Amazon Kindle 3 mit WLAN?
Auch das noch: Nachdem gerade erst Gerüchte über einen besonders dünnen Formfaktor der nächsten Kindle-Generation die Runde machten, will Engadget nun von einer ganz anderen Neuerung erfahren haben. Der US-Blog (beziehungsweise seine nicht näher spezifizierte "Source") berichtet von einer Funktionalität des Kindle 3, welches Konkurrent Nook bereits mitbringt: WLAN.
Der gemeinhin im August erwartete Kindle 3 – Codename "Shasta" – soll sowohl mit als auch ohne WLAN-Modul zu haben sein; das allein wäre schon eine Überraschung, bot Amazon seiner Kundschaft bisher doch nicht einmal bei der Readerfarbe eine Wahlmöglichkeit. Das neue Modell in zwei verschiedenen technischen Ausführungen anzubieten, würde eine Abkehr von dieser minimalistischen Produktpolitik bedeuten; Amazon würde sich hier Apple annähren, die ihr iPad allerdings mit oder ohne 3G verkaufen (99 Euro Aufpreis).
Engadget zufolge könnte es sogar einen "WLAN-only" Device geben. Ganz ohne drahtlose Konnektivität wird der Kindle 3 aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu haben sein; immerhin handelt es sich hier (wie jüngst von einem unserer Leser angemerkt) um eine Schlüsselfunktion des Lesegeräts und nicht zuletzt von Amazons Geschäftsmodell – der eBook-Umsatz innerhalb der geschlossenen Plattform ist umsatzträchtiger als der Verdienst mit verkaufter Hardware, in der Vergangenheit wurde sogar schon das Verschenken von Lesegeräten an Vielleser nachgedacht.
Auf den ersten Blick erscheint ein WLAN-Modul für den Kindle 3 zumindest aus Kundensicht kaum aufwertend: Immerhin übernimmt Amazon.com anfallende Übertragungsentgelte beim eBook-Download übers Mobilfunknetz, der Geschwindigkeitvorteil von WLAN ist bei nur maximal wenige Megabyte kleinen Textdateien zu vernachlässigen.
Im Hinblick auf den im Sommer erwarteten Kindle App Store könnte sich die Sachlage aber ändern: Amazon hat hier bereits relativ restriktive Regeln hinsichtlich der Datenübertragung definiert. So werden sich mehr als 10 Mbyte große Apps nur via PC/Mac herunterladen lassen und müssen dann via USB-Kabel aufs Lesegerät übertragen werden; für gratis Apps liegt die maximale Downloadgröße sogar bei gerade mal einem Megabyte. Weiterhin ist nur eine monatlicher Datenaustausch von 100 Kbyte pro App pro Nutzer erlaubt. Ein Kindle mit WLAN-Modul könnte Anwendern den mühseligen Umweg über den Computer ersparen und komplexere Sync-Prozesse ermöglichen, das Nutzungerlebnis deutlich aufwerten – vorausgesetzt natürlich, Drittanbieter stellen entsprechende Anwendungen für die Kindle-Plattform bereit.
Eine Perspektive für deutsche Lesefreunde wäre noch, dass Amazon den hierzulande erhobenen Roamingaufschlag von 2 US-Dollar pro eBook bei einem Einkauf über WLAN streichen und digitale Literatur damit billiger machen könnte. Weil das Unternehmen aus Seattle den Aufpreis derzeit unerklärlicher Weise aber auch bei einem Einkauf über die Website amazon.com berechnet, ist diese Hoffnung eher gering.
Zur Erinnerung: Der txtr Reader sollte eigentlich auch mit 3G (12 Euro/mtl. für Sync mit txtr.com) und WLAN (kostenlose Sync) in den Handel kommen. Das WLAN-Modul wurde dann aber buchstäblich in letzter Sekunde aus dem Datenblatt gestrichen, das Lesegerät dafür um 20 Euro verbilligt – zur Begründung hieß es unter anderem, WLAN sei "für Laien äußerst schwer zu konfigurieren" (aktueller Veröffentlichungstermin übrigens: "Auf jeden Fall noch 2010"). Während man sich um die Konfigurierbarkeit eines WLAN-Kindle wohl keine Sorgen machen müsste, stellt sich in jedem Fall die Frage des Aufpreises: Beim derzeitigen Wettbewerb gerade in den USA – und angesichts der Tatsache, dass der zum gleichen Preis verkaufte Nook schon heute WLAN an Bord hat – bleibt Amazon hier eigentlich kaum Luft nach oben.
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