Microsoft Courier: Das unendliche Buch
Mit einem Knall beendete der US-Gadgetblog Gizmodo im September das nachrichtenarme Sommerloch. Zu einer Zeit, als IT-Interessierte auf aller Welt die Ankündigung eines Apple Tablet herbeisehnten, präsentierten die Kollegen Bilder von einem mindestens genauo revolutionären Device aus Redmond: Dem Microsoft Courier. Nun gibt es neue Informationen zu Benutzeroberfläche und Bedienung.
Den Formfaktor vom Microsoft Courier haben die Designer unverkennbar vom Buch abgekupfert: Der Device kommt mit gleich zwei multitouchfähigen 7″ Panels daher, die sich platzsparend zusammenklappen lassen. Aber auch softwareseitig (angepasstes Windows 7) orientiert sich Microsoft an bedrucktem Papier.
Kernelement der Navigation ist das sogenannte "Infinite Journal", eine Art Notizbuch mit unendlich viel Platz für verschiedenste Inhalte – und zum Kreativsein. Anders als ein vermutlich im Wesentlichen auf Medienkonsum ausgelegtes Apple Tablet wird das Microsoft Courier nämlich auch ein Arbeitsinstrument sein. Insbesondere Grafiker und Videoproduzenten sollen mit dem feinfühligen Stylus und simpler Contentsyndikation angesprochen werden.
Darüber hinaus wird auf dem Microsoft Courier naturgemäß viel notiert, geplant und (gemeinsam) verwaltet – Gizmodo Deutschland hat das bislang bekannte Interface anschaulich erklärt. Ob, was und in welchem Umfang auf den beiden wohl LED-hintergrundbeleuchteten Touchpanels vom Microsoft Courier auch gelesen wird, steht dagegen in den Sternen.
Obwohl das Microsoft Courier vielerorts bereits den Stempel "eBook-Reader" aufgedrückt bekommen hat (nicht zuletzt aufgrund der Optik), liegt hier eindeutig nicht die Kernfunktionalität – Gewicht, Stromverbrauch und natürlich die Bildschirmtechnologie machen den Device als portablen Buchersatz eher ungeeignet.
Zudem wird sich Microsoft Innovationen und offensichtliche B2B-Orientierung teuer bezahlen lassen: Ein Preisschild mit nur drei Stellen vorm Komma wäre schon eine kleine Überraschung. Dedizierten Lesegeräten, deren Verkaufspreise derzeit praktisch wöchentlich fallen, wird der Microsoft Courier damit nur bedingt gefährlich.
Spannend könnte das Gerät dagegen für Verlagshäuser mit Magazinen im Geschäftskundenumfeld werden, die ihre Inhalte hier nahezu nativ (und bezahlt) in den digitalen Raum bringen können. Bezahlbare e-Ink Geräte mit einer adäquaten Darstellung von farbigen grafischen Inhalten werden wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Darüber hinaus könnten Microsoft Courier und ähnliche Dual Screen Tablets Lesecommunitys wie Scribd und insbesondere Issuu (unten) oder MyComics kräftig Aufwind geben, die ohnehin im Internetbrowser zuhause und für die Anzeige auf zwei Bildschirmen wie geschaffen sind. Auch Hybridformate – zum Beispiel eingebettete Konzertvideos in Musikmagazinen – könnten bei dieser neuartigen Gerätegattung ein Erfolgsmodell sein.
Kommentare
Jules2k 9. November 2009 um 15:19
Interessant, interessant.
Microsoft scheint da ja ein recht heißes Eisen im Feuer zu haben, hätte ich ihnen garnicht zugetraut. Wenn das Teil wirklich so funktioniert, wie beworben, dürfte es grade für kreativ schaffende (zu denen ich mich auch zähle), eine echte Bereicherung dastellen. Auf meiner persönlichen "haben-will" Liste steigt das Teil jedenfalls relativ weit vorne ein.
Gibt es schon irgedwelche Releasetermin-Gerüchte?
jazznrhythm 9. November 2009 um 15:52
Sowas lebt und stirbt mit und an dem Betriebsystem. Ein – wie immer geartetes – Booten eines Systems, verbietet sich da quasi von selbst. Ebenso gefährlich ist das Überladen mit Apps und Funktionen, die soetwas schnell zu einem Sandkasten voll Selbstzweck machen, aber die eigentliche Kreativität hemmt.
Form Follows Function? Die wunderbare Vielfalt der Lesegeräte « Textunes Blog 13. November 2009 um 17:48
[…] Hinterlasse einen Kommentar Reden wir über farbiges eInk, zusammenklappbare Multi-Displays, flexibles elektronisches Papier und der Aufschwung der eBooks-App zum Nr.1 Verkaufschlager im […]
Bigboo73 2. Dezember 2009 um 09:44
Das Gerät ist auf jeden fall höchst Interessant. Wenn die Touchscreen Funktion sich in einem Stiftmodus auf Wacom ähnliche Technik umschalten würde, wärs der Hammer. Oder alternativ der linke screen touchscreen und der Rechte reine Stiftbedienung
Ich Schreibe und Skizziere viel und leider leg ich dabei meine Hände aufs Papier (wie soviele). Deshalb bin ich erstmal mit dem Hanvon N518 eingestiegen und da fürs erste zufrieden mit der Notizfunktion. Gelbe Zettel und DINA 4 Einzelblätter für Skizzen sind schon mal vom Schreibtisch verbannt :)
Die Doppelseiten Lösung hab ich mir schon seit dem ich ein DS besitze für einen EBook Reader gewünscht. Ich lese schon seit 2003 auf dem Handy! Hoffentlich wird das keine Ente. Bin mal gespannt wie sie das mit dem Strom lösen wollen.
Diese ganzen Life Style Features empfinde ich als unnötig und überladen das System. Aber die "IPhone Generation" will ja auch interessiert werden…
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