Oyo WLAN+3G (vorerst) gestorben
Thalia in Turbulenzen: Der mit hoher Priorität und (entsprechend) enormem Marketingbudget bestückte Oyo kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht mehr heraus. Bisheriger Höhepunkt: Das Spitzenmodell Oyo WLAN+3G (mit integriertem UMTS-Modem für ortsunabhängigen Zugang zum Thalia eBook Store), dessen Verkaufsstart erst vor zwei Wochen auf den 10.02 – also übermorgen – angesetzt wurde, musste nun "auf unbestimmte Zeit verschoben werden".
Ohnehin sollte der Sechs-Zoller schon im Dezember in den Handel kommen; wie auch Konkurrent Libri mit seinem Acer Lumiread 3G hatte der Filialist im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft dann aber doch "nur" das Basismodell anzubieten. Auch darum gab es in der Vergangenheit immer wieder Aufregung: erinnert sei an nachträglich verteuertes Zubehör und die vor allem anfangs fehleranfällige Firmware (vgl. Testbericht).
Beim Betriebssystem besserte Thalia zwar zuletzt mehrfach nach, das bislang letzte Firmware Update geriet aber zum Desaster: Release Nummer 3407 legte zahlreiche Oyos praktisch komplett lahm, worauf Thalia mit einem optionalen Downgrade reagierte. Ein schon für vorvergangene Woche in Aussicht gestelltes korrigiertes Update blieb aus ("durch unsere internen Tests durchgefallen"), einen neuen Termin fürs Update (verbessert unter anderem Blättergeschwindigkeit und Energieeffizienz) bleibt Thalia bis auf weiteres schuldig.
"Unvorhersehbare technische Probleme" sind laut Thalia nun verantwortlich dafür, dass "der Launch des OYO WLAN+3G auf unbestimmte Zeit verschoben werden muss,da der Qualitätsstandard nach unseren Tests leider nicht unserer gewünschten Qualität entspricht." Wer den 3G-Reader für 189 Euro vorbestellt hat, wird in diesen Stunden informiert – gleichzeitig kann der Reader allerdings nach wie vor geordert werden.
Die Vorgänge in Hagen beziehungweise Münster erinnern ein wenig an txtr, deren Reader ebenfalls wegen (allerdings primär hardwareseitigen) Qualitätsproblemen immer wieder verschoben wurde und letztlich sogar die Unternehmensziele änderte. Was bei einem Startup wie txtr allerdings durchaus erwartbar ist, stellt im Fall von Thalia doch eine dicke Überraschung dar – gerade vor dem Hintergrund der Bedeutung, die das Projekt bei Deutschlands zweitgrößtem Filialbuchhändler hat. Thalia-Chef Michael Busch wird sicherlich not amused darüber sein, dass sein Baby – die "dritte Darreichungsform des Buchs" (Busch bei der Oyo-Präsentation im September) inzwischen mehr mit sich selbst als mit dem Wettbewerb zu kämpfen hat.
A propos: Die Sony Reader PRS-650 Touch Edition ist wieder lieferbar.
Kommentare
B@tze 8. Februar 2011 um 18:21
"Unvorhersehbare technische Probleme"
HaHaHa
A. Buck 8. Februar 2011 um 21:11
Wann wollte Amazon anfangen einen dt. Kindle Shop anzubieten? Die Voraussetzungen werden ja ständig besser!
Nach den Kritiken der Oyo-Tester und Käufer hier und in den einschlägigen Foren wundert mich diese Nachricht nicht wirklich.
carokann 9. Februar 2011 um 00:20
R.I.P OYO I.
Köpfe werden rollen!
Holger 9. Februar 2011 um 07:45
Der freie Markt wird´s richten.
Es gibt gute Alternativen auf dem Markt die gut funktionieren(ich nenne bewusst keine Marken und jede hat ihre Stärken und Schwächen).
Ralf 9. Februar 2011 um 08:40
auf der Sony-Seite (dein Link im Artikel) ist der Sony nach wie vor "zurzeit nicht verfügbar". generell ist der Reader-Markt momentan noch sehr, sehr schwierig in Deutschland: die Geräte auf dem Markt sind entweder zu schlecht (Sony hat nicht mal WLAN??), zu teuer (über 200 Euro wird man den massenmarkt nicht erreichen) oder beides. das wird sich wohl wirklich erst mit Amazon dieses Jahr ändern..
Tim 9. Februar 2011 um 11:03
Ich finde es gut, dass Thalia hier eine klare Grenze zieht. Sie haben sich ja offensichtlich mit diesem Projekt übernommen (oder einfach mit Medion den falschen Partner).
Da finde ich es in besser, das Gerät nicht rauszugeben als eins das nicht vernünftig funktioniert. Ist doch im Interesse der Kunden … im Endeffekt auch dem der Vorbesteller und Wartenden – dann können die sich gleich umorientieren anstatt es später zurückschicken zu müssen.
Siegfried Glaser 9. Februar 2011 um 20:31
@Tim: Kann nur zustimmen. Wenigstens lügt man sich hier nicht zu Lasten der Kunden selbst etwas vor.
Ich hoffe auf jeden Fall, dass der OYO nicht stirbt. Schon deswegen, weil sich Amazon ohne echte Konkurrenz wohl auch nicht unter Zeitdruck sehen dürfte, einen deutschsprachigen Shop anzubieten.
Amazon im Endspurt zum deutschen Kindle-Shop? « Walfischbucht 15. Februar 2011 um 08:45
[…] Schwierigkeiten, auf die Thalia mit dem hauseigenen eReader Oyo gestoßen ist (vgl. dazu z.B. hier auf lesen.net), sind die Marktchancen für Amazon in Deutschland mit Sicherheit nicht kleiner […]
Michael 1. März 2011 um 22:46
Ich muss zugeben, ich bin mit meinem Oyo nicht unzufrieden. Die direkte Shop-Anbindung ist sehr gut gelungen, die Bedienung des Geräts ist intuitiv.
Mit den letzten Updates kam dann auch die schnelle Bedienbarkeit. Es gibt aus meiner Sicht nur zwei (große) Probleme:
1. Akkulaufzeit – hier passiert es leider, dass sich das Akku aus unerfindlichen Gründen leersaugt
2. Display – Der Kontrast ist leider doch nicht so hoch wie bei E-Ink. Man kann lesen, benötigt aber mehr Umgebungslicht.
Aber: 139 Euro für ein 6 Zoll-Gerät mit WLAN und direkter Shop-Anbindung ist schon wirklich gut und der Preis ist angemessen.
Michael
– POSTED PLANET 16. März 2011 um 15:47
[…] noch keine Vision. Darüber hinaus ist bei der Markteinführung des Oyo einiges schiefgegangen, wie Johannes Haupt auf Lesen.net bereits im Februar 2011 festgestellt […]
Amazon hat Thalia im Buchhandel überholt [pBooks und eBooks] – MexxBooks – Mach ein Buch | MexxBooks – Mach ein Buch 16. März 2011 um 17:21
[…] noch keine Vision. Darüber hinaus ist bei der Markteinführung des Oyo einiges schiefgegangen, wie Johannes Haupt auf Lesen.net bereits im Februar 2011 festgestellt […]
Werner 30. April 2011 um 11:38
Ich hab mir für 136 € den OYO geleistet, um endlich einen Reader zum Experimentieren zu haben. Positives: handlich, man kann bei hellem Licht ( draußen!) sehr gut lesen, WLAN geht prima, PDF werden bis auf kleine Macken gut lesbar dargestellt, ePub auch. USB Überspielen klappt einwendfrei, kostenlose ebooks gibt es ja recht viele im Web.
Negatives: Bed.Anleitung ist Schrott, es fehlt der explizite Hinweis, dass man NUR per WLAN sich registrieren lassen kann, nicht über Compi und USB Schnittstelle.
Wer kein WLAN hat, soll zu Thalia laufen?? Die kostenlose Schutzhülle wurde nicht mitgeliefert. Das erste ebook für den 10€ Gutschein hat 48h gedauert, dann kam die mail, daß es zum download bereit liegt. Nun kommt der Härtetest: Es war eine Bibel, aber ohne Inhaltsverzeichnis! Das ist ein Sachmangel, ich will mein Geld zurück. Mal sehen, ob das wohl klappt.
Fazit: 136 € für den Einstieg in ebooks sind nicht allzuviel, die ersten MP3 player waren auch sehr teuer. Administrativ muß Thalia noch sehr viel verbessern.
Kindle Paperwhite 3G sofort nach Verkaufsstart vergriffen » eReader » lesen.net 24. November 2013 um 18:32
[…] Lesegeräte aus der Mode gekommen (die Älteren erinnern sich: Selbst den Thalia-Reader Oyo sollte es mit 3G geben). Inzwischen ist Amazon der einzige große Hersteller, der einen modernen eBook Reader mit […]