"Kindle for (UM)PC" im Test
Mit der Veröffentlichung von "Kindle for PC" zu Beginn der Woche hat Amazon einen weiteren Schritt in Richtung der angekündigten Entkopplung von dediziertem Lesegerät und Content-Store gemacht. "No Kindle Required" heißt es im Zusammenhang mit der kostenlosen Software, über die das hierzulande 280.000 eBooks fassende Angebot auf jeden Windows-Rechner kommt.
Genutzt wird das Programm wohl nicht zuletzt zur mobilen Lektüre auf portablen Endgeräten – umso kleiner und leichter, desto besser. Neben der inzwischen weit verbreiteten Geräteklasse Netbooks und den aufstrebenden Surf-Tablets zählen dazu insbesondere UMPCs (=Ultra Mobile PC). Die Kombination aus kompaktem Formfaktor, langer Akkulaufzeit und umfassender Konnektivität scheint geradezu prädestiniert für "Kindle for PC".
Kollege Steve vom UMPC Portal wollte es genau wissen und hat den Praxistest gemacht. In einem sechsminütigen Video zeigt der Engländer Installationsprozess und Usability vom Amazon-Programm auf einem Viliv X70 EX. Der 660 Gramm leichte Sieben-Zoller gibt einen praktikablen eBook Reader ab: 7-8 Stunden Lesen sind mit einer Akkuladung drin, WLAN und 3G (optional) ermöglichen die mobile Synchronisation mit anderen Lesegeräten (Kindle, Kindle for iPhone) und einen einfachen Zugang zu digitaler Literatur. Auf 1024x600px zeigt der Viiv X70 EX zudem mehr Text auf einmal an als gängige 6″ e-Ink Devices.
Technologiebedingt steht längerer Lektüre aber die von vielen Lesefreunden als störend empfundene LED-Hintergrundbeleuchtung des Displays im Weg. Hinzu kommt der UMPC-typisch gehobene Preis von rund 500 Euro inkl. Versand und Steuer – dedizierte Lesegeräte sind nur halb so teuer (und nur halb so schwer). Natürlich bekommt man mit dem Viliv X70 EX aber den multifunktionaleren Device, der seinen Besitzer etwa nach einer entrückenden Lesesession dank GPS auch noch sicher nach Hause führt.
Wer anders herum ohnehin einen UMPC sein Eigen nennt oder die Anschaffung plant, findet in Kindle for PC eine Lesesoftware mit einigen gerade auf ultraportablen Devices gewichtigen Vorteilen. Anders als bei Web 2.0 Lesecommunitys wie Scribd entfällt die auf kleinen Displays manchmal frickelige Navigation nebst ungenügender Textdarstellung, der Weg zum (E-)Buch ist dank Sync-Funktion ausgesprochen barrierefrei. Allerdings müssen die Entwickler bei Amazon auch noch einige Arbeit in ihre Software stecken, die momentan nur mit einem "rudimentären Funktionsumfang" daher kommt und selbst Standardfeatures wie eine Suchfunktion vermissen lässt.
Kommentare
siberia21 13. November 2009 um 16:01
Hmm ich kann nachvollziehen das die Software natürlich ein feiner Schritt ist. Ich habe selbst einigen UMPCS, den OQO1+ den OQO 2 usw. Doch na ja als Mobipocket Reader benutzer, ist dass Ebook lesen auf einem UMPC nichts neues, im gegenteil. Ich habe das auch schon auf Tablet PC und anderen Exoten.
Die Kindle Software macht erst dann richtig sinn, wenn wir hier auch Bücher dafür haben. Ansonsten gibt es den Mobipocket Reader mit Verbindung zu meiner Privaten Bibliothek und gut ist.
Ich bin gespannt wie sich das weiter entwickeln wird.
Sven 13. November 2009 um 20:37
Passt zur proprietären Verhaltensweise von Amazon, dass Linux User ausgegrenzt werden.
jazznrhythm 13. November 2009 um 21:15
Scheint so langsam zu einem Format-Krieg zu werden, wie ehedem der Browser-Krieg. Setzt sich das Kindle-Format durch, dann bestimmt Amazon die Preise am eBook-Markt. Setzt sich ePub durch, dann wird Amazon ein Anbieter von vielen und steht in Konkurrenz zu Google etc. Spannend.
siberia21 14. November 2009 um 18:39
Ich bin mir da nicht sicher ob das wirklich so ausarten wird. Allerdings bisher sehe ich noch keine großen Vorteile in der Amazon Software. Für uns Europäer sowieso rein weg gar nicht.
Amazon ist bisher nur einer von vielen und der Kindle trägt auch nicht gerade zu einer enormen Verbreitung bei. Es wäre mal interessant zu wissen wie die Marktverhältnisse sind.
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