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Club Bertelsmann wird eingestellt

Nächster Tiefschlag für die Tolino-Allianz: Der traditionsreiche Club Bertelsmann wird Ende 2015 eingestellt, die noch verbliebenen 52 Filialen geschlossen. Der Verbleib des strategisch wichtigen Medienkonzern im Tolino-Projekt hängt am seidenen Faden.

In einer soeben verschickten Pressemitteilung nimmt der Medienkonzern, zu dem unter anderem mehrheitlich RTL, Gruner+Jahr und der weltgrößte Publikumsverlag Penguin Random House gehören, kein Blatt vor den Mund. Das Clubgeschäft sei seit Jahren rückläufig, Kunden seien immer weniger zur Bindung via Clubmitgliedschaft bereit. Hinzu komme "der tiefgreifende Wandel im Buchhandel".

Bemühungen zur Restrukturierung hätten das Ruder nicht herumreißen können, darum zieht Bertelsmann jetzt die Notbremse. In den kommenden Montaten würden die Direktmarketing- und Club-Aktivitäten sukzessive eingestellt, Ende 2015 sei dann endgültig Schluss. Sozialplan-Verhandlungen mit betroffenen Angestellten würden zeitnah beginnen.

Das Ende des Club Bertelsmann ist nicht nur ein Meilenstein innerhalb der deutschen Buchhandelsgeschichte (in den 90er Jahren zählte der "Club" noch mehr als sechs Millionen Mitglieder). Es hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Tolino-Allianz, die sich in den letzten 15 Monaten im E-Reading-Bereich als hierzulande erstes richtiges Gegengewicht zu Amazon positioniert hat. Bertelsmann war vom ersten Tag an dabei: Mit dem E-Book-Store Pubbles (im Herbst 2013 geschlossen und zur Distributions-Plattform umstrukturiert), mit seinen aktuell noch rund 50 Filialen und mit dem gerade neu aufgelegten Online Store derclub.de.

Verbleib in Tolino-Allianz völlig offen

Wie es mit Bertelsmann und der Tolino-Allianz weitergehe, sei noch völlig unklar, erklärte uns ein Unternehmenssprecher. Die Entscheidung zum Ende der Direct Group Germany habe man intern erst am gestrigen Montag getroffen. Nun werde man sich in Ruhe mit den Tolino-Partnern zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung suchen, führte der Bertelsmann-Mann aus.

Fest steht schon jetzt: Mit dem Endkundengeschäft hat Bertelsmann künftig nichts mehr am Hut. Spätestens Ende 2015 werde bei der derclub.de der Stecker gezogen, bestätigte man uns (erwähnenswert, weil dort längst nicht nur Clubmitglieder bedient werden). Besitzer eines Club-Tolino – den Tolino Vision gibt es beim Club derzeit als sehr attraktiven Bundle-Deal – werden dann wohl analog zum Aus des Telekom-Store Pageplace die Möglichkeit bekommen, einen anderen eBook Store aufs Gerät zu holen.

Nach Pubbles und Pageplace streicht nun also der dritte Tolino-Partner die Segel, hinzu kommt die Insolvenz von Weltbild. Im gleichen Zeitraum kam kein einziger Anbieter zum von Beginn an als offen angepriesenen Projekt hinzu. Zwar sind die eBook Reader der Tolino-Allianz nach Anlaufschwierigkeiten inzwischen wirklich empfehlenswert. Eine deutsche Erfolgsgeschichte sieht dann doch anders aus.

<Bildnachweis: Bertelsmann Bücherbus zur Mitgliederwerbung, um 1953 (Pressebild)>

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Kommentare


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