iPad 2 als eBook Reader
Tablets gelten (u.a. dem Börsenverein) als Hoffnungsträger im eReading-Markt, insbesondere aufgrund ihrer im Vergleich zu dedizierten Lesegeräten riesigen Verbreitung: allein die erste iPad-Generation verkaufte sich im vergangenen Jahr über 13 Millionen mal. Das ab sofort erhältliche iPad 2 macht als eBook Reader noch eine etwas bessere Figur als das Vormodell, gerade hinsichtlich Enhanced eBooks – das Leseerlebnis ist auf Kindle & Co. freilich immer noch in vielen Bereichen ungeschlagen.
Ein essentieller Faktor für Lesefreunde ist das Gewicht der Hardware – anders als Casual Games a là Angry Birds werden Zeitschriften und Bücher oftmals über einen längeren Zeitraum am Stück rezipiert, entsprechend gut muss das Lesegerät in der Hand liegen. An dieser Stellschraube hat Apple sprichwörtlich spürbar gedreht: mit 601 Gramm ist das zweite iPad 80 Gramm leichter als die erste Generation, mit 8,8mm an der dicksten Stelle zudem vier Millimeter schlanker.
Weiterhin hat Apple die Ecken abgeflacht, was der Handhabung zugute kommt. Engadget pointiert, das Halten des iPad 2 sei ein echter Genuß, Pocket Lint äußert sich hinsichtlich der Gewichtsreduktion etwas weniger euphorisch: Das iPad 1 sei schwer gewesen, das iPad 2 im Vergleich lediglich weniger schwer; die Notwendigkeit zur Ablage des Tablets auf dem Schoß nehme geringfügig ab.
Für die Lektüre längerer Texte ist allerdings auch das iPad 2 zwingend mit beiden Händen zu halten oder abzulegen – anders als dedizierte Lesegeräte wie der fast 3x leichtere Kindle 3, welcher ermüdungsfrei einhändig genutzt werden kann. Der wie was iPad 2 mit 9,7″ Bildschirmdiagonale daher kommende Kindle DX – optimiert für die Anzeige großformatiger Inhalte – bringt dagegen nur 65 Gramm weniger auf die Waage und hat wie ähnlich dimensionierte dedizierte Lesegeräte nun wohl noch ein Argument weniger im Kampf um die Gunst von Lesefreunden. Vermutlich wichtiger für Apple: viele direkte iPad 2 Konkurrenten aus dem Androidlager sind deutlich schwergewichtiger als der iOS-Device (Motorola Xoom: 730 Gramm); das Samsung Galaxy Tab v10,1 wird allerdings sogar noch marginal leichter sein.
Wesentlich verbessert wurde das iPad vor allem unter der Haube: CPU und Grafikeinheit rechnen nun um ein Vielfaches schneller, der Arbeitsspeicher wurde auf 512 Mbyte verdoppelt. Was bei aufwändigen Spielen und Multimedia-Anwendungen tatsächlich für einen spürbaren Geschwindigkeitsschub sorgt und Websites schneller aufbauen lässt, ist für Vielleser wenig relevant – schon das erste iPad gab bei iBooks, Kindle for iPad und anderen eReading-Apps wenig Grund zur Klage ob ruckelnder Animationen oder ausufernder Ladezeiten.
Wichtiger ist für diese Personengruppe schon, dass die Akkulaufzeit trotz der besseren Performance immer noch bei (realistischen) 10 Stunden verbleibt – ein exzellenter Wert für ein Tablet, wenngleich natürlich nur ein Bruchteil der Puste von E-Ink Geräten. Und wer gelegentlich zu einem Enhanced eBook greift oder sich für E-Paper interessiert, dem kommt die schnellere Rechenleistung vor allem bei in den nächsten Monaten erscheinenden Apps sicherlich zugute.
Für erweiterte Buchformen können auch die beiden neuen Kameras nutzbar gemacht werden. Die Bildqualität ist zwar "unterdurchschnittlich"; beispielsweise für Augmented Reality Anwendungen, Individualisierungen von Literatur über Fotos/Videos und Interaktion via Videotelefonie sind die Linsen allerdings absolut ausreichend und werden von App-Entwicklern sicherlich auch zeitnah entsprechend instrumentalisiert.
Nichts getan hat sich leider (entgegen anderslautender Gerüchte) beim Display; eine brillanten Farbdarstellung stehen massive Spiegelungen sowie eine Auflösung von "nur" 768 x 1024 px (133 dpi) gegenüber; Android-Tablets wie das Samsung Galaxy Tab 10,1 oder auch das Motorola Xoom zeigen Inhalte mit 800×1280 Bildpunkten an, womit u.a. Schrift schärfer dargestellt wird.
Nichts desto trotz ist das iPad 2 nun zunächst einmal der Device, den es zu toppen gilt – auch aufgrund der vielen Zehntausend nutzwertigen Anwendungen im App Store, denen der Android Market derzeit noch wenig entgegen zu setzen hat. Beim Literaturangebot fehlt Google in Deutschland zwar noch ein Äquivalent zum iBookstore; Buchläden wie den Kindle Store gibt es allerdings schon lange auch für Android, mit dem Bluefire Reader wird es bald auch eine sehr brauchbare App zur Anzeige von Andobe DRM geschützten epub-/pdf-Dateien geben.
Bei der Bestellung vom iPad 2 im Apple Online Store muss gegenwärtig eine Wartezeit von drei bis vier Wochen in Kauf genommen werden. Weiterhin kann das Gerät bei Vertragspartnern wie Gravis oder Home of Hardware geshoppt werden; hier gibt es allerdings momentan keine Angaben zur Lieferzeit. Zudem wird das Apple Tablet gegenwärtig bei verschiedenen Gewinnspielen ausgelobt (etwa hier und dort), zur Teilnahme hat man naturgemäß die Weitergabe der persönlichen Daten an diverse Kooperationspartner abzunicken.
<Video via Golem>
Kommentare
Sonja 27. März 2011 um 18:12
Ich besitze seit Freitag das iPad 2, aber ich werde sicher zum Lesen von Büchern den Kindle 3 benutzen. Das iPad ist mir zu hell und auch zu unhandlich und schwer.
cookiemonster-65 27. März 2011 um 19:19
Eine etwas andere Vorschau auf das iPad2, die aber zum obrigen Kommentar gut passt… und warum doch beim kleinen handlichen ebook-reader (Sony, Kindle etc.) bleibt…
http://www.youtube.com/watch?v=ct1_r_61sk8
Chräcker 28. März 2011 um 07:17
Ich mag das iPad, hätte gern eins, hab nur zu wenig wirklichen Bedarf für eine Haushaltsgeldtaugliche Begründung. ;-) – Aber Bücher lersen würde ich sicher auch weniger damit. Zu unscharf wirkt mir die Schrift, von der Spiegelung und dem ewigen leuchten zu schweigen.
Allerdings muß ich zum Gewicht sagen: beim mit sinnieren während des lesens des Artikel dachte ich mir: ich lege meine Bücher immer beim lesen irgendwo an oder auf. Habe noch nie ein Buch etwas länger frei mit einer Hand haltend vor meinem Leseauge verharren lassen.
Bigboo73 28. März 2011 um 09:08
Ich besitze seit 9 Monaten mein iPad und lese sehr viel damit.
Ein "Zu hell" Problem sollte es eigentlich nicht geben, dafür gibts einen Regler, sogar komfortabel direkt in iBooks integriert ;-)
Das Gewicht spielt je nach Lesestil und Einrichtung die Rolle ob man das Gerät die ganze Zeit in der Hand hält.
Eines kann ich reinen "Noch" Bücher Lesern sagen, man ändert auf jeden fall Stück für Stück die Art wie man sein Lesegerät in der Hand hält. Man sollte nicht schauen… Ich halte mein Buch so, da liegt das Lesegerät aber so… in der Hand.
samy 28. März 2011 um 14:08
@cookiemonster-65
Sehr gute Rezension. Nein, der Sinn eines Ipads fällt mir immer noch nicht ein. Wenn überhaupt ein anderes Tablett z.B. ein GalaxyTab.. dann aber nur für Zeitschriften etc. Dagegen sprechen aber zwei Dinge: Viele Zeitschriften gibt es noch gar nicht digital, und dann ein Preis von über 100 Euro….
Peter 31. März 2011 um 07:12
Es gibt erstaunlicher Weise doch Gründe, die mich eine Entscheidung zugunsten des iPads und gegen einen PocketBook 903 fällen ließen: Ich brauche ein Gerät, mit dem ich PDFs mit Noten anzeigen, und in denen ich außerdem die für mich wichtigen Textzeilen farblich markieren kann.
Außerdem möchte ich unkompliziert Dynamikzeichen etc. einfügen können.
All das kann man in einer genialen App namens forScore…wie ich bei Musikerkollegen sehen konnte.
Alle verfügbaren e-Reader können DAS nicht bieten.
Außerdem geht das Blättern blitzschnell vor sich…beim Singen hat man keine Zeit, einen lahmen Seitenaufbau abzuwarten.
Naja, vielleicht holen die e-Reader ja irgendwann technisch auf, und bieten Ähnliches…
LG,
Peter.
samy 31. März 2011 um 11:43
@Peter
Das kann ich gut nachvollziehen. Ebook-Reader sind zur Zeit hauptsächlich dann gut wenn es darum geht einen längeren Text (Romane, Sachbücher die man am Stück liest) zu lesen und eventuell noch ein paar Markierungen Notizen dazu zu machen..
Wenn es aber Farbe nötig ist, es sich um Nachschlagewerke, kurze Texte, Magazine etc. handelt.. oder man spezielle Anforderungen hat (wie bei Ihnen), dann ist ein Tablett (noch) die bessere Wahl…
Als "normaler" Ebookreader würde ich das Ipad schon deshalb nicht nehmen, weil die Epubs einen anderes DRM haben, und so nur auf Apple-Geräten gelesen werden können (und so viel ich gelesen hab, kann dieses DRM noch nicht umgangen werden)…
Peter 1. April 2011 um 00:15
@samy
Ich habe nicht vor, für irgendwelche iTunes-eBooks Geld zu bezahlen. ;-)
Und ich warte selbst sehnlichst auf mindestens zehnzöllige, farbige eBook-Reader, auf denen man mit Text, Noten und anderen Inhalten auch ARBEITEN kann, wie in einem klassischen Druckerzeugnis.
In vielen meiner Klavierauszüge gibt es mehr Bleistift-Eintragungen als Druckerschwärze…
Wenn man diese Eintragungen dann noch quasi wie einen Layer aus-, einblenden und für verschiedene Inszenierungen auch auswechseln könnte – großartig.
Naja…das iPad ist für mich eine "Brückentechnolgie" auf dem Weg zum A4-großen, zusammenrollbaren farbigen ePaper mit zweihundert Gramm Gewicht.
LG…Peter.
Fabian 17. April 2011 um 20:47
Also ich besitze ein iPad der ersten Generation und benutze es gelegentlich auch zum Lesen. Eigentlich finde ich das iPad taugt durchaus zum Lesen. Es ist deutlich blickwinkelstabiler als manche (billigen) PC-Displays, die Hintergrundbeleuchtung empfinde ich durchaus als akzeptabel. Weniger schön ist das iPad jedoch wenn es ins Freie geht. Unter dem prallen Sonnenlicht hat man mit dem iPad kein Lesevergnügen. Das Display spiegelt in der Sonne enorm, ein Lesen ist selbst bei voller Helligkeit nur mit ein wenig Mühe möglich. Das geht zur Not für wenige Seiten – einen ganzen Roman möchte ich aber nicht im Sonnenlicht auf dem iPad lesen müssen. In Gebäuden dagegen macht das Lesen auf dem iPad richtig Spaß – und im Bett hat man einen weiteren Vorteil – man braucht keine Nachtischlampe ;-).
Besonders viel Spaß macht es auch die Taz im digitalen Abo zu lesen.
Für Dauer-Leser sind sicherlich die speziellen eBook-Reader interessanter.
meineHerrn 1. August 2011 um 19:35
Ich benütze das iPad 2 jetzt seit einigen Wochen. Lesegenuss sieht anders aus. Fachbücher im PDF-Format (die App GoodReader eine zwingende Voraussetzung) kann man vielleicht noch lesen (das iPad steht dann neben dem Rechner) aber Unterhaltung … brrrr. Nebenher knabbern geht mit dem iPad einfach nicht. Nach einer halben Stunde spätestens kommt der Krampf unvermeidlich. :(
Hier ist der Sony Reader unschlagbar. Superleicht und Super-Display. Ist zwar teurer als Kindle u. a., aber dafür halt auch deutlich besser als diese Behelfs-Reader. ;)