Deutscher eBook-Reader-Markt wächst langsamer als erwartet
Der IT-Branchenverband Bitkom hat seine Prognose für 2013 in Deutschland verkaufte eBook Reader deutlich nach unten korrigieren müssen, Tablets würden elektronischen Lesegeräten das Wasser abgraben. Wie und worauf eBooks gelesen werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
1,43 Millionen in Deutschland verkaufte eBook Reader prognostizierte die Bikom bislang für 2013 – eine stolze Zahl, die den den vergangenen Monaten immer wieder von Branchengrößen wie Weltbild-Chef Carel Halff aufgegriffen wurde, um den eBook-Boom aufzuzeigen. Jetzt folgt eine deutliche Korrektur: In einer am gestrigen Mittwoch publizierten Prognose ist "nur noch" von 832.000 verkauften Lesegeräten die Rede.
Gleichzeitig korrigierte die Bitkom stillschweigend ihre Schätzungen für 2012 nach unten. Im letzten Oktober ging man von 800.000 verkauften Lesegeräten 2012 aus, jetzt spricht man von 685.000 abgegebenen Geräten. Damit würden die 832.000 Verkäufe ein Plus von 22 Prozent zum Vorjahr bedeuten. Damit flacht sich das Wachstum deutlich ab, wie die Infografik der Bitkom illustriert.
Der Durchschnitsspreis pro verkauftem Gerät soll im Jahresvergleich von 99 auf 97 Euro sinken. Der IT-Branchenverband macht den Erfolg der Tablets für die fast stagnierenden eBook-Reader-Verkaufszahlen verantwortlich. 8 Millionen Tablets sollen laut Bitkom 2013 in Deutschland verkauft werden, also fast 10x so viele Geräte wie eBook Reader. Insbesondere leichte und kompakte Tablets im 7-8″-Formfaktor (Nexus 7, Kindle Fire und so weiter) würden Lesegeräten Konkurrenz machen.
Gerätebesitz ungleich eBook-Konsum
Dass die Grenzen des Wachstums bei elektronischen Lesegeräten mit ihrer beschränkten Zielgruppe (regelmäßige Leser) irgendwann erreicht sind, war absehbar – in den USA soll der Peak schon überschritten sein, in Deutschland wird es mit der üblichen Verzögerung wohl nächstes oder übernächstes Jahr schon soweit sein. Die gigantischen Tablet-Verkaufszahlen dürfen aber nicht den Blick darauf verstellen, auf was für Geräten gelesen wird.
Fragt man in Umfragen nach dem bevorzugten eBook-Lesegerät, werden durchweg mit weitem Abstand eBook Reader genannt. Daran wird auch der Tablet-Boom so schnell nichts Ändern, denn Lesen ist hier nur einer von vielen Nutzungszwecken, und eBook Reader landen gerade in der Hand von Viel-Lesern (auf deren Nachttisch sie dann auch mehrere Jahre bleiben können, weil die Lebenszyklen bei elektronischen Lesegeräten wesentlich länger sind als bei schnell veraltenden Tablets und Smartphones).
Diese Lektion hat schon Barnes & Noble lernen müssen. Infolge massiver Verlust in ihrer Digital-Sparte wollte die größte US-amerikanische Buchhandelskette den Verkauf eigener Tablets einstellen, aber weiterhin an elektronischen Lesegeräten festhalten (eine Entscheidung, die nach einem Führungswechsel offenbar wieder gekippt wurde). Die Tolino-Allianz wird in den nächsten Wochen wohl ihr erstes Tablet vorstellen – man darf sehr gespannt auf Eckdaten, Preispunkt und Refinanzierungsstrategie sein.
Kommentare
Dirk Abe 26. September 2013 um 16:55
Mein Traum wäre ein externes touchfähiges E Ink Display, welches sich via Bluetooth an ein Tablet/Smartphone koppeln läßt. Hervorragende Lesequalität bei geringen Kosten und trotzdem immer aktuelle Hardware im "Hintergrund".
Gibt es sowas schon irgendwo?
Tobias Schmid 26. September 2013 um 17:04
Für das Samsung Galaxy S4 wurde so etwas auf der IFA vorgestellt: http://tblt.de/2013/09/pocketbook-coverreader-galaxy-s4-kurztest-e-ink-flip-cover/
Dirk Abe 26. September 2013 um 20:37
Über den hatte ich auch schon mal gelesen. Aber: Ist ein Bundle (Hardware und APP!) und viel zu klein.
Was es braucht ist einfach nur ein externes Display, 5-6″ groß und Endgeräteneutral. Sowas könnte zum eReader-Killer werden, IMO.
Chräcker Heller 26. September 2013 um 17:22
Der Markt ist einfach gesättigt, die Geräte halten (zum Glück) länger als "ein Jahr" und der neue Kindle zeigt: unbedingt weg werfen muß man sein nun "altes" Gerät auch nicht deswegen. Insofern sagen mir die Zahlen noch nichts aus. Und das nun mehr Tablets verkauft werden… könnte man auch nur dagegen halten, wenn man genau wüsste, wieviel tablets anstelle(!) von eReadern zum reinen lesen gekauft und dann auch genutzt werden. Das weiß man aber nicht.
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