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eBook Reader: Warum es 2015 keinen Kindle Voyage 2 gab

Mit der Markteinführung seines Premium-Lesegerätes Kindle Voyage setzte Amazon im Herbst 2014 Maßstäbe. Viele Merkmale des eBook Reader finden sich inzwischen auch in günstigeren Geräten. Trotzdem blieb Amazon bislang einen Nachfolger schuldig, weicht nicht einmal vom ambitionierten Verkaufspreis ab. Der wesentliche Grund dafür ist profan.

Kindle Voyage erstes "Retina"-Lesegerät

Als erster Sechs-Zoller hatte der Kindle Voyage ein E-Ink-Carta-Panel mit "Retina"-Auflösung, sprich 300ppi, an Bord. Im Vergleich zu den im Herbst 2014 üblichen 212ppi-Displays bedeutete das ein sichtbar schärferes Schriftbild, Text sprang den Leser im Vergleich nahezu an. Im Verbund mit einer nochmals verbesserten Beleuchtung bot der Kindle Voyage damit ein konkurrenzlos gutes Leseerlebnis.

Kindle Voyage auf Kindle Paperwhite

Kindle Voyage auf Kindle Paperwhite

Auch optisch wirkt der Kindle Voyage deutlich moderner als sein eher graumäusigeres Schwestermodell Kindle Paperwhite, was nicht zuletzt der durchgehenden Frontverglasung geschuldet ist. Komfort-Merkmale wie ein Helligkeitssensor und sensorische seitliche Blättertasten runden das 190-Euro-Gesamtpaket ab.

Im Jahr 2015 hat der Kindle Voyage allerdings sein einstiges Alleinstellungsmerkmal eingebüßt, das 300ppi-Display. Und das sogar kindle-intern – schon im Juni kam der Kindle Paperwhite 3 in den Handel. Gleiches Display, gleiche Firmware, gleiches Ökosystem – und das alles für 70 Euro weniger. Weil Kobo (Glo HD) und Tolino (Vision 3 HD, Shine 2 HD) inzwischen 300ppi-Lesegeräte im Programm haben, schien der Handlungsdruck bei Amazon groß.

Viele Spekulationen, keine Ankündigung

In den letzten Monaten dürften eine ganze Reihe Interessierte ihre Kaufentscheidung in Erwartung eines Kindle Voyage 2 zurückgestellt haben. In Blogs wucherten Gerüchte über Spezifikationen (schnellerer Prozessor, Solar-Panel, Modifizierung der PagePress-Sensoren aufgrund von Patent-Streitigkeiten) und Erscheinungsdatum (Herbst/November). Doch die typischen Rahmen für Ankündigungen – IFA, Frankfurter Buchmesse – blieben ungenutzt, und spätestens mit Verstrichen der Shopping-Events Cyber Monday und Black Friday ist offensichtlich, dass Amazon das Jahresendgeschäft ohne ein neues Flaggschiff-Lesegerät bestreiten wird.

Anfang Dezember befragten wir bei einem Amazon-Event in Hamburg den hiesigen Kindle-PR-Verantwortlichen nach den Plänen in Sachen Kindle Voyage 2. Eine zitierfähige Antwort erhielten wir darauf nicht, wohl aber den Verweis darauf, dass sich Amazon mit seinem aktuellen Hardware-Portfolio hervorragend aufgestellt sieht. Dem lässt sich tatsächlich kaum widersprechen.

Nach wie vor der beste eBook Reader

Denn auch mehr als ein Jahr nach dem Verkaufsstart ist der Kindle Voyage hardwareseitig das beste Lesegerät, lässt bei der Anzeigequalität und den Komfort-Merkmalen den Tolino Vision 3 HD klar hinter sich. Bei besonderen Anforderungen ist die Konkurrenz besser (wasserdicht + offen + guter Store: Tolino Vision 3 HD, wasserdicht + offen + größer: Kobo Aura H2O), im Gesamtpaket liegt der Kindle Voyage aber nach wie vor vorne.

Kindle-Familie bei Amazon: Nahezu zwei Paperwhite zum Preis eines Voyage

Kindle-Familie bei Amazon: Nahezu zwei Paperwhite zum Preis eines Voyage

Seiner Rolle als Premium-Lesegerät für alle, die fürs beste digitale Lese-Erlebnis den Euro nicht zweimal umdrehen, wird der Kindle Voyage also auch noch zum Jahresende 2015 gerecht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr sollte das Gerät im Amazon-Portfolio sein. Das illustriert auch die bemerkenswerte Preisstabilität. Während es für Kindle und für Kindle Paperwhite 3 (aktuell mal wieder für 100 Euro erhältlich) Aktionsangebote am laufenden Band gibt, war der Kindle Voyage noch nie nur einmal kurzzeitig unter 190 Euro zu haben.

90-Euro-Hülle für Kindle Voyage

90-Euro-Hülle für Kindle Voyage

Mit integriertem Mobilfunkmodul (3G) sind für das Lesegerät 250 Euro zu bezahlen, im Verbund mit einer höherwertigen Hülle geht es dann sogar über 300 Euro. Was die Zielgruppe offenbar wenig stört: Über lesen.net vermitteln wir im Verhältnis deutlich mehr 3G-Voyage als 3G-Paperwhite, und die 60-Euro-Hülle für den Kindle Voyage war vom ersten Tag ein Bestseller. Wer will, kann für eine "Limited Edition" der Origami-Hülle inzwischen sogar 90 Euro auf den Tisch legen – für 10 Euro mehr gibt es schon einen ganzen Kindle Paperwhite 3.

Wer sich heutzutage überhaupt noch einen eBook Reader zum Schmökern kauft – nicht zuletzt offeriert ja Amazon selbst interessante Alternativen -, will dann auch wirklich ein exzellentes Gesamtpaket. Ein solches bietet der Kindle Voyage nach wie vor, für eine möglicherweise übereilte und damit halbgare Neuauflage gab es schlicht keinen Anlass. Wenn der Kindle Voyage 2016 neu aufgelegt wird, wird Amazon dann wohl auch kein funktionales Feuerwerk abbrennen, sondern das Gerät eher behutsam verbessern.

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Kommentare


Wir wünschen einen guten Start ins neue Jahr » lesen.net 1. Januar 2016 um 08:14

[…] stationären Buchladen, anstatt ein neues Premium-Lesegerät in den Handel zu bringen (eBook Reader: Warum es 2015 keinen Kindle Voyage 2 gab). Der deutsche eBook-Markt wächst weiterhin, an die Stelle wöchentlicher Innovationen ist […]

Antworten

E-Ink: “Wir könnten auch höhere Auflösungen” » lesen.net 8. Januar 2016 um 14:11

[…] vergangene E-Reading-Jahr war ausgesprochen innovationsarm. Wesentlicher Grund: Bei der Kernkomponente von eBook Readern, den E-Ink-Panels, blieb alles beim […]

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Inkbook 8: Leichtes 8″-Lesegerät mit Android 4.2 » lesen.net 1. April 2016 um 15:50

[…] erfolgreichen – Aura H2O nach inzwischen auch anderthalb Jahren mal wieder neu auf, oder der Kindle Voyage 2 wächst in die […]

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Jeff Bezos: Neuer Premium-Kindle nächste Woche » lesen.net 5. April 2016 um 12:05

[…] geben. In den nächsten Tagen darf (und wird) also munter gerätselt werden, was das schon Ende 2015 erwartete mutmaßliche Nachfolgemodell des Kindle Voyage an Bord haben […]

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