Sortiment inzwischen ohne restriktiven Kopierschutz ins Netz, so dass (teils nach einer Konvertierung) auch einige aktuelle deutschsprachige Bücher auf dem Kindle gelesen können.
- Amazon Kindle 3 bei amazon.com
- Amazon Kindle Wi-Fi bei amazon.com
Kommentare
Quincy 29. Juli 2010 um 08:40
Na das ging ja schnell ;). Bin gespannt auf die ersten richtigen Tests von dem Teil. Glaube jedoch nicht, dass Amazon außerhalb der USA mit dieser restriktiven Politik erfolg hat …
Nemoi 29. Juli 2010 um 09:17
Fast am interessanten finde ich das mit Großbritannien erstmals ein EU-Staat einen eigenen, separaten kindle-store über amazon.co.uk bekommt. Da gibt zwar weiterhin dann wohl hauptsächlich englischsprachige Literatur, aber vielleicht ist das ja der Beginn eines EU-Rollout von kindle, der ja dann als nächstes Deutschland und Frankreich folgen müsste…
Stephan 29. Juli 2010 um 09:56
Ich hoffe jetzt schon seit fast einem Jahr auf einen deutschen Kindle Store. Mir ist es schleierhaft, wieso Apple so schnell deutsche Verlage ins Boot bekommen hat und amazon nicht will oder kann.
Ich würde den neuen Kindle sofort bestellen, wenn ich wüsste, dass es in absehbarer Zukunft auch deutsche Bücher geben würde.
paradoxus 29. Juli 2010 um 10:44
@Stephan: Ich vermute Apple bietet einerseits bessere Konditionen, andererseits besteht hier nicht die Gefahr einen Buchhandelsmonopolisten weiter wachsen zu lassen. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Die Richtung, die Amazon einschlägt ist aber gut: Preise runter für die Hardware, Funktionalität rauf! (Einen kleinen Seitenhieb will ich mir erlauben: die Dampfschwätzer von txtr gehen ja gerade den umgekehrten Weg, 299 EUR für heiße Luft.) Das Geschäft wird dann über die Bücher gemacht.
Bei Apple war es ja bisher (auch beim iPod) so, dass die Inhalten v.a. den Geräteverkauf ankurbeln sollten und Apple daran verdiente. Wahrscheinlich kann Apple auch deshalb dem Buchhandel bessere Konditionen bieten, weil der Gewinn mit dem Umsatz von iPads gemacht wird.
Michael 29. Juli 2010 um 16:38
Frage: Nachdem ich es auf der Amazon Seite nicht gefunden habe, lassen sich epub (ohne drm) auf dem Kindle lesen oder zumindest irgendwie in ein passendes Format konvertieren?
Johannes 29. Juli 2010 um 18:22
@Michael Nativ kommt der Kindle nicht mit epub dar; mittels zB Calibre kann aber jede kopierschutzfreie epub-Datei schnell+kostenlos ins mobi-Format konvertiert wredn.
Ciao
Johannes
Simon 29. Juli 2010 um 20:31
0,5cm dünner kann aber nicht stimmen. Laut dem englischen Wikipedia ist er um 0,063cm dünner.
Johannes 29. Juli 2010 um 21:14
Stimmt, da war ein Komma verutscht, dankeschön.
Ciao
Joannes
Achim Müller 30. Juli 2010 um 19:49
Das Teil fände ich toll, aber….
Ohne ein nennenswertes Angebot an deutschsprachiger Literatur wird der Kindle hierzulande keinen Erfolg haben – ich würde ihn sofort kaufen, wenn…
Daher verstehe ich diesen "Vorstoß" von Amazon ehrlich gesagt nicht so ganz ?
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Hayle 11. August 2011 um 05:03
I’m quite pleased with the infotrmaion in this one. TY!