Farbige eBook Reader in der Warteschleife
Während Tablets gegenwärtig in aller Munde sind – das iPad 2 als Platzhirsch, in diesen Tagen erscheinende NextGen Android-Tablets wie Motorola Xoom und Samsung Galaxy Tab 10,1 als Herausforderer – ist es um dedizierte Lesegeräte mit farbigen Displays zuletzt erstaunlich still geworden. Schon im März sollte eigentlich der erste Color Reader auf dem Massenmarkt debutieren; doch der Zehn-Zoller von Hanvon liegt nun erst einmal auf Eis, und auch andere Hersteller werden mit der gegenwärtigen Marktentwicklung alles andere als glücklich sein.
Einen Deutschland-Launch vom oben abgebildeten Hanvon Color Reader schloss ein Unternehmenssprecher heute im Gespräch mit lesen.net bis auf weiteres aus – der Reader sei im Marktvergleich einfach zu teuer. Mit einem Preisschild von (unsubventioniert) rund 500 Euro wäre Hanvon schlicht nicht konkurrenzfähig gegenüber ähnlich bepreisten, aber deutlich funktionsstärkeren Multimedia-Tablets.
Die wesentlichen Vorzüge der E-Paper Technologie – lange Akkulaufzeiten und eine augenfreundliche Anzeige – sind bei der Rezeption typischer vielfarbiger Inhalte (Zeitschriften, Enhanced Content) weniger relevant als eine brillante Anzeige und ein großes, ansprechend aufbereitetes Angebot. In beiden Punkten können aktuelle E-Paper Technologien (neben dem von Hanvon verwendeten PVI/E-Ink Panel sind hier vor allem Qualcomm/Mirasol, Bridgestone und Liquavista zu nennen) konventionellen LC-Displays bzw. damit betriebenen Geräten bei weitem nicht das Wasser reichen.
Farbige E-Paper wirken in der Praxis (zuletzt auf der CES Anfang des Jahres in Las Vegas) praktisch durchweg noch sehr verwaschen; die Reaktionszeiten erlaubten häufig nicht einmal Animationen, geschweige denn Videos. Hier fehlt es ohnehin an monetarisierbaren Inhalten: Enhanced eBooks werden momentan primär für iOS entwickelt, erste Verlage fassen zudem die Android-Plattform ins Auge; eBook Reader mit alternativen Betriebssystemen haben gegenwärtig keinen Zugang zu solcher angereicherter Literatur, die farbige eBook Reader überhaupt erst attraktiv macht.
Wie viele andere Hersteller konzentriert sich auch Hanvon hierzulande darum zunächst einmal auf das deutlich fassbarere Geschäft mit preiswerten "LCD-Readern"; das zur Cebit vorgestellte HPad A112 soll hier nur der erste Wurf sein. Darüber hinaus liegt der Ball nun erst einmal wieder im Feld der E-Paper Entwickler: Ohne günstigere und fortschrittlichere (Latency, Kontrastverhältnis, Schwarzwerte) Technologien wird buntes farbiges Papier bis auf weiteres ein Nischenprodukt bleiben. Zudem wäre die Industrie gut beraten, bei den Betriebssystemen der Endgeräte auf verbreitete Lösungen zu setzen; Vorbild kann hier sicherlich Notion Ink sein, die ihr Pixel Qi Tablet Adam zeitnah auf Google Android 3.0 upgraden wollen und damit zu zahlreichen ( erscheinenden) Enhanced eBooks kompatibel machen.
Kommentare
microm 31. März 2011 um 21:21
Ich sag’s euch – das Mirasol Display wird einschlagen wie ein Erdbeben.
Ischgl 1. April 2011 um 14:27
Ja…hoffentlich kann es den Erwartungen entsprechen…
eBook Sven 4. April 2011 um 14:27
Jauza. Ich mir fast sicher, dass es das hält was es verspricht. Den Demo-Videos nach und so…
Sieht ja schonmal richtig schick aus: http://www.youtube.com/watch?v=PRbI09euepM
Verres 5. April 2011 um 11:12
Hängt doch alles sehr an den Produktionskosten. Alles was jenseits der 300 Euro Marke liegt wird es im Massenmarkt schwer haben gegen die Tablet Konkurrenz. Ansonsten wird es eher in Richtung entwicklungsbedürftige Nischentechnologie gehen, den in Richtung "Erdbeben".
samy 6. April 2011 um 18:41
Naja abwarten. Klar wäre interessant weil es wohl eine längere Akkulaufzeit hätte. Zurzeit sag ich mal so:
Ebook-Reader für Romane etc., also Bücher die man durchaus mal eine Stunde oder mehr am Stück liest. Da geht nichts über ein E-Ink-Display!!!
LCD-Tabletts für farbige Ebooks z.B. Naturführer, Fachliteratur die Farbe benötigt, Lexikas, Nachschlagewerke, Duden, etc. Das finde ich das schon ausreichend.. Das Nook Color, ist denke ich für sowas ganz gut (gibts bei uns ja leider nicht)… Dagegen spricht hauptsächlich die Akkulaufzeit….
Farbiges E-Ink wäre natürlich cool, aber solange es nicht wirklich die gleiche Leistung wie ein LCD hat, ist es wohl wirklich ein Nischenprodukt…
5 historische E-Reading-Irrtümer » lesen.net 5. Mai 2015 um 15:26
[…] anderes Dauerthema auf lesen.net sind dedizierte eBook Reader mit Farb-Displays. Dass trotzdem alle aktuellen Lesegeräte […]