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[Zukunft] Lesegerät 2015

acc_portfolio_d1_popIm Rahmen des Sony Reader Gewinnspiels fragten wir vor 14 Tagen die Community unseres Forums nach ihrem perfekten Lesegerät im Jahr 2015. Über 60 teils visionäre, teils witzige, teils auch literarisch wertvolle Artikel kamen zusammen – so unterschiedlich die Ansätze auch waren, einige (Wunsch-)Trends für die nahe Zukunft lassen sich in der E-Lesegemeinde doch ausmachen.

Eine große Rolle spielt der Formfaktor: Viel Platz auf dem (möglichst farbigen) Bildschirm wird gewünscht – meist mehr als die 15cm (6″) Durchmesser, den die meisten aktuellen Modelle mitbringen. Als Ausweg vor allzu unhandlichen Formfaktoren bei Bildschirmdiagonalen von 8″-12″ werden klapp-, roll– oder faltbare Panels gesehen – in Form eines Taschenbuchs (vielleicht auch mit vielen einzelnen Displays) oder eines Stiftes, aus dem der Bildschirm dann herausgezogen wird -, "all inclusive" möglichst unter 200 Gramm. Die Hersteller arbeiten bereits an solchen Technologien, die kurzfristig aber wohl nur im Geschäftskundenbereich Anwendung finden werden.

ipad-haltenObwohl nur selten klar ausgesprochen, wünschen sich die meisten funktional mehr als reine Lesegeräte – Notizen, Highlights und Diskussionen innerhalb von Texten (Social Reading) sind ein Muss, E-Mailen und Surfen sowie Videoplayback werden zumindest als positive Zusatzfeatures gesehen. In Sachen Usability werden zumeist Touchscreen-Interfaces erwartet; gut gefallen hat uns daneben die Idee von magnetischen frei positionierbaren haptischen Bedienelementen.

Strom wird das Lesegerät 2015 nach Ansicht der meisten Lesefreunde aus integrierten Solarzellen beziehen, ist also weitgehend autonom; auch dies ist keine Utopie. Alternativ könnte zumindest der Ladevorgang via USB-Kabel von Induktionsladematte abgelöst werden, bei denen das Gerät nur noch auf eine Oberfläche zu legen ist und magnetisch geladen wird. Etwas visionärer sind Ansätze zur Aufladung durch Körperwärme oder mittels einer  Kurbel (a là OLPC)

playstation3_0Eher unwahrscheinlich, aber auf jeden Fall witzig ist die Idee einer Kopplung von eBook Reader und Spielekonsole: Der Aufstieg in ein neues Level bei der Playstation ist erst möglich, wenn ein Buchkapitel auf dem Sony Reader gelesen wurde – ein innovativer Ansatz, Jugendliche fürs Lesen zu begeistern.

Zu hoffen bleibt weiterhin, dass kakalaki’s Vision eines "intergalaktisch küchenschabigen E-Reader" nicht Realität wird, aufgrund dessen in seiner Kurzgeschichte Aliens im Jahr 2015 die Erde invasieren; ebenfalls in den Sternen steht ein 8. Teil von Harry Potter, dessen Lektüre auf einem NextGen-Reader hier lesenswert beschrieben wird. Literatrisch wertvoll ist gleichfalls die Beschreibung eines Lesegeräts 2015 aus Sicht von 2030.

Bei den vielen tollen Beiträgen fiel es absolut nicht leicht, die für den besten Artikel ausgelobte Sony Reader PRS-650 Touch Edition an den Mann/die Frau zu bringen – schon aufgrund der offenen Fragestellung wäre eine Verlosung unter allen Teilnehmern rückblickend betrachtet vielleicht sogar die bessere Wahl gewesen (hätte aber auch viel Spam produziert). Die Wahl fiel letztlich auf Jean, der ’sein' eher rudimentäres Lesegerät 2015 in einen größeren Zusammenhang stellte und damit skizzierte, was für einen Nutzen elektronisches Lesen auch über das Individuum hinaus hat. Nachfolgend Jeans Beitrag im Volltext.


Die E-Ink Technologie ist doch vor allem deshalb so spannend, weil sie als einzige Technologie das Papier aus Zellstoff überflüssig machen könnte und darüber hinaus Vorteile bietet wie Wiederverwendung, Speichern, Synchronisieren, Transportgewicht, etc.

Es geht also nicht um die Konkurrenz zu Tablet-PCs. Da ist der Technologieansatz ein ganz anderer. Sondern die E-Ink Technologie muss ähnlich praktisch, robust und verfügbar wie Papier werden, dann kommt der Vorteil der gestochenen Schärfe zum tragen.

Soweit die Zusammenfassung… Um bei meinem Wuschreader für 2015 anzukommen, will ich etwas weiter ausholen…

1. Meine Vision

Papier wird überflüssig. Die intensive globale Nutzung der Wälder, insbesondere der Primärwälder veringert sich auf ein Minimum.

Es ist grotesk, dass uns in Filmen wie Herr der Ringe die fantastischen alten Wälder beindrucken und wir in Avatar die Zerstörung der Heimat der Navi mitfühlen und wir uns gleichzeitig in der realen Welt damit abfinden, dass es in wenigen Jahrzehnten kaum mehr vergleichbare Wälder geben wird. Das muss nicht sein.

Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, Zivilisation oder Wilde, Technik oder Natur, sondern wir haben es in der Hand die Welt der Zukunft zu gestalten. Es liegt auch nicht am System, sondern an unserer Trägheit, uns zu informieren und zu handeln. Denn es gibt bereits alle Möglichkeiten, diese Welt zu verändern, so lebenswert wie wir sie uns nur in Filmen erträumen können.

Meine Vision einer solchen Welt ist eine, die sich den Aufwand Unmengen Papier aus Bäumen und ähnlichem zu produzieren spart und dafür alles mit wiederverwendbarem Papier erledigt.

2. Unser Weg dorthin

Der erste Schlüssel ist die globale Vernetzung und das Wecken der Potentiale aller Menschen (die Idee um das E-Papier verbreiten),
der zweite ist die Innovation und die gemeinsame Umsetzung (die Entwicklung unterstützen),
der dritte ist das Konsumverhalten und der Willen zur Veränderung (das perfekte E-Paper kaufen und von neuen Nutzverhalten profitieren).

Das elektronische Papier ermöglicht uns durch Innovation und das Zusammenspiel vieler Technologien einen gewaltigen Schritt zu machen. Die Betrachtung der Natur als reine Resource kann überwunden werden. Die Reduzierung des Frischfaserbedarfs ist entscheidend dafür. Denn insbesondere die für die Mehrzahl der Tierarten lebensnotwendigen Primärwälder stehen durch durch den immer noch steigenden pro Kopf Papierverbrauch unter immensen Druck. Diesen Druck können wir einfach entweichen lassen. Damit die steigende Weltbevölkerung nicht das Problem verschlimmert, sondern an der Lösung mitwirkt, brauchen wir Schlüsselinnovationen wie das elektronische Papier.

Es gibt zwar bereits für fast alle Anwendungen Alternativen zur Verwendung von Papier aus Zellstoff, doch bisher ist es einfach zu praktisch und handlich gegenüber Monitoren, Beamern, Handys.

Darum muss das E-Papier der Zukunft vor allem eines können: Mindestens genauso handlich sein in allen Größen und Formen.

3. Das Papier 2015

Im Jahr 2015 ist sicherlich noch nicht die endgültige Reife erreicht. Doch um dem Zellstoff ersthaft Konkurrenz zu machen, reicht es, für die Anwendungen von Papier genauso gut und nur manchmal noch besser sein. Das heißt für 2015 muss vorrangig die Usability verbessert und Schwachstellen beseitigt werden. Folgende Punkte wären das beispielsweise:

Bücher zum Lesen:

  • Einfaches Durchblättern (einzelne und mehrere Seiten durch intuitive kleinere bzw. größere Bewegung)
  • Springen zu Kapiteln und markierten Seiten
  • Standards um direkt Bücher aller Verlage und Anbieter leihen und kaufen zu können
  • Wörterbuchunterstützung und Vorlesen für alle Sprachen

zusätzlich für Wissenschaftliche Bücher:

  • Querverweise als Links (Textbezüge, Formeln, Literatur)
  • Nützliche Apps wie Taschenrechner, Spreadsheet, etc.
  • Markieren mit individualisierbarer Übersicht aller Markierungen (z.B. als Mindmap gestaltbar, die die markierten Inhalte priorisiert und mit Links versieht)
  • Notizen überall im Buch mit automatischer Handschrifterkennung

Zeitungen:

  • Je Zeitungsteil (Politik, Wirtschaft, …) Übersicht über die Artikel jew. mit Schlagzeile
  • Anwahl mehrerer Artikel, die anschließend der Reihe nach angezeigt werden
  • Links zu jedem Zeitungsteil zum sofortigen Wechsel
  • Einfaches Hochladen aktuellen Ausgabe
  • A4 Format

TerminKalender:

  • Eintragen von Notizen per Texterkennung in Monatsplan, Wochenplan und Aufgabenliste
  • Ausnutzung der großen Fläche, um auf einem Blick alles dringende zu sehen (Defaultansicht des Readers) und einfaches/v.a. schnelles Bearbeiten zu ermöglichen
  • Aufgabenliste zum Priorisieren, als erledigt kennzeichnen

Schulhelfte/Studium:

  • Schreibgefühl wie auf normalem Papier
  • Handschrifterkennung
  • Zusatzliche Intelligente Funktionen wie gezieltes Wiederholen als wichtig vermerkter Inhalte, Vokabeltraining mit individueller Wiederholrate, Aussprachetraining, etc.
  • Lineal und Winkelfunktion -> automatisches Begradigen von Linien und Nachjustieren von Winkeln

Büroarbeit:

  • Einfaches Drucken Jeglicher Dokumente auf das E-Papier
  • komfortable Funktion zum Archivieren von Gedrucktem
  • Ausgefeilte Suchfunktion, um altes gedrucktes wiederzufinden

Besprechungen/Präsentationen:

  • Synchronisation mehrerer E-Papiere in Echtzeit (was einer schreibt, sehen die Anderen, Dokumente wie PDFs, Spreadsheets können ausgetauscht und bearbeitet werden)
  • Übertragung zum Beamer

All dies könnte ein Reader mit Anzeige schwarzweiß erfüllen, der ca. A4 Format hat, ausreichend flach ist, unter 500g wiegt und langlebig, d.h. robust und haltbar ist. Klar wären Farben für Magazine gut und großen Flächen für Werbe- und Präsentationstafeln noch besser und die Möglichkeit es auf Hosentaschengröße zu falten genial, aber das dürfte vorerst technisch zu aufwendig sein und ist 2015 auch noch nicht notwendig.

Entscheidend ist aber auch die Optimierung der Produktion nach Input und Output, also möglichst geringem Material- und Energiebedarf sowie niedrigen Preisen pro Fläche E-Papier.

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Kommentare


bitschnau 7. November 2010 um 20:07

Ein sehr würdiger Gewinner.

Ich gratuliere. :-)

Antworten

Passepartout 7. November 2010 um 22:10

Energie aus Körperwärme, die Idee finde ich gut: Citizen macht es mal wieder vor.

EcoDrive Thermo nennt sich das ganze.
Seebeck-Effekt ist die Funktionsweise.

Antworten

Lesetipps für den 8. November | Netzpiloten.de – das Beste aus Blogs, Videos, Musik und Web 2.0 8. November 2010 um 09:16

[…] 3.0 Lesegerät 2015: Im Rahmen des Sony Reader Gewinnspiels fragten wir vor 14 Tagen die Community unseres Forums nach […]

Antworten

Bigboo73 10. November 2010 um 15:11

bei dem geringen Stromverbrauch und der relativen größe von e-readern sollten wirklich Solarzellen schon heute einsetzbar sein.

Einfach auf der Rückseite integrieren! ich habe mich sowieso schon gefragt wieso das noch niemand bisher gemacht hat.

Mein persönlicher (etwas kurzfristiger und nicht so Visionärer) Entwurf, wäre ein Ebookreader, der Wasser und staubgeschützt ist, so dass er auch für See Strand und Badewanne taugt.

Würdiger Gewinner, kann ich nur zustimmen!

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