Deutscher Kindle von Amazon "bestätigt"
Auch im Januar 2011 – fast anderthalb Jahre nachdem Amazon seinen Kindle nahezu global verfügbar machte – ist das weltweit meistverkaufte elektronische Lesegerät noch durch und durch amerikanisch: Bestellung und Versand erfolgen über die USA, contentseitig gibt es (von einigen via DTP-Plattform eingereichten Titeln abgesehen) kaum deutschsprachige Inhalte. Immerhin mehren sich nun die Anzeichen für eine baldige 'Lokalisierung' nach dem Vorbild Großbritannien, wo es bereits seit Monaten einen eigenen quasi-autonomen Kindle-Store gibt (sowie in Folge dessen Eröffnung einen kräftigen Preiskampf).
Amazon sucht seit rund zwei Wochen über seine Website für den Standort München einen "Head of Content acquisition Kindle DE (m/f)". Dessen Aufgabe wird gemäß Stellenausschreibung zusammengefasst darin bestehen, eine deutsche Kindle-Plattform auf die Beine zu stellen: Die Führungskraft (7-10 Jahre einschlägige Berufserfahrung sind Voraussetzung) hat attraktive Inhalte zu identifizieren sowie Content-Deals mit den Verlagen auszuhandeln und abzuschließen, um "das Angebot an für den Kindle verfügbaren Titeln auszubauen".
Die Pressestelle von Amazon Deutschland verwies auf Anfrage lediglich darauf, es gebe von Unternehmensseite noch keine Ankündigung. Mit der Stellenausschreibung räumt Amazon nun allerdings erstmals selbst alle Zweifel daran aus, dass der Kindle auch in Deutschland nach vorne gebracht werden soll. Unserer Umfrage aus Oktober 2010 zufolge ist Amazon hierzulande momentan die Nummer 2 hinter Sony – im Vergleich hat der Kindle das bessere Preis-Leitungsverhältnis, mit den direkt verfügbaren Inhalten werden aber einzig anglophile Lesefreunde glücklich. Alle anderen müssen sich anderswo (kopierschutzfreie und damit konvertierbare) eBooks besorgen und seperat übertragen, was den Vorteil der Konnektivität natürlich zunichte macht.
"Der Kindle ist ein englischsprachiges Gerät", ließ sich Amazon Deutschlandchef Klaus Kleber im Oktober 2009 zitieren; 14 Monate später scheint sich die ökonomische Großwetterlage dahingehend gewandelt zu haben, dass der Online-Händler eine Lokalisierung für angemessen hält. Auch die deutschen Mobilfunker sollten einem "deutschen" Kindle diesmal nicht im Wege stehen. Allerdings steht die Eröffnung eines Kindle Store wohl auch nicht unmittelbar vor der Tür: So wird eine Aufgabe vom derzeit gesuchten deutschen Kindle Content-Chef darin bestehen, um sich herum ein Akquise-Team aufzubauen – das klingt eher nicht so, als lägen schon stapelweise unterschriebene Distributionsverträge in der deutschen Amazon-Zentrale.
- Amazon Kindle 3 bei amazon.com
- Amazon Kindle Wi-Fi bei amazon.com
Kommentare
SamVimes 12. Januar 2011 um 21:24
Hoffen wir mal, dass dann die Nutzer eines "amerikanischen" Kindles nicht ausgespert werden…
carokann 12. Januar 2011 um 22:45
Eine gute Nachricht. Amazon macht Ernst. Die Preise werden fallen – zumindest für Reader.
Der Oyo wird bald sehr alt aussehen und verramscht werden. Sony muss senken, wie bereits ab und an in den USA.
Eine Klage gegen die Buchpreisbindung wird hoffentlich auch die Preise für Bücher senken helfen.
Johnny 13. Januar 2011 um 00:37
Ich bin gespannt, wird klasse zu sehen, was sich da tun wird (preislich, bei Geräten usw.)…
Eventuell switche ich dann auch, wenn die Sony Reader nicht zumindest Wlan bekommen, besser noch ne Mailadresse…
Und was die Buchpreisbindung angeht, da dürfte sich auch bald was tun, ist ja bisher noch so’n Pseudoargument, die Verlage wollen eBooks schlicht nicht an günstigere Preise binden… Das das bald passieren muss, halte ich aber für unabdingbar…
Thomas Knip 13. Januar 2011 um 09:16
Die Buchpreisbindung ist ein Gesetz. Das können weder experimentierfreudige Verlage noch Amazon so einfach umgehen.
Amazon wird sich bei vielen deutschen Verlagen vor allem damit schwer tun, ihn ein zweites Format neben ePub schmackhaft zu machen.
Chräcker 13. Januar 2011 um 09:42
Und, Thomas, ich denke manchmal heimlich: hoffentlich wird sich Amazon da ein bissel weiter schwer tun, denn ich habe immer die stille Befürchtung, das die Verlage sonst feststellen, das die Zusammenarbeit mit Amazon so gut für sie ist, das sie keine "sonstigen" ePubs mehr rausbringen. (Ist ja bisher eh noch ein Feigenblatt, der eBook-Bereich, um in den ganzen gadget-Kreisen nicht ganz doof da zu stehen…)
carokann 13. Januar 2011 um 10:01
"Die Buchpreisbindung ist ein Gesetz"
… dass fallen kann oder geändert werden kann oder sich als unerlaubte Subvention erweisen kann unter EU-Recht.
Sie wird fallen!
Tobias 13. Januar 2011 um 17:08
Die Buchpreisbindung ist kein Problem!
Ein eBook kann billiger sein, als ein gedrucktes Buch.
Wie länge hält sich der Mythos, dass die Buchpreisbindung an zu hohen eBook-Preisen Schuld sein soll, denn noch?
Bigboo73 13. Januar 2011 um 17:17
Ich erhoffe mir größere Vielfalt, bzw. ein größeres Angebot.
Wenn die Verlage nur Ihr bisheriges Portfolio auch auf dem Kindle veröffentlichen ist es nicht unbedingt auf den Kindle umzusteigen.
Vom guten und günstigen Kindle reader mal abgesehen, aber da ich schon einen Reader habe der sowohl geschützte als auch freie epubs pdfs etc. abspielen kann, wäre es nur interessant wenn sich die Palette erweitern würde.
Wenn ich nur dran denke das die großen Verlage doch jedes Ihrer Bücher seit mind. 10-15 jahren als doc, rtf, pdf oder sonstwie abgespeichert haben und eine veröffentlichung via ebook so easy zu realisieren ist, schwillt mir der Kamm ;)
Andy123 13. Januar 2011 um 20:38
Amazon mischt den verknöcherten deutschen Ebook Markt auf. Sony muss seine Reader Phantasiepreise nach unten korrigieren. Thalia & Co. muss sich gewaltig mit ihrem unfertigem Urzeitprodukten anstrengen um konnkurrenzfähig zu bleiben. Aufbruchstimmung im E-Reader Entwickungsland Deutschland. Schön wärs. Lieber heute als morgen.
Samy 13. Januar 2011 um 20:49
Denke nich, dass Amazon den Markt so aufwirbeln wird. Warum sollte die Verlage ihre E-Book jetzt noch für ein anderes Format herstellen, dass auch von einem einzigen Gerät und Hersteller unterstützt wird??
Und für die Verbraucher ist es auch nicht unbedingt besser. Kindle läuft ja auch über DRM, keine Kopie meiner Bücher machen können und mir die dann von Amazon per Fernzugriff löschen lassen??? Nein Danke!!
Ich werde bei Epub und DRM-freien Büchern bleiben… Da kauf ich mir doch lieber die gedruckten Bücher als so ein DRM-Quark…
Und mit der Preisbindung. Die wird nicht aufgehoben werden. Zwar darf ein Ebook billiger sein, aber dann halt für epub und Kindle den gleichen Preis.. warten wirs ab…
Johnny 14. Januar 2011 um 09:39
Ich denke, was für die Verlage in den USA gilt, trifft in eingeschränktem Umfang auch auf Deutschland zu, die Verlage "lieben" Amazon, weil ohne die das Buchgeschäft längst nicht mehr so laufen wuürde…
Und ich denke, bei den Verlagen ist auch niemand doof genug nicht zu sehen, dass Amazon von null auf hundert die Nummer ein im eBook Sektor werden kann mit doppelt so gutem Reader wie Thalis Oyo zum gleichen Preis…
Und ja, was Thomas sagt ist richtig, Buchpreisbindung hat nichts damit zu tun, dass unterschiedliche Ausgaben nicht zu unterschiedlichen Preisen verkauft werden dürfen. Andernfalls gäbe es ja auch keine günstigeren Taschenbücher…
Rudi 14. Januar 2011 um 10:46
@Tobias: Die Buchpreisbindung ist kein Problem?
In was für einer Welt lebst Du?
Die Buchpreisbindung garantiert jedem Verlag auf jeden seiner Titel quasi ein Monopol in ganz D. Oder anders es schließt absolut den Markt aus.
Und das Ergebnis ist ja hinlänglich sichtbar.
In D sind Bücher signifikant teurer als in jedem anderen Land ohne diesen Anachronismus.
Das hat überhaupt nichts mit ebooks speziell zu tun. Das gilt für alle Titel die der Buchpreisbindung unterliegen.
Wie jede monopolähnliche Struktur dient die Buchpreisbindung nur der Gewinnmaximierung der Monopolisten.
Sebastian 14. Januar 2011 um 11:14
Ohje. Da kann ich ja noch lange warten.
Wenn dir gerade mal die Stelle für die Person ausschreiben, die das Ganze aufbauen soll… Das dauert und dauert.
Alleine die Erstellung der Prozesse dauert eine Ewigkeit.
Und wenn das Team beinander ist, wird man sich erstmal mit den vielen Verlagshäusern rumstreiten dürfen.
Und dann entsprechende Verträge mit den Mobilfunkern. Ohje…
Unterm Strich: mind. 2 Jahre Wartezeit bis wir einen deutschen Kindle- Store bekommen.
Ich werde also mir doch noch ein richtiges Buchregal für meine zukünftigen Käufe aufbauen müssen.
K-P 14. Januar 2011 um 11:45
@Rudi
Du solltest Dich wirklich mal näher mit der Wirklichkeit in Bezug auf die Buchpreisbindung befassen. Es gibt genügend Untersuchungen, dass die Aufhebung der Buchpreisbindung zu Preiserhöhungen, zu einem Rückgang der Titelproduktion und zu deutlichen Konzentrationsprozessen geführt hat, bspw. in Großbritannien und Schweden. Für die Kunden hat sich die Preisfreigabe vorwiegend negativ ausgewirkt. Bei der ausreichenden Zahl an validen wissenschaftlichen Forschungsergebnisse sollte das Gerücht, die Buchpreisbindung führt ausschließlich zu höheren Preisen langsam aus der Welt zu schaffen sein.
johnny 14. Januar 2011 um 13:12
@Rudi: abgesehen davon, dass deine Argumente nicht wirklich ins Schwarze treffen, ist Buchpreisbindung wie Thomas meinte kein Problem in Bezug auf günstige eBook-Preise, sondern höchstens Scheinargument…
FomerMay 14. Januar 2011 um 13:22
@Samy
Das, sagen wir mal, ca. 90% der deutschen eBooks als ePub aber auch DRM haben ist dir schon klar, oder?
Außerdem ist es sehr wohl möglich eine Kopie seiner Kindle-Bücher zu machen! "Kindle for PC" installieren, aktualisieren und dann sind alle bei amazon gekauften eBooks verfügbar und können am PC gesichert werden.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie Bücher die es zur Zeit mit "weichem" DRM gibt in einem möglichen deutschen Kindle-Store verkauft werden.
Samy 15. Januar 2011 um 22:51
@FormerMay:
Es gibt durchaus Verlage die komplett auf DRM verzichten, dazu zählen z.B. Bastei Lübbe und kleinere Verlage…
Beim Kindle-Shop würden solche Bücher (von Bastei Lübbe z.B. die Ken Follet) wohl auch nur mit DRM verkauft oder?
Und wie installiert man "Kindle on PC" auf Linux??
NeNe auf den DRM-Quatsch lass ich mich erst gar nicht ein…
FomerMay 16. Januar 2011 um 08:50
@Sramy ;)
Weiß ich deshalb frage ich mich ja wie das im Kindle-Shop umgesetzt wird.
Man kann nämlich beim einstellen in den Kindle-Shop amazon mitteilen ob die eBooks mit DRM geschützt werden sollen oder nicht.
Kindle auf Linux? Wine!
Samy 16. Januar 2011 um 15:45
@Fromer May;-)
Das wusste ich nicht. Trotzdem ist es halt eine Monokultur und die mag ich nicht so. Aber stimmt schon Konkurrenz wird nicht schaden…
Samy 16. Januar 2011 um 15:49
@Fromer May2 ;-)
Und ich will eben frei auf die Bücher zugreifen können und nicht an irgendeine Software gebunden sein…
Und das DRM von Epubs kann man auch ganz einfach entfernen ;-)
Scheich Xodox 16. Januar 2011 um 20:32
Öhm, wenn man das DRM von EPUBs entferne, mache ich mich strafbar. Dann kann ich die Datei doch gleich illegal herunterladen und werde dafür kein Geld bezahlen. Dann mache ich mich ebenso strafbar, zahle aber kein Geld. Sorry, aber so lange es Bücher nur mit DRM gibt, stöbere ich eben nur im Gutenberg-Archiv. Gott sei dank gibt es da löbliche Ausnahmen wie den neuen Wälzer von Follet, den es auch ohne DRM gibt.
Timo 16. Januar 2011 um 21:56
@Scheich Xodox: Soweit ich weiß ist das Entfernen von DRM für die eigene Privatkopie einer legal erworbenen Datei nicht strafbar.
Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Rechteverwaltung#Rechtlicher_Rahmen
Chräcker 17. Januar 2011 um 09:04
Am Rande vermerkt. Ich würde mir lieber ePubs kaufen und da DRM entfernen als "gleich" (die selben) DRM-entfernte Bücher woanders zu besorgen, weil nur so, wenigstens etwas, Geld noch der Autor bekommt. (Natürlich nur: wenn ich das überhaupt machen würde ;-))
und: ich mag die Buchpreisbindung.
Sven 17. Januar 2011 um 17:03
Die 19% Umsatzsteuer bei eBooks vs. 7% bei gedruckten Büchern ist einer der Gründe warum eBooks in Deutschland nicht noch günstiger sind.
Sony Reader ausverkauft, Kindle 3 lieferbar » Kaufen, eReader » lesen.net 18. Januar 2011 um 15:05
[…] fehlt dem Kindle 3 allerdings auch die Unterstützung von epub-Dateien sowie Adobe DRM, was beim (noch) mangelhaften Angebot an deutschsprachigen Inhalten im Kindle Store für entsprechend interessierte […]
Metaxacon 23. Januar 2011 um 09:17
Was soll eigentlich der Quatsch mit den "deutschen Mobilfunkern", die dafür angeblich mit im Boot sein müssten?
Woanders lädt man sich seinen Content doch auch einfach über seinen Internetanschluss herunter.
iTunes, Videoload und selbst das eigene MP3-Portal von Amazon läuft alles als ganz normaler Download.
Sind die bei Amazon völlig Banane oder sind die Amerikaner zu blöd dafür einen normalen Online-Store zu bedienen??
Wenn sie ihr Gerät irgendwie verbessern wollen, dann sollten sie dem Kindle endlich Unterstützung für das verbreitete das "ePub" Format spendieren und die Buchbranche sollte zudem den ganzen DRM-Mist sein lassen, wegen dem man Buch X nicht auf Reader Y lesen kann (außer man nimmt die Raubkopie aus der Tauschbörse, die läuft überall – nur der ehrliche Kunde ist dank DRM mal wieder der Dumme.)
Christian 29. Januar 2011 um 10:43
Wie ich das sehe, mache die Verlage die selbe Geschichte durch, wie seinerzeit die Musikbranche.
Aber auch die haben kapiert, dass DRM auf lange Sicht gesehen nur Kunden vergrault und Umsatz vernichtet. Bei den meisten großen Anbietern von digitaler Musik (unter anderem auch Amazon) kriegt man Musik DRM-frei.
Die Buchbrance hat hier eindeutig geschlafen und es verpasst aus den Fehlern Anderer zu lernen.
Aber das wird schon ;o)
A. Buck 15. Februar 2011 um 11:00
Wenn T.K. recht hat, dann wird es ja schon langsam etwas konkreter, vgl. Thread hier:
http://www.mobileread.com/forums/showthread.php?p=1395629#post1395629
Posting 14
blubb 21. März 2011 um 00:28
Interessant, dass Klaus Kleber neben dem heute Journal auch die deutschen Geschäftszweig von Amazon leitet ;)
Premiers tests pour le Kindle Store Allemand ? | L'actu des ebooks 7. April 2011 um 15:48
[…] qu’Amazon a une stratégie pour conquérir l’Europe.Déjà en Janvier, le site Allemand Lesen avait souligné des annonces sur Amazon Allemagne pour recruter un « Mr […]
Kindle 3 (de) im Überblick » Topnews, eBooks, eReader » lesen.net 25. April 2011 um 19:54
[…] als Amazon im Januar 2011 öffentlich einen deutschen Kindle-Verantwortlichen suchte und kurz darauf etliche eBooks deutscher Großverlage auf Amazon.com online gingen, war praktisch […]