Barnes & Noble stoppt Nook Tablet, fokussiert E-Book-Reader
Strategiewechsel bei Barnes & Noble: Im Zuge der Veröffentlichung verheerender Geschäftszahlen gab die US-amerikanische Buchhandelskette bekannt, Produktion und Verkauf von Nook Tablets zum Jahresende einzustellen. E-Book-Reader wie der Nook Simple Touch und Nook Glowlight sollen hingegen weiterhin angeboten werden. Der Deutschland-Start der Nook-Plattform ist damit ungewisser denn je.
Die von Barnes & Noble vorgelegten Finanzzahlen für das letzte Geschäftsquartal und das am 27. April vollendete Geschäftsjahr 2013 fielen desaströs aus. Allein in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres wurde ein Verlust von 122 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von "nur noch" 1,3 Milliarden US-Dollar (-7% zum Vorjahreszeitraum) eingefahren. Damit verfehlte der Buchhändler sogar die ohnehin schon negativen Analystenschätzungen deutlich, berichtet das Branchenblatt Digital Book World. In der Folge ging die B&N-Aktie in den Keller, gegenwärtig steht ein Minus von 11% im frühen New Yorker Handel.
Dollargrab Nook Tablet
Die Nook-Sparte ist mit einem Umsatz-Minus von 17% (auf 776 Millionen US-Dollar) und einem Verlust von sagenhaften 475 Millionen US-Dollar im Gesamtjahr maßgeblich verantwortlich für die miesen Zahlen. Entsprechend besteht Handlungsbedarf, und zwar konkret beim offenbar besonders verlustreichen Tabletgeschäft. Wie Barnes & Noble mit Bekanntgabe der Geschäftszahlen mitteilte, werde man bei der Tablet-Hardware künftig auf ein "Partnerschaftsmodell" setzen: Statt eigene Tablets zu entwickeln und produzieren zu lassen, werde man künftig Tablets eines noch zu verkündenden Hardware-Partners mit B&N-Label (und wohl -software) versehen anbieten. Die eigenen Tablets Nook HD und Nook HD+ werden aber noch im kommenden Weihnachtsgeschäft angeboten.
E-Book-Reader plus Mobile-Apps: Der Königsweg?
Barnes & Noble betont ausdrücklich, die E-Book-Reader des Unternehmens würden weiterentwickelt und weiterhin unter eigener Flagge erscheinen. Auch bleibe man in Sachen E-Book-Plattform und App-Universum am Ball. Letzteres könnte sich als wichtiger als eigene Tablet-Hardware erweisen, zu dieser Erkenntnis könnten auch noch insbesondere Kobo (Arc) und die Tolino-Allianz gelangen. Statt sich im mit harten (Preis-)Bandagen geführten Wettbewerb auf dem Tablet-Markt mit Unternehmen wie Apple, Google und Amazon zu messen, könnten sich nutzerfreundliche und gut "vernetzte" Apps für die relevanten Plattformen als Königsweg erweisen.
Nook in Deutschland in der Warteschleife
Nach dem desaströsen Ergebnis steht hinter der Expansion des Nook nach Deutschland ein großes Fragezeichen. Schon im März 2012 wurde eine Tochtergesellschaft in Berlin gegründet, zuletzt wurde verlautbart, man wolle im 2. Halbjahr 2013 in 10 internationale Märkte expandieren; derzeit gibt es den Nook nur in den USA und in Großbritannien. Ob die Gerätefamilie auf absehbare Zeit angesichts der horrenden Verluste und tiefgreifenden Umstrukturierung tatsächlich europäisches Festland betritt, muss nun doch sehr bezweifelt werden.
Kommentare
GeorgF 26. Juni 2013 um 14:57
Buchhändler leben von Büchern und nicht von Apps und Musik.
Simple Touch ist vom Juni 2011, im April 2012 kam die beleuchtete Variante.
Die eReader sind veraltet und wurden stark vernachlässigt, wofür man jetzt bezahlt.
ebook.de verkauft Google Nexus 7, Apple iPad Mini » Debatte, eReader » lesen.net 8. Juli 2013 um 15:56
[…] oder sich mit Eigenentwicklungen im umkämpften und preisaggressiven Tablet-Markt zu übernehmen (wie Barnes & Noble und möglicherweise bald die Tolino-Allianz), werden hier einfach die besten Geräte der Konkurrenz […]
Nook aus den USA bestellen: so geht’s » Kaufen, Tablets » lesen.net 11. Juli 2013 um 17:31
[…] letzten Jahren massive Verluste angehäuft, das besonders defizitäre Tablet-Geschäft wird darum zum Jahresende eingestellt. Um die Lager leerzubekommen, lockt die Buchhandelskette jetzt mit absoluten Schnäppchenpreisen: […]
Barnes & Noble bleibt doch im Tablet-Geschäft » Debatte, eReader, Tablets » lesen.net 22. August 2013 um 12:19
[…] desto trotz will die Buchhandelskette nun doch den Verkauf von Tablets fortführen. Noch im Juni hieß es, man trenne sich von den hochwertigen, aber verlustträchtigen Nook HD und Nook HD+ uind werde […]
Ebooks offline kaufen – neue Geschäftsmodelle durch NFC » eBooks, eReader » lesen.net 29. August 2013 um 13:07
[…] Vorhaben nicht umgesetzt. Dazu mag die starke Konkurrenz zu Amazon beigetragen haben – vor allem das Nook Tablet sorgte für herbe Verluste, CEO William Lynch nahm kurze Zeit nach Bekanntgabe der Zahlen seinen Hut. Mit ihm könnte auch die […]
Deutscher eBook-Reader-Markt wächst langsamer als erwartet » Debatte, eReader » lesen.net 27. September 2013 um 10:50
[…] hat schon Barnes & Noble lernen müssen. Infolge massiver Verlust in ihrer Digital-Sparte wollte die größte US-amerikanische Buchhandelskette den Verkauf eigener Tablets einstellen, aber […]
Tolino Tab 7 jetzt erhältlich » eBooks » lesen.net 15. November 2013 um 13:28
[…] sein, die ihren Ausflug in den Tablet-Bereich nach Verlusten im dreistelligen Millionen-Bereich beenden wollten (um dann doch einen Verbleib […]
Das war das E-Reading-Jahr 2013 » Debatte » lesen.net 22. Dezember 2013 um 20:52
[…] den USA hat Filialist Barnes & Boble schon teilweise die Segel streichen müssen, der Weg für Amazon scheint frei. In Deutschland sieht es dank der Tolino-Allianz nicht ganz so […]
6 E-Reading-Vorhersagen für 2014 » Debatte » lesen.net 7. Januar 2014 um 15:44
[…] der US-Buchhandelskette Barnes & Noble, die ihr Tablet-Geschäft nach Millionenverlusten einstellen wollte (und zwischenzeitlich wieder davon Abstand nahm), offenbart die Gefahren des finanziellen […]