Drei neue Kindle Games
Zwei Monate nach Live-Schaltung vom ersten Active Content im Kindle Store ist die Auswahl an interaktiven Inhalten noch äußerst überschaubar: Knapp 700.000 Kindle Books standen bislang lediglich drei simple Wörterspiele gegenüber. Zum Wochenende wurde das Angebot nun um drei weitere Titel erweitert; darunter dem ersten Spiel von Top-Publisher Electronic Arts (Sims, Fifa, Crysis, Need for Speed, …), welches gleichzeitig den ersten kostenpflichtigen Active Content darstellt.
Electronic Arts steuert dem Kindle Store EA Solitaire bei – ein Kartenspiel, wie sich bereits aus dem Namen ergibt. Der Klassiker lässt sich in zwölf verschiedenen Variationen spielen; ein integriertes Tutorial hilft beim Verständnis der jeweiligen Regeln. Zudem gibt es Spieletipps sowie optionale automatische Züge, falls der Spieler einmal kein Land mehr sehen sollte. 3,99 US-Dollar lässt sich Electronic Arts das Spiel kosten – aus Kundensicht ein angemessener Preis für einen kurzweiligen Zeitvertreib, wie die ersten Artikelrezensionen nahelegen.
Neben Solitaire hat es mit Mine Sweeper am Freitag ein zweites Spiel in den Kindle Store geschafft, welches jedem Microsoft Windows Nutzer ein Begriff sein wird. Genau genommen handelt es sich beim kostenlosen Minispielchen nur um ein Upgrade; Minesweeper ist nämlich auf jedem Kindle (auch auf "deutschen" Geräten) als verstecktes Easteregg vorinstalliert, kann mit der Tastenkombination Alt+Shift+M vom Hauptmenü aus gestartet werden. Im Vergleich bietet der Active Content allerdings deutlich mehr Funktionalität: Es gibt drei Spielfeldgrößen, einen Times sowie (lokale) Highscorelisten.
Die dritte neue App nennt sich Triple Town und ist ein Strategiespiel, bei dem es möglichst große Städte zu erschaffen gilt. Wer für 2,99 US-Dollar nun aber ein "Sim City for Kindle" erwartet, wird aber (natürlich) enttäuscht: Es handelt sich um ein optisch wie inhaltlich simpel gestricktes Puzzlespielchen, das aber gemäß ersten Rezensionen ein enormes Suchtpotenzial entfalten soll.
Die neuen Casual Games – so unspektakulär sie auch daherkommen – läuten einen kleinen Paradigmenwechsel im Kindle Store ein. Stand bei den bisherigen Apps immer noch Lesen + Schreiben im Mittelpunkt, bewegen sich die neuen Anwendungen weg vom eigentlichen Verwendungszweck des eBook Readers. Hardwareseitig limitiert (insbesondere durchs Display), verschrieben sich die ersten Active Content Entwickler ganz der Maximierung des Spielspaßes durch sauber implemtierte Funktionen und (im Fall von Triple Town) ein ausgeklügeltes Spielprinzip – allem Anschein nach mit Erfolg. Dem Pricing von 3-4 US-Dollar dürften weitere Publisher folgen – es ist davon auszugehen, dass sich kurzweiliger Active Content hier auf Apple App Store Niveau einpendeln wird.
Nach wie vor noch nicht in Kindle Spiele implementiert sind soziale Komponenten, also etwa globale Highscorelisten oder Multiplayer-Turniere; Amazon hat für Active Content Anwendungen durchaus einen Datenaustausch vorgesehen, limiert den (3G-)Traffic allerdings vertraglich auf 100 Kbyte/Anwendung/Monat.
Der gesamte Kindle Active Content ist gegenwärtig "US only". Wann die Anwendungen auch in den über 100 weiteren von Amazon mit Kindles belieferten Ländern zugänglich sein werden, hat das Unternehmen noch nicht verlauten lassen.
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Kommentare
Yu 18. Oktober 2010 um 08:47
"US only"…
Da fällt mir ein: Ein gedrucktes Buch kann man im Wesentlichen beliebig in anderen Sprachversionen importieren, wenn man auf keine lokalisierte Variante warten will. Bei Ebooks geht das ja scheinbar nicht so einfach, oder? Und jetzt beim Active Content auch nicht, weiß der Teufel warum.
Irgendwie erscheint mir das als rechtliche Schieflage (die aber auch z.B. bei Nintendo-Konsolen besteht). Wer moderne Medien will, unterliegt quasi den gröberen Einschränkungen?
Jazznrhythm 18. Oktober 2010 um 09:47
Ich kann mir nicht helfen, aber mich erinnert das in Darstellung und Möglichkeiten eher an den Anfang der Computergrafik und tragbaren Spiele als an einen Mehrwert. Halte das für komplett verzichtbar, auch wenn ich mir jetzt etwas konservativ vorkomme. Keine Ahnung, wozu diese Spiele gut sein sollen. Kaufen Leute dieses Gerät wirklich weil sie damit auch spielen können?
Christoph 18. Oktober 2010 um 10:10
Ich glaube zwar, das gerade solche Kartenspiele wie Solitär eigentlich auf der trägen Anzeige wenig Spass machen, aber grundsätzlich ist die Idee keine Schlechte.
Ich könnte mir sehr gut all die typischen Rätselhefte auch als interaktive Inhalte auf einem eBook-Reader vorstellen.
Also alle Arten von Kreuzworträtseln, Sudoku oder auch Brettspiele wie Schach, Mühle, Dame oder Backgammon.
Die brauchen keine Farbe und kommen alle auch mit der langsam aufbauenden Anzeige zurecht.
Und ein Gerät das man auf Reisen dabei hat, kann man durchaus auch mal nicht zum Lesen verwenden.
Ein eBook-Reader der mittels UMTS eMails abrufen kann, einige Webseiten anzeigt, Office-Dokumente öffnet und dann auch noch zur Abwechslung eine Partie Schach mitspielt, kann genügsamen Menschen den Notebook oder das Smartphone ersetzen.
Mir würde das vollkommen genügen.
microm 18. Oktober 2010 um 13:20
Mein Reader kann auch mp3 Wiedergabe, hat Spiele, Übersetzung und Lexikon sowie wifi.
Von mir genutzt wird es aber quasi zu 100% nur als Buch zum lesen.
Ich kann sagen, es ist für mich mittlerweise unersetzlich. Wie konnte ich nur ohne meinen Boox auskommen ?
Bigboo73 18. Oktober 2010 um 15:24
So einem Kreuzworträtsel, Sudoku, Picross oder Spider Solitaire wäre ich zwischendurch schon nicht abgeneigt… es sollte aber nicht Überhand nehmen…
Bevor aber Amazon keinen ordentlichen deutschen Katalog an Büchern hat ist das gerät sowieso keine Zeile wert darüber zu berichten!
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