Der Marktbereiter: Amazon Kindle wird 5
Der 19.11.2007 war ein schicksalhafter Tag: Heute vor fünf Jahren stellte Amazon-Chef Jeff Bezos einen unförmigen, teuren Klotz vor, der mit seinen Nachkommen eine ganze Branche umkrempeln sollte. Happy Birthday, Amazon Kindle!
Der erste Kindle (damalige Meldung beim Börsenblatt) fiel auf durch seine asymmetrische Bauform, seine Tastatur (lange Zeit typisch für die Kindle-Familie) und sein Graustufendisplay, das allerdings nur vier verschiedene Grautöne kannte (heute üblich: 16). Der interne Speicherplatz betrug nur 256 Mbyte, war aber erweiterbar – ein Feature, das schon bei der 2. Generation dem Rotstift zum Opfer fiel (die allerdings auch 2-4 Gbyte Speicherplatz brachte, also eine glatte Verzehnfachung). Im über 3G erreichbaren Kindle Store gab es immerhin schon rund 90.000 Titel, darunter einen Großteil der New-York-Times-Bestsellerliste.
Ausverkauft nach fünfeinhalb Stunden
Aus heutiger Sicht happige 399 US-Dollar wollte Amazon für seinen ersten Kindle haben. Nichts desto trotz war der Reader, der ausschließlich in den USA verkauft wurde und noch am Tag der Vorstellung zur Bestellung freigegeben wurde, innerhalb von fünfeinhalb Stunden ausverkauft – und blieb es bis April 2008. Die derzeitige Nicht-Verfügbarkeit des Kindle Paperwhite beweist, dass Amazon sein Zuliefererproblem bis heute nicht ganz in den Griff bekommen hat.
Verkaufszahlen veröffentlichte Amazon bis heute nicht, von einigen Schlaglichtern abgesehen (so hieß es Anfang 2010, Millionen Menschen besäßen inzwischen einen Kindle; im Weihnachtsgeschäft 2011 wurden nach Analystenschätzungen rund 5 Millionen Geräte weltweit abgesetzt). Unstrittig ist aber, dass der Kindle das erste wirklich erfolgreiche dedizierte Lesegerät – wenngleich bei weitem nicht das erste – und damit neben Apple wesentlicher Wegbereiter des gegenwärtigen digitalen Umbruchs in der Buchbranche ist, der vielerorts nicht ohne personellen Aderlass vonstatten geht.
Gemischte Gefühle
Und so werden meisten Menschen, die mit Büchern ihr Geld verdienen, den Jahrestag des Kindle wohl kaum ausgelassen feiern. Für viele Lesefreunde hat Amazon den Spaß an Literatur hingegen wesentlich erhöht: Mit dem Kindle wurden Bücher mobiler, zugänglicher und günstiger, um nur ein paar der Vorzüge zu nennen. Und zahlreichen jungen Unternehmen von Kobo bis dotbooks (und natürlich lesen.net) hat Amazon mit seinem Kindle-Erfolg den Markt bereitet – von den Amazon.com-Aktionären ganz zu schweigen.
Wie wir in fünf Jahren digital lesen werden – und ob es überhaupt noch reine E-Book-Reader geben wird -, lässt sich unmöglich seriös voraussagen. Fest steht: Am Anfang war Amazon mit seinem eckigen Kindle, der innerhalb kurzer Zeit eine jahrhundertealte Kulturindustrie auf den Kopf stellte. Seinen Platz in den (digitalen) Geschichtsbüchern hat der Kindle schon an seinem 5. Geburtstag sicher.
Kommentare
Phenomenon 19. November 2012 um 21:24
Oh Mann wenn ich so zurückdenke was sich alles getan hat. Im Jahr 2000 habe ich mit einem Palm VX angefangen (Monochrom 8 MB ! Speicher für rund 900 Mark) dazu die alte Adobe software um überhaupt was lesbares heraus zu bekommen *g* denn soviel an prc oder pdb Büchern gabs net. Dann über den Treo650 (immerhin schon mit mobi format) zum Ipod Touch und dann zum schluss beim Kindle gelandet (Kindle 3 KB).
In der Welt der Ebooks und natürlich auch der dazu gehörenen Reader hat sich unglaublich viel getan, früher wurde man belächet und heute haben irgendwie alle irgendwas um Ebooks zu Lesen. Für mich ist das Ebook lesen schon seit langer Zeit nicht mehr wegzudenken aber sicherlich auch dank dem Kindle wurde das ganze massentauglich (und das ist auch gut so).
Also Happy Birthday Kindle :)
MfG
Bigboo73 20. November 2012 um 14:45
@Phenomenon ja es ist schon erstaunlich wie sich alles gewandelt hat. Ich bin erst durch ebooks wieder zur Leseratte geworden.
2003 mit einem Nokia 3650 und Mobipocket angefangen, über verschiedene MDA`s (Windows Mobile) zu meinem ersten E Ink in 2009 (Hanvon518). Der lange Zeit gute Dienste verrichtet hat.
Ich bin erst letztes Jahr zum Kindle gewechselt und muss sagen das ich diesen Schritt nie bereut habe. EBook Verfügbarkeit, Handling, absolute Spitze.
Deshalb Happy Birthday Kindle :-)
Heute ist die Meldung der Vorbestellung vom Paperwhite auf "Versand in Kürze" gesprungen, sie scheinen das Lieferdatum vom 22.11 halten zu können :) In meinem Konto taucht der Paperwhite auch schon als Gerät auf… zweimal werden wir noch wach… heissa da ist Kindle Tach :D
Btw. Für Kritiker von Ebooks und Verfügbarkeit. Ich habe im Septmber 2004 ein Buch bei Ciando gekauft, das steht heute noch zum Download zur Verfügung.
Toni 19. Dezember 2012 um 20:23
Ich finde den Kindle auch eine revolutionäre Erfindung. Ich bin jedoch immer wieder überrascht, dass wenn ich manche Diskussionen führe, ob e-reader irgendwann mal Bücher aus Papier komplett ersetzen werden, viele immer noch der Meinung sind, dass Papier für immer "das" Medium sein wird. Wahrscheinlich so wie der Papyrus, hm?
Der Trend geht zum Zweit-Reader – mit Folgen » eReader » lesen.net 12. Februar 2013 um 17:04
[…] Fünf Jahre nach Verkaufsstart des ersten Kindle und drei Jahre nach Erscheinen des iPad haben längst nicht mehr nur typische „Early Adopter” mehr als ein potenzielles Lesegerät im Haus. Die Gründe für die gleichzeitige Nutzung verschiedener Lesegeräte sind vielfältig, wie ein aktueller Diskussionsfaden in unserem E-Reader-Forum beweist […]